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Ich bin dein, du bist mein

Ich bin dein, du bist mein

Titel: Ich bin dein, du bist mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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als unverzeihlicher Fehler erwiesen. Aber durch so einen kleinen Rückschlag ließ er sich nicht entmutigen. Auch dass gerade die Polizei bei Judith war, beunruhigte ihn kaum. Im Gegenteil! Er fühlte sich angespornt.
    Er holte seinen Roller aus der Garage und machte sich auf den Weg nach Frankfurt. Da Judith nicht auf seine flehentlichen Botschaften reagierte, würde er ihr auf andere Weise die Augen öffnen müssen. Sie musste endlich begreifen, dass sie beide füreinander bestimmt waren. Und wenn Worte sie nicht überzeugen konnten, würde er nachhelfen müssen. So leid ihm das tat. Denn nichts verabscheute er so sehr wie Gewalt.
    Aber vielleicht reichte es ja auch, ihr eine Lehre zu erteilen. Vielleicht reichte es, wenn sie am eigenen Leib spürte, was sie ihm angetan hatte. Dann würde sie verstehen, was er schon lange wusste: Liebe tat weh. So weh.

    Gabriel mailte nicht mehr. Judith hatte auf dem Rechner ihrer Mutter alle nötigen Accounts eingerichtet, doch diePostfächer blieben leer. Auch über Skype kam keine Anfrage rein. Funkstille. Aber diese Stille machte Judith erst recht Angst.
    Zoeys schrecklicher Tod überschattete noch immer jeden Tag. Auch wenn der Mordfall schließlich von der Titelseite in den Lokalteil wanderte – Judith konnte nicht aufhören, an diesen Albtraum zu denken. Jan saß noch immer in Untersuchungshaft. Wer weiß, wie lange es noch dauerte, bis die Ermittlungen abgeschlossen waren und der Prozess begann. Sein Anwalt hatte zwar eine Freilassung auf Kaution beantragt, aber in Anbetracht der Schwere der Anklage wurde diesem Antrag nicht stattgegeben.
    Judith hatte in der Zwischenzeit einen Berg von Klausuren zu bestehen. Die Biologiearbeit hatte sie natürlich mit Pauken und Trompeten in den Sand gesetzt. Der Zitronensäurezyklus hatte sozusagen ohne sie stattgefunden. Englisch und Deutsch liefen besser, sodass sie im Großen und Ganzen dennoch zufrieden sein konnte. Sie hatte Gabriel schon fast vergessen, als ihre Mutter ihr beim Mittagstisch einen Brief gab.
    »Ist jemand gestorben?«, fragte sie.
    »Wieso fragst du das?« Judith legte das Besteck beiseite und betrachtete das Kuvert genauer. Es hatte einen schwarzen Rand und die Adresse war aufgedruckt. Sie öffneteden Umschlag und zog eine Karte heraus. Sie war aus feinstem Büttenpapier, doch auch hier war der Text getippt worden.
    Seltsam und voller Wandlungen ist das Leben. Eine Kleinigkeit reicht hin, uns zugrunde zu richten oder uns emporzutragen.
    Kein Absender. Keine Unterschrift.
    Plötzlich brummte Judiths Handy in der Hosentasche. Mit zitternden Fingern holte sie es hervor. Sie hatte eine SMS erhalten.
    Hast du meine Nachricht gelesen?
    Judiths Herz setzte für einen Schlag aus. Der Absender war eine unbekannte Telefonnummer. Es brummte erneut.
    Wenn du mich weiter missachtest, werde ich dich zerstören.
    Judith stand auf. Ihre Beine fühlten sich an wie Gummi. Sie trat zum Küchenfenster und schob vorsichtig den Vorhang einen Spaltbreit beiseite. Wieder brummte es.
    Ich sehe, wohin du gehst oder was du tust. Ich werde dir eine Mail schicken und du wirst sie beantworten. Jetzt.
    Judith stieß einen erstickten Schrei aus und zog den Vorhang wieder zu.
    »Um Himmels willen, was ist los mit dir?«, rief ihre Mutter. »War das Gabriel?«
    »Ja«, murmelte Judith und eilte hinauf in ihr Zimmer.
    Es dauerte einen Moment, bis der Rechner hochgefahren war.
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betr.: Ich und du
    Meine allerliebste Judith,
    es tut mir leid, dass ich zu solchen Mitteln greifen muss, um deine Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber du lässt mir keine Wahl. Dabei will ich doch nur unser Bestes, das musst du mir glauben!
    Ich will dir nicht wehtun. Bitte, ich möchte dich nur sehen und dir sagen, was ich für dich empfinde. Sag nicht Nein. Befrei mich aus meiner Qual.
    In Liebe
    Gabriel
    »Dieser Kerl ist krank!«, sagte Marion, die unbemerkt hinter Judith getreten war. »Du willst ihm doch nicht etwa antworten?«
    »Doch«, sagte Judith. Ihre Finger huschten über die Tastatur. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    »Tu es nicht!«, flehte ihre Mutter. Zerberus, der ihr gefolgt war, winselte leise.
    Judith wirbelte herum. »Entweder du lässt mich hier machen oder du gehst raus!«
    Marion zuckte zusammen, schwieg aber. Judith schickte ihre Antwort ab.
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betr.:
    Die Polizei weiß Bescheid. Sie hat meinen Rechner. Sie liest deine Mails. Und sie weiß, dass du Zoey

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