Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)
Bademantel. Er hielt eine riesige Fernbedienung in der Hand. »Nix bestellt!«, blaffte er.
»Ist das nicht 8 E ?«, flötete Klara mit ihrem schönsten Pizzabotinnenlächeln hinter dem Visier des Helms, der Authentizität willen.
»8 G , Dummchen.« Da war die Tür schon wieder zu. Natürlich, wie konnte ich nur so dumm sein, dachte Klara und schellte an der nächsten Tür. Glück hatte sie jedoch erst bei der vierten. Als auch nach mehrmaligem Klopfen und Klingeln niemand öffnete, zog sie den Pick aus der Hosentasche. So viel zum Thema nie wieder Knast, dachte Klara und hatte das Schloss schon geöffnet.
Als der Schließmechanismus klickte, drückte Klara die Tür nach innen auf, und ihr schlug ein bestialischer Gestank nach verdorbenen Lebensmitteln entgegen. Irgendetwas blockierte die Tür, sodass sich Klara durch einen engen Spalt in die Wohnung zwängen musste. Überall in dem winzigen Flur lagen Müllsäcke. Kleine Schmeißfliegen waren aufgeschwirrt, als sie mit der Tür gegen die Plastiksäcke gestoßen war. Klara war heilfroh, dass sie den Helm aufhatte, ohne wäre sie vermutlich Gefahr gelaufen, in Ohnmacht zu fallen. Sie versuchte, so gut es ging in den Stoff zu atmen, und stakste über die Müllsäcke hinweg ins Wohnzimmer. Kein Zweifel: Sie hatte sich die Wohnung eines Messies ausgesucht. Das gesamte Apartment war vollgestellt mit Regalen, aus denen wertloser Tand und Abfall herausquollen. Alte Zeitungen, Plattenspieler, staubige Gefäße, nicht abgewaschenes Geschirr mit versteinerten Essensresten. Zu allem Überfluss bemerkte sie mindestens acht Katzen, die sich bemühten, ein Plätzchen in dem Chaos zu finden. Sie öffnete das große Fenster, ein Schwall klarer Luft strömte herein, sodass sie sich traute, den Helm abzunehmen. Klara bückte sich und kraulte ein besonders verwahrlost aussehendes Tier hinter den Ohren. Es war eine riesige grell orangefarbene Katze mit gelben Augen. Ein lautes Schnurren ließ erkennen, dass das schon viel zu lange niemand mehr gemacht hatte. In einem der Regale fand sie eine flache Schale, die außer einer dicken Staubschicht einigermaßen sauber aussah. Im Bad füllte sie Wasser hinein und räumte ein Stück Fußboden für die Katzen frei, indem sie einfach einige Zeitungen auf einen alten Plattenspieler warf.
Am Fenster überprüfte sie die Lage von Zimmer 748 im Gebäude gegenüber, und es zeigte sich, dass sie sich nicht verrechnet hatte. Der Pizzatasche entnahm sie ihre Nikon mit dem Teleobjektiv und schraubte sie auf das einbeinige Stativ. Sie musste sich einen weiteren Stapel Zeitungen suchen, um mit ihren 1,67 Meter einen anständigen Winkel auf den siebten Stock des Hotels zu haben, der ein wenig tiefer lag. Zimmer für Zimmer suchte sie die Fassade ab, bis sie ihr Ziel gefunden hatte. Der Ehemann kam gerade aus der Dusche, er trug einen Bademantel des Hotels. Sollte sie etwa zu spät gekommen sein? Laut seinem Terminkalender hatte er das »Kunden«-Treffen erst um vier. Sie warf einen Blick auf die Uhr. 3:55 Uhr.
Zehn Minuten später wurde Klara wieder einmal bestätigt, dass sich Terminkalender selten irren, zumindest was die Zeiten angeht. Um 4 : 04 Uhr öffnete der Plastikpflanzengeschäftsführer seine Hotelzimmertür. Tatsächlich immer noch im Bademantel, was Klara an seinen Qualitäten als Liebhaber zweifeln ließ. Sie schoss ein paar Bilder. Die Frau, die sein Zimmer betrat, sah aus wie eine Geschäftsfrau. Eine sehr gut aussehende Geschäftsfrau, wie Klara zugeben musste. Kurze rote Haare, perfekt geschminkt. Die Geschäftsfrau schien keinesfalls irritiert, ihn im Bademantel zu sehen. Im Gegenteil. Vermutlich kannten sie sich tatsächlich schon länger. Klara betätigte den Auslöser. Der Spiegel der Kamera klackte. Die Frau nahm einen Umschlag entgegen, lächelte verführerisch. Sie freute sich offenbar sehr, ihn im Bademantel vorzufinden, denn sie nahm ihn in die Arme und streichelte seinen Nacken. Schaute ihm tief in die Augen. Dann knöpfte sie ihre Bluse auf. Viel zu schnell für Klaras Geschmack. Aber sie hat sich auf das Treffen gefreut, merkte Klara. Sie trug vermutlich ihm zuliebe dunkle Wäsche, die sehr teuer sah. Wenn ich zwei und zwei zusammenzähle, murmelte Klara hinter ihrer Kamera, dann bist du keine reguläre Geliebte, Herzchen. Sondern eine Professionelle. Ihre Auftraggeberin würde ihre Bilder trotzdem bekommen. Und sie werden genauso oder gar noch ein wenig wertvoller sein. Mein Honorar hat sich gerade um
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