Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)
eines Lieferwagens auf sich aufmerksam zu machen, der neben ihnen stand und mit den Fingern im Takt zu einer Musik auf die Wagentür trommelte. Er blickte beinah in ihre Richtung, ohne Adrian in die Augen zu sehen. Er musste ihn doch sehen! Adrian winkte noch verzweifelter und schlug mit der Faust gegen die Scheibe.
»Sir, ist Ihnen nicht aufgefallen, dass die Scheiben von außen verdunkelt sind?«
»Verdammt!«, schrie Adrian und ließ sich in den Sitz fallen. Noch einmal griff er nach dem Handy, suchte den einzigen Eintrag, von dem er annahm, dass er ihm jetzt helfen könnte: Klara Swell. Sie würde wissen, was zu tun ist. Und sie hatte eine Knarre. Aber das Handy blieb tot. Null Balken. Kein Empfang. Nichts. Adrian ballte die Hand zur Faust und ließ sich in den Sitz sinken. Was sollte er auch tun? Er brauchte eine zündende Idee.
»So ist es besser, Sir. Bitte glauben Sie mir, dass Sie nicht in Gefahr schweben. Mein Auftraggeber möchte nur in Ruhe mit Ihnen reden.«
»Das hätte er aber auch einfacher haben können«, giftete Adrian nach vorne. Er glaubte ihm nicht. Ganz und gar nicht. Und wer sollte das überhaupt sein, dieser ominöse Auftraggeber? Ein Lieferant, der sich für die unbezahlten Rechnungen rächen wollte? Er hatte bisher gedacht, dass er nicht von der Mafia beliefert würde, sondern nur von ehrlichen Händlern wie Shushu. Shushu würde ihm aber keinen Wagen schicken, Shushu würde ihm höchstens einen vergammelten Fisch vor die Tür des Lokals legen.
»Da bin ich mir nicht so sicher«, erwiderte der Mexikaner. »Wie Sie sehen werden, hat er eine sehr spezielle Vorstellung von Diskretion.«
Adrian starrte auf sein nutzloses Handy. »Langsam bekomme ich eine Ahnung davon«, murmelte er zu sich selbst.
»Bitte, Sir, genießen Sie die Fahrt, so gut es Ihnen in dieser für Sie sicherlich verwirrenden Situation möglich ist. Und wenn es Ihre Zeit erlaubt, lesen Sie den Vertrag.«
Was für einen Vertrag?, fragte sich Adrian. Er fingerte am Klappmechanismus der Mittelarmlehne herum. Tatsächlich lag dort ein brauner Umschlag mit einem Aufkleber darauf: Lost Souls Foundation. Stiftung der verlorenen Seelen. Seine Stiftung. Deren Name nicht einmal zwanzig Leute kannten. Die noch nicht einmal gegründet war. Mit einem letzten Funken Hoffnung warf er noch einmal einen Blick auf sein Handy und öffnete dann mit zitternden Fingern den Umschlag.
Kapitel 3
Hillsborough, New Jersey
Montag, 11. Juni
Klara startete den Boss, als sie den riesigen Geländewagen ihres Zielobjekts im Rückspiegel bemerkte. Der weiße Lincoln Navigator bog aus der steilen Einfahrt auf die Straße und fuhr langsam an ihr vorbei. Der starke V 8-Motor ihres Mustangs brummte hungrig, aber trotz seiner Übermotorisierung würde er dem Mann im Suburban nicht auffallen. Denn aufgrund ihrer Überwachungsaufträge hatte sie sich für eine einfarbige Standardlackierung entschieden statt des grellen Oranges oder giftigen Grüns, den regulären Boss-Farben. Ein weiterer Kompromiss für ihren neuen Job und ein weiterer Grund, ihn besonders aufregend zu finden. Ich sollte weniger Kompromisse machen, dachte Klara, als sie den Gang einlegte. Sie ließ ihm gute hundert Meter Vorsprung, um sicherzugehen. Obwohl nicht zu erwarten war, dass er sie bemerkte. Er hatte keinen Grund, sich verfolgt zu fühlen. Und wenn doch, würde er nach einem roten Voyager Ausschau halten, dem Van seiner Frau. Klara wusste bereits, mit wem er sich treffen würde. Was ihr jedoch fehlte, waren Beweise. Fotos. Sie verfolgte die Ehemänner hysterischer, aber dafür umso reicherer Frauen, damit diese vor Gericht einen höheren Preis für ihre Scheidung erzielen konnten. Manchmal war auch ein Auftrag für Thibault Stein, einen alten Anwalt, dabei, die interessanter klangen, als sie tatsächlich waren. Alles in allem war aus der einstigen FBI -Ermittlerin eine sehr durchschnittliche Privatschnüfflerin geworden. Was zum Teil an Sam lag, der nach den Erfahrungen aus dem letzten Jahr nichts mehr von lebensgefährlichen Einsätzen wissen wollte. Sie hatten ihre Beziehung auf ernsteren Boden gestellt. Was aber nicht nur an Sam lag, musste Klara zugeben. Der Navigator bog zur Interstate 287 ab. Wie erwartet, fuhr der Inhaber einer gut gehenden Plastikpflanzenfirma nach Manhattan. In ein anonymes Hotel. Kein billiges, aber auch kein Luxusschuppen. Er traf sie nicht erst seit gestern. Und wenn es heute klappte mit den eindeutigen Bildern, wäre der Fall endlich
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