Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)
nächsten drei Tage abgesagt.«
Pia ließ sich auf einen der Besucherstühle fallen. »Okay«, sagte sie schließlich und griff nach dem ersten Umschlag. »Fangen wir an.«
»Wie sieht es aus mit ein paar von diesen Quiches, die Sie letzte Woche auf der Karte hatten, Adrian?«
»Solange ich damit dem Papierkrieg entkommen kann, desertiere ich jederzeit gerne«, antwortete Adrian. »Sie kriegen Ihre Quiches.«
Pia schaute auf ihr Handy: 22 : 56 Uhr und ein verpasster Anruf. Es würde eine lange Nacht werden.
»Okay«, sagte Pia. »Wo fangen wir an?«
»Ich würde sagen, mit diesen Bändern und in Hyannis Port, Miss Lindt. Oder hätten Sie einen besseren Vorschlag, um denen mal richtig auf die Füße zu steigen?«
Kapitel 47
Quantico, Virginia
Mittwoch, 10. Oktober
Sam Burke schwitzte, weil er nicht geschlafen hatte. Nach dem Alkohol kommt also die Arbeit, dachte er, als er sich die siebte Tasse Kaffee des Tages eingoss. Sie hatten ihre Operationszentrale in Bennetts Büro aufgeschlagen, hier hatte ohnehin die ganze Zeit über das Profil an der Wand gehangen. Neu war hingegen, dass sie jetzt Zugriff auf sämtliche Ressourcen des FBI hatten, was insbesondere Shirin die Arbeit sehr erleichterte. Wenn sie anrief, bekam sie ohne weitere Schwierigkeiten Rechenleistung von den Hochleistungscomputern, jede Datenbankanfrage wurde mit Priorität behandelt. Es war fast alles wie früher, wenn nicht die Leere in Sams Herzen geblieben wäre. Shirin tat alles, um ihn mit ihrer sperrigen Art und ihrem Muslimahumor aufzumuntern. Manchmal funktionierte es besser, manchmal schlechter. Aber insgesamt, fand Sam, hielt er sich wacker. Wenn man bedenkt, dass ich auf einem Feldbett schlafe und bei den Rekruten duschen muss, dachte er. Sam haderte immer noch mit dem letzten Brief, in dem sich Tom für Klaras Tod entschuldigt hatte. Und mit seinem eigenen Namen in der Mitte des Profils. Zunächst war es ihm logisch erschienen. Natürlich könnte er als Empfänger der Botschaften ein zentrales Element sein. Und es hatte die Chefetage überzeugt, ihm den Fall zurückzugeben. Aber insgeheim hegte Sam Zweifel, denn Toms letzter Brief schien nicht dazu zu passen. Würde er sich für ihren Tod entschuldigen, wenn er ein Manipulator war? Ein Schachspieler, der sie Zug um Zug austrickste und wie der Igel in der Fabel immer schon vor dem Hasen am Ziel war? Sam wanderte an der Wand mit dem Profil entlang und tippte mit dem dicken Filzmarker auf seinen Namen. Es passte nur, wenn Tom gar nicht erst in dem Café gewesen war, wovon Bennett ohnehin überzeugt war. Aber wäre Klara wirklich einem Zwanzigjährigen aufgesessen? Zumal sie ihn gesehen haben musste, schließlich war sie auf den Überwachungsbändern deutlich zu erkennen. Irgendetwas passte hier noch nicht zusammen, sinnierte Sam und kratzte sich am Kinn. Sein Nussvorrat war gestern zu Ende gegangen, und er konnte ohne eine ausgewogene Kalorienzufuhr nicht richtig denken. Beinah hätte er heute Morgen dem Verlangen nach einem seiner früher heiß geliebten Donuts nachgegeben. War es nicht jetzt egal, wenn er sich in den Herztod oder die Adipositas fraß? Er starb doch sowieso jeden Tag ein kleines Stückchen mehr. Und es gab auch niemanden mehr, den ein dicker Bauch stören würde, seit …
Seine destruktiven Gedanken wurden in diesem Moment von dem lauten Wiehern eines Pferds unterbrochen. Sam schreckte hoch und blickte direkt auf Shirin, die an ihrem Rechner saß und hektisch zu tippen begonnen hatte.
»Haben Sie gut geschlafen?«, fragte Shirin, ohne von der Tastatur aufzublicken. Bennett unterdrückte ein Gähnen, als er hinter Shirins Rechner trat.
»Was ist passiert?«, fragte er.
»Es wurde Alarm ausgelöst.«
»Alarm?«, fragte Sam. »Ein Pferdealarm?«
»Ich habe eine automatische Benachrichtigung programmiert, wenn ein Todesfall eingetragen wird, der zu unserem Profil passt?«
Sam war hellwach. Er lief um den Tisch herum und stellte sich neben Bennett.
»Wir haben eine AKTUELLE Leiche?«, fragte Sam.
»Nicht mehr ganz taufrisch, aber von letzter Woche«, sagte Shirin, die immer noch tippte. »Es dauert ein wenig, bis die natürlichen Todesfälle eingepflegt werden. Entgegen allen Unkenrufen hat es sich nämlich noch nicht überall rumgesprochen, dass wir im 21. Jahrhundert leben.«
»Wo?«, fragte Sam.
»In New York«, antwortete Shirin. »26. Straße. Ein Sozialwohnungskomplex.«
»Also ist er noch an der Ostküste«, rief Sam. »Ich wusste es. Er
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