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Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)

Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)

Titel: Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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ausgehen«, bemerkte Sam, ohne zu wissen, ob Shirin überhaupt mit Männern ausging. Oder ob sie gerade jetzt einen unter ihrem Hijab versteckte.
    »Und ich weiß endlich auch, warum er mir überhaupt diese Briefe schreibt: Es ist der Phobiker in ihm. Die Angst vor dem nächsten Opfer. Die Angst, erwischt zu werden, die sich langsam paart mit der Angst, niemals erwischt zu werden. Wenn ihr eine Prognose von mir hören wollt, dann glaube ich, dass er sich langsam zu einem …«
    Das laute Klingeln seines Handys unterbrach ihn in seinem Vortrag.
    »Hallo?«, meldete er sich.
    »Professor Burke, hier spricht Andy Fellon.«
    »Ja«, sagte Sam, der in diesem Moment keine Ahnung mehr hatte, wer Andy Fellon war. Wenn er an einem Fall arbeitete, neigte er dazu, alles andere zu vergessen. Oder zu verdrängen.
    »Sie hatten mich damit beauftragt, bei Ihnen nach der Post zu schauen.«
    Der Junge aus dem Labor. Von der Uni. Wenn er ihn anrief, dann …
    »Ja?«, fragte Sam mit belegter Stimme.
    »Ich sollte Sie anrufen, wenn wieder einer kommt, der aussieht wie der, den wir untersucht haben.«
    Der nächste Brief. Und sie kamen Tom immer näher. Sam schluckte. Er musste so schnell wie möglich zurück nach Boston.

Kapitel 18
    Der fünfte Brief
     
    Lieber Sam,
    wenn man sich ernsthaft damit beschäftigt, ist Mord eine komplizierte Wissenschaft. Vielleicht die komplizierteste von allen, denn der Gegner ist nicht nur die Natur, sondern die anderen Wissenschaftler, die versuchen, deinen Erkenntnissen den Garaus zu machen. Ich nahm mir vor, die nächsten Jahre erst einmal zu lernen. Leute wie du, Sam, sind in diesem Geschäft die Gegner. Nach Charlene habe ich beschlossen, das Ganze logisch anzugehen. Man arbeitet wie in der Politik mit einer scharfsinnigen Opposition, die keine Fehler duldet. Ich wusste, dass ich viel dazulernen müsste, sonst würde ich niemals erfolgreich sein. Vor allem weil das Erlebnis mit Charlene – wie soll ich es ausdrücken, ohne sie herabzuwürdigen – letztlich unbefriedigend blieb. Ich schrieb mich in einem Fach ein, von dem ich mir versprach, dass es mich meinem Ziel näher bringen würde. In den nächsten zwei Jahren nahm ich an jedem zusätzlichen Kurs teil, der mir vielversprechend erschien, aber ich wechselte meine Studiengebiete wie meine Kommilitonen die Freundinnen. Ich besuchte Vorlesungen in Medizin, Pharmakologie, Psychologie und Computerwissenschaften. Ich studierte nicht mit einem bestimmten Abschluss im Sinn, ich studierte ein Thema: den Tod.
    Im zweiten Studienjahr absolvierte ich ein Praktikum am UCLA Medical und machte dort eine erstaunliche Beobachtung. Es war ein zweiter Juni, und ich erinnere mich, dass ich zur Mittagspause in die Kantine ging. Zwei Schwestern unterhielten sich am Nachbartisch über die üblichen administrativen Querelen eines Krankenhauses mit über 500   Betten. Die eine erzählte der anderen von einem Problem mit dem neuen Computersystem. Ich biss in eine überreife Banane und verfolgte ihr Gespräch. Die Blonde mit den kurzen Haaren und den Sommersprossen auf der Nase konnte sich nicht mehr in das Computersystem einwählen, weil sie ihr Passwort vergessen hatte. Sie war sich sicher, dass sie es irgendwo aufgeschrieben hatte, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, wo sie das gelbe Post-it angebracht hatte. Unter der Tastatur war es nicht, in ihrer Schreibtischschublade auch nicht, möglicherweise habe es die Reinigungskraft entfernt. Sie wusste es nicht. Und sie war wirklich verzweifelt. Umso erstaunlicher erschien mir die Reaktion ihrer Kollegin, die vorschlug, das IT-Department anzurufen. Es komme dauernd vor, dass Leute ihre Passwörter vergessen. Und es werde nicht viel nachgefragt, wenn sie von einem Krankenhaustelefon anriefe. Nur ihren Namen und ihre Dienstnummer müsse sie natürlich angeben. Als ich ging, warf ich die Bananenschale in einen großen Papierkorb mit einem blauen Plastiksack, auf einen leeren Kakaodrink mit dünnem roten Strohhalm, wie es sie schon damals nur noch in Kantinen gab. Die ganze Tragweite meiner Erkenntnis sollte mir erst zwei Tage später klar werden.
    Ich hatte mich für die Kardiologische Ambulanz entschieden, weil ich ohnehin in der Nähe arbeitete und weil sie mir für meinen Zweck ebenso geeignet erschien wie einige andere der Abteilungen. Keine Sorge, Sam, es geht in diesem Fall nur um einen Testlauf, wie ich Ihnen bereits angekündigt hatte. Ich wollte mir Zeit nehmen, und mit einem klaren 


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