Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)
August
Adrian von Bingen stapelte die letzten Pfannen der Mittagsschicht übereinander und wischte sich die Hände an einem Küchentuch ab, das in seiner Schürze steckte. Er warf einen Blick auf Pia, die am Pass mit den Wärmeplatten lehnte, und stellte fest, dass sie in ihrem spießigen blauen Anwältinnenkostümchen wieder einmal hinreißend weiblich aussah.
»Er wartet schon«, sagte Pia mit vorwurfsvollem Ton, von dem Adrian nicht sicher war, wie ernst er gemeint war.
»Das hier wird ihn versöhnen«, sagte er und schnappte sich ein Tablett mit Tartelettes. Kurz vor dem Büro wäre er fast mit Klara zusammengestoßen, die durch das Restaurant hetzte, als versuchte sie, einen Bus zu erwischen.
»Bin ich zu spät?«, fragte sie.
»Wir wollten gerade anfangen«, sagte Pia.
Im Büro wartete Thibault Stein auf einem der beiden Besucherstühle. Klara nahm ihren Platz ein, und Adrian platzierte das Tablett mit dem späten Mittagessen auf einem der vielen Papierstapel, die auch unter Klaras Ägide nicht so schnell schmolzen, wie Adrian sich das insgeheim erhofft hatte. Aber es störte ihn auch nicht großartig. Die Finanzen sahen blendend aus, und die Tartelettes schmeckten in einem unordentlichen Büro keinen Deut schlechter.
»Klara, ist alles in Ordnung?«, fragte Pia, und Adrian musste feststellen, dass sie tatsächlich ein wenig mitgenommen aussah.
»Es geht mir gut«, sagte Klara und schaltete den betagten Computer ein. Er gab ein ungesundes Geräusch von sich, belohnte sie aber kurz darauf mit einem bunten Startbildschirm.
»Nachdem nun alle wohlbehalten eingetroffen sind«, begann Thibault Stein und fischte eines der Roquefort-Birnen-Küchlein von dem Tablett, »können wir ja vielleicht mit der Sitzung beginnen? Miss Lindt, würden Sie?«, bat er seine Assistentin und kaute zufrieden.
Pia schlug eine Akte auf: »Tagesordnungspunkt eins der Vorstandssitzung der Lost Souls Foundation heute: der Fall Laura Tennenboom, Fallnummer …« Sie blätterte durch eine zweite Akte. »Sissi, haben wir überhaupt schon eine Fallnummer für Laura Tennenboom?«, fragte Adrian.
Klara Swell klemmte ihr Tartelette zwischen die Zähne und tippte etwas in den Computer. Adrian nannte sie immer bei ihrem Spitznamen, was sie nicht mochte, aber immerhin war er seit Neuestem gewissermaßen ihr Chef, und ein wenig Aufziehen hatte noch niemand geschadet.
»Wieso Fallnummer? Sind wir hier beim Finanzamt?«, ätzte Klara.
»Okay«, bestätigte Pia und notierte einfach ihren Namen fürs Protokoll.
»Klara, kannst du einen kurzen Bericht darüber geben, was der Gerichtsmediziner gefunden hat?«
»Dr. Linwood hat die seinerzeit vom behandelnden Arzt festgestellte Todesursache multiples Organversagen bestätigt, fand jedoch Spuren eines Nervengiftes namens Tetrodotoxin.«
»Nachdem das Gehirn zehn Jahre in einem Glas eingelegt war?«, fragte Adrian verblüfft.
»Das Gehirn ist ein sehr guter Speicher für Giftstoffe«, referierte Klara. »Zumindest hat mir das Terence erklärt. Offenbar konnten diese Giftstoffe vom Körper nach dem Tod nicht abgebaut werden, und das Formaldehyd konservierte sie zusammen mit dem Gewebe, in dem sie eingelagert wurden.«
»Wie bei einer Williamsbirne die Vitamine«, murmelte Adrian und handelte sich einen giftigen Blick von Pia ein.
»Das heißt, es war keine natürliche Todesursache? Eindeutig?«, fragte Pia mit dem Protokollstift im Anschlag.
»Nein. Sie wurde ermordet. Natürlich kann Dr. Linwood keinerlei Aussage darüber treffen, wie ihr das Gift verabreicht wurde und ob es möglicherweise ein Suizid gewesen sein könnte. Möglicherweise hat auch ihre Vorerkrankung dabei eine verstärkende Rolle gespielt, aber sie starb definitiv an dem Gift.«
»Haben wir die Polizeiakte zu dem damaligen Fall?«, fragte Pia.
»Das schon«, seufzte Klara, »aber sie bringt uns keinen Deut weiter. Die Notärzte wurden von ihrer Schwester gerufen, die Laura leblos in ihrer Wohnung gefunden hatte. Ihren behandelnden Arzt hat sie gleich mit informiert, und in Verbindung mit ihrer Krankheitsgeschichte wurde eine natürliche Todesursache eingetragen. Fall geschlossen. Die Notiz der Polizei zu dem Notruf ist keine vier Zeilen lang. Offenbar hat niemand auch nur im Ansatz ein Verbrechen vermutet.«
»So macht er es also«, sagte Adrian. »Das ist sein Muster, oder?«
Klara nickte: »Das vermutet Sam auch.«
»Du sprichst wieder mit Sam?«, fragte Pia.
»Gut so«, sagte Stein. »Ich hatte mich schon
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