Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)
fragte Klara entgeistert. »Was kann der damit zu tun haben?«
»Keine Ahnung«, sagte Adrian. »Aber wenn ich ehrlich bin, wird mir unser Geldgeber mit jedem Tag unsympathischer.«
»Sympathie ist kein guter Ratgeber, Adrian«, sagte Stein. »Aber ich stimme Ihnen zu, etwas seltsam kommt mir das mittlerweile auch vor. Was schlagen Sie vor?«
»Wenn es wirklich stimmt, dass das FBI den Fall übernimmt, ist unsere primäre Aufgabe erfüllt. Die Stiftung soll die Morde nachweisen und danach die Ermittlungen den Behörden überlassen.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob wir uns da nicht ein wenig unter Wert verkaufen«, sagte Klara. »Außerdem habe ich so ein Bauchgefühl, dass Sam etwas Entscheidendes übersieht.« Sie warf Pia einen bedeutungsschweren Blick zu, den Adrian nicht einordnen konnte. Die beiden Freundinnen trafen sich in letzter Zeit auffällig oft bei ihnen zu Hause, während er noch arbeitete. Er wusste es, weil zwei Weingläser auf ihrem Couchtisch standen. Und jetzt war Klara deutlich anzumerken, dass sie sich nicht damit zufriedengeben wollte, so früh aus ihren Fällen wieder auszusteigen. Im Grunde war das Adrian nicht unrecht. Aber im Moment galten für ihn andere Prioritäten.
»Über Sam erfahren wir doch ohnehin alle Details zu den Fällen, und wenn ich das richtig sehe, gab es im letzten Brief auch keine neuen Hinweise, oder?«
»Zumindest nicht ohne einen Computerspezialisten«, stimmte Klara zu, zumal der auf ihrer Wunschliste für weitere Stiftungsmitarbeiter ganz oben stand.
»Ich denke, es ist Zeit, den Hintermännern auf den Zahn zu fühlen«, sagte Adrian.
»Aber wir haben uns vertraglich verpflichtet, genau das …«, warf Stein ein.
»Ich weiß, Thibault«, unterbrach ihn Adrian mit sanfter Stimme. »Aber ich kann den brutalen Mord an Enrigo einfach nicht länger ignorieren. Und der Secret Service, die ganze Geheimniskrämerei, dass wir keine Fälle in Hyannis Port untersuchen sollen, dass sie immer alles vor uns wissen, das stinkt doch zum Himmel. Und es stinkt gewissermaßen aus der Hemisphäre, nämlich von ganz weit oben. Ich kann das nicht. Nicht mit meiner Stiftung, wir müssen wissen, wer dahintersteckt, bevor wir uns noch weiter von ihnen abhängig machen.«
Thibault Stein atmete aus: »Ich verstehe das, Adrian, aber ich glaube, Sie machen einen großen Fehler.«
»Dann ist das hiermit entschieden«, schloss Adrian. »Klara versucht, alles über die Soulmate LLP herauszufinden. Ohne Einschränkung. Und egal, was sie dabei herausbekommt.«
Kapitel 26
Boston, Massachusetts
Freitag, 17. August
Sam Burke kramte in der Tüte mit der Nussmischung Nummer zwei und las ein Profil über Karel Snow, das eine seiner Studentinnen verfasst hatte. Es war so abseits der Realität, dass Sam befürchtete, sie würde im Laufe ihrer Karriere nicht einmal einen der Hütchenspieler aus der Mott Street verhaften. Er hatte gerade eine Mandel mit Chiliüberzug erwischt, als die Tür zu seinem Büro aufflog. Michael Marin, das Handy am Ohr, samt Entourage in Form von Bennett und Shirin. Marin bedeutete ihm, sitzen zu bleiben, was Sam in seinem eigenen Büro als die größte Frechheit seit Snows Organhandel auf dem Flohmarkt erschien. Sam schüttelte Shirin und Bennett die Hand und scheuchte sie auf die beiden Besucherstühle. Marin telefonierte immer noch, er sprach leise und eindringlich. Er war ein bornierter Widerling, aber er wusste, wie man in Gegenwart von anderen so leise sprach, dass niemand mitbekam, über was oder mit wem man redete. Vermutlich ein wesentlicher Bestandteil seines politischen Killerinstinkts. Dass es den Anwesenden gegenüber unhöflich erscheinen mochte, kam ihm nicht in den Sinn. Bennett hob entschuldigend die Hände, und Sam malte ein großes Fragezeichen in die Luft. Marin stammelte jetzt etwas von einer Budgetkürzung, während Bennett als Antwort mit dem Zeigefinger nach oben deutete. Und dann noch einmal ein wenig höher. Sam verstand. Eine Anweisung von ganz oben. Sein Handy klingelte. Klara. Er drückte sie weg. Um sie würde er sich später kümmern. Zuerst musste er einmal herausfinden, wessen Arbeitsanweisung Michael Marin dazu bewegt haben konnte, in sein Büro nach Boston zu reisen und Sam in seinem schäbigen Universitätsbüro die Aufwartung zu machen. Es musste wirklich aus der allerhöchsten Etage stammen, und mit Sicherheit gab es bei der Sache Lorbeeren zu ernten, sonst würde sich Marin selbst bei göttlicher Einmischung nicht dazu
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