Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)
sogar auf dem Küchenblock. Sie hatte gewusst, dass sie mich heute Abend mitnehmen würde. Es war ihre Entscheidung gewesen, die sie ganz alleine getroffen hatte, denn sie hatte jemanden gefunden, dem es möglicherweise noch schlechter ging als ihr. Vielleicht konnte sie ihm ein paar schöne Stunden bereiten. Sie dachte nicht an sich, als sie die Entscheidung traf. Aber das war auch nicht nötig, denn ich hatte an sie gedacht. Und an eine Flasche Champagner, die etwas Glanz in die kleine traurige Wohnung zaubern würde. Ich öffnete sie mit einem Plopp und füllte die Gläser nur zur Hälfte. Wir küssten uns, wie sich noch niemals zwei Menschen geküsst haben, wir versanken in einem Meer aus Traurigkeit und Lust. Sie merkte nicht einmal, wie ich ihr den Wirkstoffcocktail gab, der Akt war lang, und es dauerte, bis sie in meinen Armen ihren letzten Atemzug tat. Mary-Ann starb glücklicher, als sie es in den letzten fünf Jahren ihres Lebens jemals gewesen war. Ich kann das sagen, denn ich war ihr einziger guter Freund in dieser Zeit.
Bevor du fragst, Sam. Ja, es fiel mir schwer, ihr nicht die Hände über dem Bauch zu falten, ihrem Leichnam nicht den letzten Respekt zu zollen. Aber ich hatte meinem Plan Opfer zu bringen, und das gehörte dazu. Ebenso wie ich dir gegenüber noch nicht preisgeben kann, wie ich ihr den Wirkstoff verabreiche oder um welchen es sich handelt, auch wenn ich mir bei Letzterem nicht sicher bin, ob du es nicht ohnehin schon herausgefunden hast. Klara sah nicht gut aus in den Nachrichten. Kümmer dich gut um sie, Sam. Ich glaube, du bist ihr einziger wirklicher Vertrauter.
Tom
—
Das Sommerfest der Schule war eine große Party für die ganze Stadt. Es gab Würstchen und Steaks vom Grill, einige Eltern hatten sich Clownskostüme angezogen. Tamara sah wunderbar aus in ihrem geblümten Kleid und mit dem roten Band im Haar, das sie jugendlicher wirken ließ, als sie war. Sie verkaufte Lose für eine Tombola, und wäre sie nicht Lehrerin, hätte man wetten können, dass sie auf einem Jahrmarkt arbeitete, so erfolgreich brachte sie die Eltern dazu, ihre Geldbörsen für einen guten Zweck zu leeren. Tom schoss Fotos von den Clowns, den Kindern und von Tamara. Zunächst bemerkte sie ihn nicht, aber irgendwann fiel ihr auf, dass er mehr Bilder von ihr schoss als von jedem anderen auf dem Fest.
»Wieso machen Sie das?«, fragte sie, während sie einem kleinen Jungen mit einer zu großen Baseballmütze das Los in die Hand drückte, das er für seinen Vater gekauft hatte.
»Sie sind schön«, sagte Tom und schaute zu Boden. Trotzdem sah er, dass Tamara lächelte. Ihre weißen Zähne zeigten sich zwischen den dunkel geschminkten Lippen, und sie fuhr sich mit der Hand durch die dunklen Haare und rückte das Band zurecht.
»Entschuldigen Sie, wenn Sie sich belästigt fühlen«, sagte Tom.
»Nein, eigentlich nicht«, sagte Tamara.
»Wenn Sie wollen, lösche ich die Bilder«, versprach Tom.
»Sind Sie von hier?«, fragte Tamara mit einer Spur Hoffnung in der Stimme.
»Nein«, sagte Tom. »Ich mache beim Wettbewerb mit.«
Er zog einen Zeitungsausschnitt aus der Hosentasche und faltete ihn auseinander. Fotowettbewerb: Das Gewinnerbild kommt auf die Titelseite! Er hielt es ihr vors Gesicht wie eine Trophäe. Tamara lachte.
»Mit Ihnen gewinne ich garantiert«, sagte Tom und meinte es ehrlich, auch wenn er nicht vorhatte, ein Foto einzureichen.
»Wenn Sie wollen, zeigte ich sie Ihnen«, sagte Tom, und diesmal lag ein Funken Hoffnung in seiner Stimme.
Kapitel 28
Brooklyn, New York
Montag, 27. August
Klara Swell stolperte über den Gürtel ihres Bademantels und fluchte: »Verdammt, Sam, ich kann einfach nicht verstehen, warum das für dich so schwierig ist.«
»Klara, ich bin nicht schwierig. Ich bin nur konsequent. Ich erinnere mich an unser Versprechen.«
Sie warf sich neben ihn auf die Wohnzimmercouch und starrte ihn an.
»Wie ein Tattoo, das einem auch zwanzig Jahre später auf Teufel komm raus nicht peinlich sein darf, auch wenn man das mittlerweile als Arschgeweih bezeichnet?«
Sam grinste sie herausfordernd an: »Mir wäre dein Arschgeweih nicht peinlich.«
»Mir auch nicht. Aber es geht auch nicht um mich. Ich meinte das hypothetisch. Außerdem habe ich keines.«
»Ja, aber es war knapp.«
»Im Ernst, Sam«, sagte Klara und legte ihren Kopf in seine Armbeuge. »Du weißt ganz genau, dass es auch dein Fall ist. Und deswegen frage ich mich, was du hier noch machst. Warum bist du
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