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Ich bin der Herr deiner Angst

Ich bin der Herr deiner Angst

Titel: Ich bin der Herr deiner Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Taten auf den ersten Blick ähneln», fuhr Albrecht fort. «kann ich mir schlicht nicht vorstellen, dass sie für ihn als solche von besonderem wissenschaftlichem Interesse sind.»
    Ich nickte, so ruckartig, dass ich in meinem Nacken ein Knacken spürte.
    In den letzten Tagen hatte ich eindeutig zu viel Zeit im Wagen verbracht, bei Verhören oder sonst wo, und entschieden zu wenig in meinen Laufschuhen. Am Ende dieser Ermittlung würde ich sicherlich fünf Kilo mehr wiegen.
    Albrecht schwieg für einen Moment. Ein Patient näherte sich. Hauspuschen, Jogginghose, aber ein Rucksack auf dem Rücken.
    Seine Pupillen waren unfähig, den Blick zu halten: «Das war doch nicht die Feuerwehr eben?»
    Jörg Albrecht schüttelte entschieden den Kopf. «Das kann ich mir nicht vorstellen.»
    «Danke.» Geflüstert. Und weg.
    «Die Feuerwehr scheint besonders beliebt zu sein», murmelte ich.
    Albrecht verzog das Gesicht zu einer Grimasse. «Gut», sagte er. «Was haben wir aus unserem Gespräch mit Max Freiligrath mitgenommen?» Eine rhetorische Frage. Er ließ mich nicht zu Wort kommen. «Nichts, das uns zu diesem Zeitpunkt weiterbringt. Wir wissen, dass wir nichts wissen. Ist er in den neuen Fall verwickelt? Unwahrscheinlich. Ich sagte es. Doch
unwahrscheinlich
heißt nicht
ausgeschlossen
. Wenn er aber nicht beteiligt ist: Ahnt er, wer dahintersteckt? Weiß er es? Will er die Gelegenheit nutzen, durch uns an Informationen zu kommen? – Das mit Sicherheit.»
    Ich holte Luft. «Also war alles umsonst?»
    «Zu diesem Zeitpunkt.» Albrecht begann sich mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel zu massieren. «Zu diesem Zeitpunkt hat es den Anschein. Aber wir können nicht erwarten, dass die Antworten uns anspringen, solange wir nicht wissen, wonach wir suchen. Wenn wir mehr wissen, werden wir womöglich feststellen, dass er uns den entscheidenden Hinweis bereits ganz offen gegeben hat.»
    «Ich hab alles notiert», murmelte ich. «Soweit es irgendeinen Sinn zu haben schien.»
    Der Hauptkommissar nickte zerstreut. «Wir brauchen Zeit», sagte er. «Zeit, die wir nicht haben. Unterschiedliche Richtungen, die abgeklärt werden müssen. Seine selbsternannten Jünger damals. Die Theorie, dass es Mitwisser gab. Einige seiner
wissenschaftlichen Versuche
sind seinerzeit sehr aufwendig arrangiert worden, doch zuletzt, auf dem Boot, war er allein.» Er stieß den Atem aus. «Allein mit der Geisel», murmelte er. «Jedenfalls haben sich seitdem keinerlei Anhaltspunkte ergeben, dass ein wie auch immer gearteter Unterstützer danach noch aktiv gewesen wäre.»
    Ich nickte. Dafür, dass er den Traumfänger und alles, was mit ihm zu tun hatte, all die Jahre erfolgreich von sich ferngehalten hatte, war er über den Fall ausgesprochen gut informiert. Wahrscheinlich hatte er sich intensiv in die Materie eingearbeitet, um ganz genau zu wissen, was er alles zu vergessen hatte. Um so was hinzukriegen, musste man Jörg Albrecht sein.
    «Aber warum sollte er gerade jetzt wieder aktiv werden?», sagte ich nachdenklich.
    Albrecht fuhr mit seiner Massage fort. «Eine Frage, die wir bei einem neuen Täter ebenso stellen könnten. Ich tendiere dazu, dass der Zeitpunkt kein Zufall ist. Dafür spielt das Timing eine zu große Rolle. Faber und Seydlbacher sollten allmählich so weit sein, dass sie wirklich in die Akte einsteigen können. Möglicherweise bringt uns das weiter.»
    Er hörte sich nicht an, als ob er ernsthaft daran glaubte.
    Wir sahen uns um. Keine Spur von Maja Werden oder Dr. Seidel, doch der Weg zum Ausgang war nicht schwer zu finden – blassblaue Linie. Der Mensch, der an der Außenschleuse Dienst hatte, war zum Glück noch derselbe wie vorhin, als wir mit unserer Führerin das Gebäude betreten hatten. Gegen Quittung bekamen wir unsere Handys zurück. Die Sicherheitsglastür öffnete sich auf Knopfdruck und ließ uns ins Freie.
    Professor Möllhaus’ Doktorandin wartete an ihrem Wagen und sah uns entgegen. Aus ihrer Haltung sprach – nichts. Keine Neugier, auch nicht das Gegenteil.
    Ich legte meine Hand auf Albrechts Arm. «Sekunde.»
    Fragend sah er mich an.
    «Was machen wir jetzt?», fragte ich mit gedämpfter Stimme. Maja Werden war noch fünfzig Meter entfernt; ich hätte normal sprechen können. Mir kam es drauf an, dass er den Sinn der Geste verstand.
    Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. «Was bleibt uns übrig? Ich werde mitspielen. Aber ich brauche Zeit. Zeit, über die Dinge nachzudenken, die er uns gesagt hat. Zeit, mir

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