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Ich bin der Herr deiner Angst

Ich bin der Herr deiner Angst

Titel: Ich bin der Herr deiner Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Ermittlung zweihundert Kilometer vom Brennpunkt des Geschehens aufhielt.
    Er
durfte
nicht bleiben. Im Interesse der Ermittlung.
    Und er
wollte
nicht bleiben. Im Interesse seiner eigenen geistigen Gesundheit.
    Er griff nach seinem Mobiltelefon.
    Friedrichs wartete seit Stunden.
    Zumindest konnte er ihr jetzt die frohe Botschaft verkünden, dass er ihr die Leitung wieder abnehmen würde.
    «Albrecht! Mein Gott!»
    Er hob die Augenbrauen.
    Hauptkommissar
würde mir schon reichen.
    Mit einem solchen Gefühlsausbruch hatte er nun wirklich nicht …
    «Hauptkommissar, wo sind Sie?» Nervös. Mehr als das.
    Albrecht kniff die Augen zusammen. «Noch in Braunschweig im Moment, aber schon auf dem Bahnhof.» Er lauschte. «Was ist da los bei Ihnen?»
    Sie erzählte es ihm.
    Ganz langsam bewegte sich seine Kinnlade in Richtung Tischplatte.
    Maximilian Freiligrath erhielt Aufträge von Focco Neverding. Eine Hütte im Sachsenwald. Isolde Lorentz an der Spitze
seiner
Beamten. Focco Neverding
tot
. Nein, nicht einfach tot: Martin Euler hatte …
    Eine Formulierung, die Hannah Friedrichs gebrauchte.
    Sie fuhr in Albrechts Nacken wie eine medizinische Lanzette.
    «Ist Euler noch in der Nähe?», fragte er knapp.
    «Moment.» Geraschel, ein unfreundliches Brummen.
    Jörg Albrecht wusste aus Erfahrung, wie der Gerichtsmediziner reagieren konnte, wenn etwas zwischen ihn und seine Objekte kam.
    «Ja, was ist?» Der Tonfall klang entsprechend.
    «Ungefährer Todeszeitpunkt?», fragte der Hauptkommissar. «Auf ein, zwei Stunden kommt es nicht an.»
    «Gestern.» Geknurrt. «Irgendwann. Aber das ist …»
    «… eine Information, mit deren Hilfe ich möglicherweise eine entscheidende Schlussfolgerung ziehen kann», unterbrach ihn Albrecht. «Ganz genau.»
    Es war nicht notwendig, das
ich
besonders zu betonen. Sie standen alle unter Anspannung, und Euler verstand auch so.
    Die Schlussfolgerungen zog immer noch Jörg Albrecht.
    «Möllhaus und Stahmke sind in der Nacht zu gestern gestorben», murmelte der Hauptkommissar. «Im Laufe des Vormittags konnte uns klar werden, wie die Fäden verlaufen: auf den Traumfänger zu. Wir konnten uns seine finanzielle Situation vornehmen und auf den Namen Neverding stoßen.»
    «Vierundzwanzig Stunden ist er mit Sicherheit tot», meldete sich Euler etwas freundlicher. «So weit lehne ich mich aus dem Fenster.»
    «Danke.» Albrecht nickte mit zusammengebissenen Zähnen. «Damit haben wir auch diesen Hinweis erst in dem Moment erhalten, in dem es vermutlich schon zu spät war.»
    «Vernehmungsfähig wäre er schon Stunden vorher nicht mehr gewesen. Oder noch zu retten.»
    «Gut», murmelte der Hauptkommissar. «Ich meine: danke.» Daumen und Zeigefinger an die Nasenwurzel. «Martin, ohne Ihrer Profession zu nahe treten zu wollen: Haben Sie im Leichnam besonders
stochern
müssen nach diesen Maden?»
    «Was?»
    Jörg Albrecht gönnte sich ein müdes Verziehen der Mundwinkel.
    Schließlich konnte Euler es nicht sehen.
    «Lassen Sie es mich etwas anders ausdrücken», bat der Hauptkommissar. «Konnten Sie eine x-beliebige Made nehmen, oder mussten Sie …»
    «Nein.» Kurz angebunden. «Es ist ungewöhnlich genug, dass sie einen Menschen befallen. Bei den Dasselfliegen kommt das nur bei einer einzigen Art vor, die in Südamerika beheimatet ist. Ob unsere Individuen ihr angehören, muss ich noch prüfen. Und selbst so …»
    «Ja?»
    «Damit in so kurzer Zeit ein solches Schadensbild zustande kommt, muss die Brut dem Opfer an mindestens einem Dutzend Stellen tief in den Körper injiziert worden sein. Vom Rest ganz zu schweigen. – Mit anderen Worten: Ja, ich habe
gestochert

    «Gut.» Albrecht stieß den Atem aus. «Wobei fraglich ist, ob wir selbst damit neue Hinweise auf den Täter bekommen, nehme ich an?»
    «Die forensische Wissenschaft ist auf einem hohen Stand, Hauptkommissar. Aber zaubern können auch wir nicht. Ich werde Ihnen sagen können, wann das Opfer ungefähr kontaminiert worden ist – vor drei oder vier Tagen nach jetzigem Stand – doch diese Maden tragen keine kleinen Namensschildchen, die ihre exakte Herkunft verraten. Und es wäre mir neu, dass der Erwerb der Brut einer
Dermatobia hominis
irgendwo protokolliert werden müsste.»
    «Verstehe», murmelte Albrecht. «Danke. Würden Sie mir bitte wieder Friedrichs geben?»
    Ein Knistern. «Ja?»
    Sie ahnt es, dachte er. Woher auch immer.
    «Hannah, ich fürchte, dass Ihre Informationen einiges verändern. – Ist die Präsidentin

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