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Ich bin der Herr deiner Angst

Ich bin der Herr deiner Angst

Titel: Ich bin der Herr deiner Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Langeweile … Man verändert sich, wenn man diese Dinge sieht. Man wird härter, doch irgendwie steht man die Sache durch. Oder man scheitert früher oder später in diesem Job.
    Das hier war etwas völlig anderes.
    Die Bäume hatten Augen, hatten Stimmen.
    Sie hatten, nein, keinen eigenen Willen. Alles gehorchte
seinem
Willen.
    Ich bin der Herr deiner Angst.
    Joachim.
    Nein!
    Nässe auf meinem Gesicht. Schweiß? Tränen?
    Konnte
Joachim …
    Die Lücke im Buschwerk. Plötzlich war sie direkt vor mir. Die Zweige zerkratzten mir die Haut, doch ich stolperte durch, den Schotterpfad entlang, auf den Parkplatz, den Dienstwagen zu.
    Konnte Joachim –
was
?
    Eine Videoaufnahme, die meine Karriere und mein Leben ruinieren konnte.
    Wie hatte der gesamte Fall begonnen, lange bevor ich selbst oder einer der Kollegen ins Spiel gekommen war?
    Keiner der Kollegen – ausgenommen Ole Hartung?
    Videoaufnahmen. Verfängliche Szenen im
Fleurs du Mal
, zu dessen Kundschaft die
crème de la crème
der hanseatischen Society zählte?
    Männer wie Joachim Merz.
    Joachim Merz, der nicht geleugnet hatte, dass er den Laden kannte.
    Ich mache mir Sorgen um dich.
    Man hört so dies … und das …
    Und die Spielchen, die er mit mir spielte – im Bett, am Baum, im Jaguar … Sie waren den Spielchen, wie sie im
Fleurs du Mal
getrieben wurden, näher und näher gekommen.
    Wenn er gewusst hatte, dass ich in Königslutter war …
    Wenn er
irgendjemanden
in der Nähe gehabt hatte, einen Menschen mit Kamera …
    Wenn er mich ganz bewusst in diesen Park gelockt hatte, direkt vor die Linse …
    «O mein Gott!», flüsterte ich.
    Meine Finger zitterten so stark, dass ich Mühe hatte, das Schloss der Fahrertür zu öffnen. Schwer sackte ich auf den Sitz.
    «O mein Gott.»
    Plötzlich ergab alles einen Sinn. Und die Toten …
    Für heute Nacht war ich selbst sein Alibi. Aber Neverding war vielleicht gestern erst
gestorben
, die tödliche Brut jedoch musste ihm schon vor Tagen verabreicht worden sein.
    Stahmke, Möllhaus, der Schlamm an Joachims Schuhen. Ole Hartung, der im
Fleurs du Mal
ermittelt hatte. Kerstin passte noch nicht ins Bild, aber Neverding … Focco Neverding, der im selben Eliteklüngel unterwegs gewesen war, der ständig Joachims Dienste in Anspruch nahm.
    Gesellschaftliche Kreise, die Einfluss besitzen.
    Ich hatte Jörg Albrechts Stimme nur durchs Telefon gehört, doch jetzt glaubte ich sein Gesicht vor mir zu sehen, den Ausdruck der Sorge tief eingegraben.
    Tun Sie mir den Gefallen: Passen Sie auf sich auf!
    «Aber es ergibt keinen Sinn!» Ich presste meine Stirn gegen das Steuer. Ein erfolgreicher Anwalt, ein Mann, der blendend aussah, ständig im Fernsehen war, in den Medien …
    Warum hatten all die Menschen sterben müssen? Warum hatten sie
auf diese Weise
sterben müssen?
    «Irre Menschen», flüsterte ich. «Irre Menschen machen irre Sachen.»
    Weil er wahnsinnig war. Vielleicht war er irgendwie auf die Spur des Traumfängers …
    Nein. Warum hätte er uns fast mit Gewalt auf Freiligraths Fährte stoßen sollen? An dieser Stelle fehlte jeder Zusammenhang. Doch es
musste
einen Zusammenhang geben. So viel wusste selbst ich über Wahnsinnige, dass ihr Wahnsinn
in sich
immer logisch war.
    Ich musste …
    Ich musste Albrecht anrufen. Auf der Stelle.
    Nein.
    Wenn ich einmal anfing, ihm von Merz zu erzählen, würde ich die volle Wahrheit sagen müssen. Er würde spüren, dass ich ihm etwas verschwieg, diesmal mehr denn je. Ich würde gezwungen sein, ihm das Video aus dem Park zu zeigen.
    Nein!
Warum auch immer, ich wollte gar nicht nachdenken, warum: Aber
das
war definitiv unmöglich.
    «Reiß – dich – zusammen, Friedrichs!» Ich presste die Worte zwischen den Zähnen hervor. «Du hast dich in diesen Bockmist reingeritten, und du kommst da auch irgendwie wieder raus!»
    Nur wie?
    «Wenn wir wissen, dass wir nichts wissen», flüsterte ich. «Dann wissen wir schon eine ganze Menge.»
    Was war es, das ich
nicht
wusste?
    Was in drei Teufels Namen Joachim Merz mit Max Freiligrath zu tun haben sollte.
    Aber wie sollte ich das herausfinden?
    Joachim konnte ich nicht fragen.
    Und Freiligrath sprach im Höchstfall mit Jörg Albrecht. Und selbst das nur zu seinen eigenen bizarren Bedingungen.
    Aber wer …
    Ich stutzte.
    Es gab einen Menschen, der mir vielleicht helfen konnte! Einen einzigen.
    Aber der sprach überhaupt nicht.
    Zumindest hatte er sich geweigert, mit Jörg Albrecht zu sprechen.
    Doch er sprach mit

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