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Ich bin der Herr deiner Angst

Ich bin der Herr deiner Angst

Titel: Ich bin der Herr deiner Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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grünlich, wie alles grünlich war durch die elektronisch verstärkten Okulare. Sein Blick jagte nach allen Seiten, gehetzt, in seinen Augen ein Ausdruck der …
    Der Angst?
    Ich kniff die Lider zusammen.
    Warum zur Hölle
Angst
?
    Die schattenhaften Gestalten der Männer vom Einsatzkommando waren noch ein Stück entfernt, doch schon halb in seinem Rücken. Nur noch Sekunden …
    Lauf! Lauf weg!
    Welches Hirnareal auch immer den Impuls hervorbrachte. Welche dunkle Macht dieser Mann über mich besaß, dass ich selbst jetzt noch, gegen meinen Verstand, gegen jedes logische Denken …
    Mit Gewalt presste ich die Kiefer aufeinander.
    Er machte ein, zwei zögernde Schritte. Wieder ein Blick über die Schulter, doch ohne Nachtsichtgerät waren die Beamten unsichtbar.
    Knapp vor ihm eine neue Baumgruppe, neue Deckung. Er nahm sie in den Blick, und …
    Ich hatte die Gestalt nicht gesehen. Bis zu diesem Moment hatte ich sie nicht im Blick gehabt. Sie musste im Dickicht unter den Bäumen gekauert haben, richtete sich nun aber ruckartig auf, ebenso groß wie Joachim, aber gedrungener, stämmiger.
    Er sah …
    Der Schrei verließ meinen Mund, bevor ich ihn stoppen konnte.
    Joachims Blick jagte in meine Richtung und durchbohrte die Dunkelheit.
    Im selben Moment warf sich der Unbekannte auf ihn und riss ihn zu Boden.
    ***
    Horst Wolfram hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Grau. Klein und schwach.
    Klein und schwach, wie David Martenberg gewesen war.
    Um nichts in der Welt darf er merken, dass ich selbst Angst habe, dachte Albrecht.
    «Ich bleibe bei Ihnen», versprach er. «Wenn es nicht mehr geht: ein Wort, eine Handbewegung genügt, und wir sind draußen.»
    Wolfram nickte stumm.
    «Dann kommen Sie bitte», sagte der Hauptkommissar leise und griff nach dem Arm des Mannes.
    Wolfram öffnete die Augen und blickte durch die offen stehende Tür.
    Nein, dachte Albrecht. Er rechnet nicht damit, diesen Raum wieder zu verlassen.
    Vorsichtig stiegen sie die Stufen hinab, und der Hauptkommissar strich die Zweige beiseite. Freiligrath sah ihnen aufmerksam entgegen.
    Wolfram reagierte nicht darauf. Wahrscheinlich hatten seine Lider sich schon wieder geschlossen.
    Albrecht führte ihn zu einem der Sessel und setzte ihn dort ab, so weit von Freiligrath entfernt wie nur möglich. Einen zweiten Sessel zog er für sich selbst an die Seite des älteren Mannes.
    Er würde sich zurückhalten, aber er wollte auf alles gefasst sein. Er war bereit, jederzeit einzugreifen.
    Doch Freiligrath verfolgte die Vorgänge lediglich mit einem Ausdruck großen Interesses. Dann bückte er sich nach einer Thermoskanne und schwenkte sie verheißungsvoll.
    «Kaffee?», erkundigte er sich. «Ich versichere Ihnen, dass es sich um feinsten Arabica handelt, ohne unerwünschte Zusatzstoffe.»
    «Danke, nein», murmelte der Hauptkommissar. «Dann kann ich heute Nacht wieder nicht schlafen.»
    Freiligraths Mundwinkel zuckte. «Ganz ehrlich, mein lieber Herr Albrecht: Es gibt Augenblicke, da gefallen Sie mir richtig gut.» Er selbst führte seine Tasse zum Mund, bevor er weitersprach. «Nun … Es ist mir – verzeihen Sie das Wortspiel – eine doppelte Freude, Sie beide begrüßen zu dürfen.»
    Seine Augen blieben an Horst Wolfram hängen und musterten sein letztes Opfer. Weder übertrieben offensichtlich, noch gab er sich Mühe, es zu verbergen.
    «Ich habe viel an Sie gedacht in den letzten Jahren», begann er.
    «Sorgen Sie dafür, dass Irmtraud Wegner freikommt!» Albrecht zuckte zusammen. Wolframs Stimme klang rau und spröde wie eine Hornhautfeile. «Mit mir können Sie machen, was Sie wollen.»
    Der Traumfänger hob die Augenbrauen. «Warum sollte ich? Oder besser:
Wie
sollte ich? Das habe ich doch schon.»
    «Dr. Freiligrath?» Albrecht hob die Stimme – nur eine Winzigkeit. «Wir sind aus einem bestimmten Grund hier, nicht wahr?»
    Der Psychologe nickte und nahm noch einen Schluck.
    «Das ist richtig. Ich habe Ihnen mein Wort gegeben, und glücklicherweise kann ich Ihre unausgesprochene Einschätzung bestätigen: Ich bin ein Mann der Ehre. Ich lüge nicht.» Sein Blick bezog beide Männer ein. «Das ist etwas, das ich vorausschicken möchte, bevor wir beginnen, weil ich Wert darauf lege, dass Sie sich darüber im Klaren sind.»
    «Ihre Kaffeerezeptur dann sicherlich ausgenommen», bemerkte Albrecht sachlich.
    Überrascht sah ihn der Traumfänger an. «Glauben Sie das? Habe ich behauptet, Ihr Getränk mit Arsen versetzt zu haben? Nein, ganz

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