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Ich bin der Herr deiner Angst

Ich bin der Herr deiner Angst

Titel: Ich bin der Herr deiner Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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zu eilen, mit dem sie ihre Zuschauer beglücken konnte. Dieselben messerklingenschmalen Lippen, dasselbe blonde Walle-Walle-Haar – aber ein anderes affektiertes Kostüm als am Morgen.
    Als der Pressesprecher ihr das Wort erteilte, legte sie in aller Seelenruhe ihr Handy beiseite und stand auf. Weniger aus Höflichkeit, dachte Albrecht, sondern damit der Kameramann sie von der Schokoladenseite einfangen konnte.
    «Hauptkommissar Albrecht.» Wenn sie sich lieb Kind machen wollte, indem sie ihn mit dem richtigen Namen ansprach, hatte sie sich geschnitten. «Was mich interessieren würde, wäre, ob Sie eine Verbindung zwischen dem Fall Hartung und Ihrer vermissten Beamtin sehen.»
    Albrecht kniff die Augen zusammen, wechselte einen Blick mit Martin Euler rechts neben ihm. Euler erwiderte ihn verständnislos.
    «Meine Kollegin wird nicht vermisst», wandte Albrecht sich betont freundlich an die Reporterin. «Mein gesamtes Team arbeitet mit Hochdruck an den Ermittlungen, so auch Kommissarin Friedrichs. Und auch ich selbst muss mich jetzt …»
    «Ich
fürchte
 …» Drei Silben, drei Peitschenhiebe. «Ich fürchte, wir verstehen uns hier nicht ganz richtig, Herr Hauptkommissar.»
    Mit einem Mal war es totenstill im Saal. Albrecht hörte, wie sich jemand räusperte, vielleicht Isolde Lorentz. Alle Augen waren auf Margit Stahmke gerichtet. Es war nicht das erste Mal, dass Albrecht mit der Frau zu tun hatte. Seitdem er seinen Posten innehatte, kreiste sie wie ein Aasgeier über seinen Fällen. Oder nein, kein Aasgeier: ein Leitwolf, ein Trüffelschwein. Unter ihren Kollegen war die Stahmke eine Legende. Wo Margit Stahmke ihre Nase reinsteckte, fing auch der Rest an zu graben.
    Und jetzt hatte sie Witterung aufgenommen. Albrecht sah es an den angespannten Gesichtern.
    Aber er begriff nicht. Natürlich, Hannah Friedrichs hatte sich noch nicht gemeldet, doch sie war schließlich nur ein paar Minuten vor ihm aufgebrochen und hatte den weiteren Weg zur Wellingsbütteler Landstraße – und das mitten im Berufsverkehr. Aber
vermisst
 …
    «Kerstin Ebert ist eine Beamtin aus Ihrem Team, das ist doch richtig?»
    Albrecht starrte die Stahmke an. «Ja …» Er schüttelte den Kopf. «Aber Kommissarin Ebert ist …»
    Wieder das Räuspern. Es war tatsächlich die Polizeipräsidentin, die links neben ihm saß und ihm jetzt unauffällig einen Zettel zuschob. Ihre Zähne waren zusammengebissen, und aus ihrer Miene sprach … Albrecht konnte den Ausdruck nicht einordnen, sah auf den Zettel – und erstarrte.
    Hastig hingekritzelte Worte.
Anruf von Friedrichs: Ebert seit dreizehn Uhr vermisst.
    Er las, begriff den Sinn und war doch unfähig, ihn zu erfassen. Seine volle Bedeutung.
    «Herr Hauptkommissar?» Stahmke lächelte freundlich wie eine Guillotine. «Können Sie mir sagen, ob Sie eine Verbindung …»
    Ein durchdringendes Quietschen, als er ruckartig seinen Stuhl zurückschob. An Euler ein hastiges «Mitkommen!».
    «Albrecht, verdammt!» Isolde Lorentz zischte eher, als dass sie sprach. Das Mikrophon übertrug die Worte trotzdem.
    Albrecht und Euler waren schon halb an der Tür, die zurück in die Diensträume des Präsidiums führte. Raus hier, dachte der Hauptkommissar. Zum Wagen. Weiter ging sein Denken nicht in diesem Moment.
    Die angespannte Stille im Pressesaal hatte ein abruptes Ende gefunden. Tuscheln, Murmeln, laute Fragen, die ersten Journalisten sprangen auf.
    «Vielleicht kann ich Ihre Frage beantworten», hörte er, wie die Polizeipräsidentin versuchte, die Initiative zurückzugewinnen.
    Von der Tür ein letzter Blick zurück. Margit Stahmke sah in seine Richtung, und mit ihr die Kameras.
    «Nein danke.» Stahmkes Geste war beinahe eine Verbeugung. «Ich denke, das ist gar nicht mehr nötig.»
    ***
    Eine Karriere bei der Kripo sucht man sich nicht eigentlich aus. Ich meine, klar, die weiterführenden Schulen sind voll mit pickeligen Nachwuchsermittlern, die mehr
C.S.I.
und
Bones
gesehen und Serienkillerkrimis gelesen haben, als gut für sie ist, doch das ist nur einer von mehreren Wegen. Das Studium an der Polizeifachhochschule ist inzwischen vielleicht der gängige Weg in den gehobenen Dienst, doch bei mir war es anders losgegangen, nämlich mit dem kreuzbraven Dienst in Uniform: Betrunkene von der Straße holen, Senioren zur Ruhe bringen, die Zeter und Mordio schreien, weil irgendwo um fünf nach zehn der Ghettoblaster noch nicht auf Zimmerlautstärke läuft.
    So was kann man bis an sein Lebensende

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