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Ich bin der Herr deiner Angst

Ich bin der Herr deiner Angst

Titel: Ich bin der Herr deiner Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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erst ein paar Minuten hier. Faber ist im Tabakladen. Der ist direkt um die Ecke.»
    «Was zur Hölle …»
    «Der Laden liegt fast auf dem Weg von den Eberts zu den Hartungs», erklärte Lehmann. «Wenn sie einen Abstecher …»
    «Ebert raucht nicht! Ebert ist schwanger!»
    Ein Blinzeln. «Ihr Mann vielleicht?»
    «Was weiß ich!» Albrecht presste Daumen und Zeigefinger auf die Nasenwurzel. Er hatte Kopfschmerzen seit dem Gesumme im Pressesaal.
    Fabers glatzköpfige Gestalt bog um die Straßenecke. Schon von weitem sah der Hauptkommissar sein Kopfschütteln.
    «Bisher haben wir niemanden gefunden, der sie gesehen hat», berichtete Lehmann. «Ausgenommen die Oma, die direkt gegenüber wohnt. Offenbar war sie allein. – Also Kerstin Ebert», fügte er hinzu.
    Albrecht nickte stumm.
    «Das war um dreizehn Uhr sechzehn. Die Oma hat die Zeit notiert.»
    Albrecht kniff die Augen zusammen. «Warum …»
    Lehmann hob die Schultern. «Was weiß ich. Sie sagt, das macht sie immer. – Kerstins … ich meine: Kommissarin Eberts Handy lag zu Hause. Ihr Mann hat sich schon durchgeklickt. Keine Anrufe, die erklären würden, dass sie noch woanders hingegangen wäre. Von den Eberts bis zu den Hartungs sind es auf dem kürzesten Weg ungefähr vierhundert Meter. Allerdings gibt’s noch ein paar andere – führen alle durch das Wohngebiet. Einer ist noch etwas länger, aber der geht über einen Teil vom Friedhof.»
    «Kenne ich», murmelte Albrecht. Ein Stück entfernt auf der anderen Seite des Friedhofs lag die Siedlung, in der er mit Joanna und den Mädchen gewohnt hatte, bevor sie ein gewisses sanierungsbedürftiges Bauernhaus erworben hatten, an das er in diesem Moment um nichts in der Welt denken wollte.
    Nur dass sein Hirn das anders sah.
    Was hätte ich getan, wenn das bei Joanna passiert wäre? Was für ein Mensch vergreift sich an einer Schwangeren?
    Spielte es überhaupt eine Rolle, dass Kerstin Ebert schwanger war? Für den Täter? Konnten sie davon ausgehen, dass es derselbe Täter war wie bei Ole Hartung – oder dieselbe Täterin? Angenommen, es war so: Wo lag dann der Zusammenhang? In der persönlichen Bekanntschaft der beiden Familien? In der Tatsache, dass beide Opfer Polizisten waren und zum selben Team gehörten?
    Albrecht schüttelte den Kopf. Er dachte zu schnell. Noch gab es keinen Beweis, dass überhaupt ein Verbrechen vorlag.
    Und doch war er unfähig, an einen Zufall zu glauben.
    «Hatte sie ihre Papiere dabei?», fragte er. «Haben Sie die Krankenhäuser in der Umgebung abtelefoniert? Das Alsterdorfer Klinikum …»
    Lehmann nickte. «Da haben sie heute Nachmittag eine unbekannte Frau aufgenommen, bei der plötzlich die Wehen eingesetzt haben.»
    «Was …» Albrechts Herz machte einen Sprung.
    Nils Lehmann verzog das Gesicht. «Schwarzafrika. Sie meinen, wahrscheinlich hatte sie keine Papiere, weil sie sich illegal …»
    Der Rufton von Albrechts Mobiltelefon. Die Nummer des Reviers.
    «Ja?»
    «Chef?»
    «Ja, Kriminalhauptmeister Winterfeldt?», brummte der Hauptkommissar.
    Winterfeldt war einer ihrer Neuzugänge, hatte kurz vor Lehmann angefangen.
    «Chef, wir haben hier nebenbei Kanal Neun laufen, und da kommt eben ein Schriftband durch, dass sie sich gleich zu einer dramatischen Wende in unseren Ermittlungen melden werden.»
    Einen Moment lang war Jörg Albrechts Kopf vollständig leer.
    «Chef? Haben wir denn neue Entwicklungen?»
    «Haben wir nicht. Danke.» Ohne weiteren Kommentar beendete er das Gespräch.
    Lehmann und Faber sahen ihn fragend an. Albrecht schüttelte den Kopf.
    «Haben Sie jemanden auf den Friedhof geschickt?»
    «Haben wir.» Hannah Friedrichs kam langsam auf die Gruppe zu. Albrecht sah, warum sie sich nicht schneller bewegte. Kerstin Eberts Mann war ein Riese, auch als Schattenriss deutlich zu erkennen.
    «Die Beamten haben sämtliche Friedhofsbesucher befragt, die sie in der Ecke angetroffen haben», sagte Friedrichs. «Es waren exakt drei. Kein Friedhofswetter heute.»
    Albrecht nickte düster. Nein, kein Friedhofswetter, es sei denn, man hat ganz eigene Gründe, die Parkanlagen zwischen den Grabstätten aufzusuchen. Dunkle Gründe.
    Aber warum hätte Kerstin Ebert dorthin gehen sollen?
    Was, wenn sie einfach Abstand gebraucht hatte, bevor sie Ole Hartungs Witwe gegenübertreten konnte?
    «Spekulationen», murmelte er. Der Nieselregen schien mit jeder Sekunde dichter zu werden, das Zwielicht undurchdringlicher.
    Eine Wende in den Ermittlungen? Wo, bitte

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