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Ich bin der Herr deiner Angst

Ich bin der Herr deiner Angst

Titel: Ich bin der Herr deiner Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Ecken weiter wird’s plötzlich unheimlich. Die Straßen sind leer. Natürlich sind sie beleuchtet, doch das ruft einem erst wirklich ins Bewusstsein, dass weit und breit kein Mensch zu sehen ist.
    Gut, wo keiner ist, kann auch nichts passieren, trotzdem ist es ein komisches Gefühl, wenn man mitten in der Stadt auf einmal völlig allein ist, und da ist nichts als das Geräusch der eigenen Schritte, die wie von selbst immer schneller werden …
    Tapp-ta, tapp-ta, tapp-ta, ta-ta-ta-tapp-ta, tapp-ta.
    Ich war
nicht
allein.
    Ein zweiter Rhythmus, ganz anders. Längere, schwerere Schritte.
    Hinter mir.
    Mein Nissan war noch zweihundert Meter entfernt, vor einem grauen Mietshaus.
    Mein Griff um den Schlüsselbund verstärkte sich. Außerdem hatte ich Pfefferspray in der Tasche. Mit meiner Dienstwaffe laufe ich in der Freizeit nicht rum, und ich hatte keinen Grund gehabt, sie zum Ebert-Haus mitzunehmen.
    Ich schüttelte mich. Wozu eine Waffe? Ich wusste, wo der Täter war. Er war in Henstedt oder zumindest noch dort in der Nähe. Oder? War das gesagt? Konnte er schon wieder zurück in der Stadt sein?
    Ta-ta-ta-tapp, ta-tapp, ta-ta-ta-tapp.
    Er war schneller als ich.
    Ich fuhr herum. Natürlich werden wir auf solche Situationen vorbereitet: Körperspannung, demonstrative Ruhe. Gleichzeitig äußerste Wachsamkeit.
    «Was woll…»
    «Hannah!»
    Ein Lichtfleck im Zwielicht auf halber Strecke zwischen den Straßenlaternen. Fast auf Augenhöhe.
    Ein Grinsen.
    Ein
Hollywood
grinsen.
    Joachim Merz war nicht mal besonders außer Atem.
    Meine Körperspannung fiel in sich zusammen – doch nicht vollständig.
    «Was soll das?», knurrte ich. «Was willst du von mir?»
    Er wurde langsamer, kam dann neben mir zum Stehen.
    «Den angebrochenen Abend angemessen ausklingen lassen?»
    «Genau das habe ich vor», sagte ich kühl. «Es war ein Scheißtag, und es wird eine Scheißnacht werden. – Schönen Abend noch.»
    Ich drehte mich um, stapfte weiter. Zwei Häuser noch bis zum Nissan.
    «In Henstedt.» Seine Stimme klang vollkommen ruhig. «An der Alsterquelle.»
    Ich zuckte nicht mal. Natürlich wusste er, wohin Stahmke unterwegs war. Er hatte schließlich neben ihr gesessen, als die Nachricht eintraf.
    «Ich hatte zuerst an etwas Exotischeres gedacht», murmelte er. «Die Insel Neuwerk vielleicht.»
    Ich wurde langsamer. Was sollte das?
    «Doch immerhin ist die Dame meine Klientin», fügte er fast entschuldigend hinzu. «Für meine Klienten will ich nur das Beste.»
    Ich blieb stehen, drehte mich zentimeterweise um. Meine Hand wanderte unauffällig zur Tasche.
    Ich fixierte ihn. Die Nacht wirkte plötzlich verschwommen.
    «Du?», fragte ich.
    Joachim Merz, der geheimnisvolle dunkle Fremde, der nicht recht in mein Leben passte. Er war hochintelligent, liebte es, in der Öffentlichkeit zu stehen – und dass er von sich aus den Kontakt suchte, war mehr als offensichtlich.
    Jörg Albrechts Täterprofil – eins zu eins.
    Doch es ergab keinen Sinn!
    «Du?», wiederholte ich.
    Er schlenderte auf mich zu, die Hände lässig in den Taschen seines Kaschmirmantels. Ich ließ sie nicht aus den Augen.
    «Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt.» Ein Hauch seines Aftershaves streifte mich. –
Anthaeus
, von Chanel. «Wie sollte ich sie loswerden?» Ein angedeutetes Achselzucken.
    Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Mit jedem Wort begriff ich weniger – und in Henstedt mussten sich in diesem Moment die Ereignisse überschlagen.
    «Was wird sie an der Alsterquelle finden?», fragte ich scharf.
    «Eure Peterwagen?», mutmaßte er. «Oder, nein, ihr müsst die Schleswig-Holsteiner informieren.»
    «Das ist alles?»
    Jetzt starrte er mich verständnislos an. «Du glaubst doch nicht …»
    «Du willst mir sagen, du hast deine
eigene
Klientin weggelockt, damit du den Abend mit mir verbringen kannst?»
    «Was ihr gestern Abend gemacht habt, war nicht in Ordnung.» Seine Stimme war plötzlich verändert. Es war derselbe Tonfall, den auch die Richter und Schöffen zu hören bekamen. «Margit Stahmke hat alles Recht der Welt, sich dagegen zur Wehr zu setzen, und ich werde sie dabei juristisch vertreten. Diese Dinge sind geklärt, und du kannst sie nicht aufhalten. Doch der Rest des Abends gehört uns, und ich sehe nicht ein, warum du ihn damit verbringen solltest, einem Phantom nachzujagen. Also hat Margit Stahmke von einer ihr unbekannten Rufnummer eine Nachricht bekommen, die sie veranlasst hat, einen Ausflug zur Alsterquelle zu

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