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Ich bin der Herr deiner Angst

Ich bin der Herr deiner Angst

Titel: Ich bin der Herr deiner Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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gekommen sind», begann er und sah dabei besonders Matthiesen an, von dem alle wussten, dass er eine Nachtschicht hinter sich hatte – und Friedrichs, bei der das zumindest offiziell niemand ahnen konnte.
    «Wir arbeiten nun seit mehr als zwei Tagen an diesem Fall», erklärte er. «Und wir alle wissen, dass die entscheidenden Ermittlungsfortschritte in der Regel in den ersten Stunden nach der Tat zu verzeichnen sind. Im Anschluss daran erkaltet die Spur sehr schnell.» Eine exakt berechnete Pause. «Dieses Zeitfenster hat sich geschlossen.»
    Der junge Lehmann hob den Arm. «Aber nur in Bezug auf Ole Hartung und Kerstin. Die Stahmke-Spur ist noch warm.»
    Albrecht nickte. «Dazu werden wir gleich Kommissarin Friedrichs hören. Zunächst …»
    Er holte Luft. Das Whiteboard war mittlerweile gut gefüllt. In der Mitte die Namen der ersten beiden Opfer und die Eigenschaften, die sie miteinander gemeinsam hatten:
verheiratet
,
Kinder
,
lange Dienstzeit in der Abteilung
und ein
befreundet
mit einem Fragezeichen dahinter.
    Alles das war bedeutungslos geworden angesichts der jüngsten Entwicklungen.
    War es das wirklich?
    Wir wissen, dass wir nichts wissen.
    Auf der linken Seite der magere Ansatz eines Täterprofils:
Maskenfrau
,
Alter Mann
, dazu die Charakterzüge, die sie gemeinsam herausgearbeitet hatten:
sucht die Öffentlichkeit
,
intelligent
,
wandlungsfähig
 – wieder mit einem Fragezeichen – und schließlich
plant lange im Voraus
. Nach Friedrichs’ Gespräch mit Kerstin Eberts Sohn konnte Albrecht hier noch eine Ergänzung anbringen.
Augenkrankheit
schrieb er – mit einem Fragezeichen.
    Doch das stand im Moment nicht im Mittelpunkt.
    Das Zentrum der Grafik.
    Ole Hartung.
    Kerstin Ebert.
    Albrecht öffnete den Edding.
    Margit Stahmke.
    Er sah in die Runde, nickte fast unmerklich. Sie spürten das Ungleichgewicht in dieser Reihe, genau wie er selbst es spürte.
    Jetzt kam der entscheidende Schritt.
    Hartmut Möllhaus.
    «Wer ist das?» Lehmann, natürlich.
    Seine Schulnoten für die Beteiligung am Unterricht mussten die Herzen seiner Eltern erwärmt haben.
    Doch es war Hannah Friedrichs’ Gesicht, das der Hauptkommissar in diesem Moment besonders im Blick hatte. Er war sich nicht mehr sicher, ob Faber und seine beiden Mitarbeiter gestern Nachmittag mitbekommen hatten, wie der Mann hieß, den Albrecht in Braunschweig aufsuchen wollte.
    Friedrichs hatte er es selbst erzählt.
    Die Kommissarin überraschte ihn.
    Sie sagte kein Wort, sondern starrte auf den Namenszug. Schien nicht zu begreifen.
    «Möllhaus ist tot», erklärte Albrecht. «Er ist heute Morgen gefunden worden.»
    Friedrichs starrte, und es war seltsam …
    Der Hauptkommissar sah, wie ein halbes Dutzend Gefühle über ihr Gesicht huschten: Verwirrung, Unglaube, aber …
    Die Frau arbeitete seit sechzehn Jahren in seiner Abteilung. Er kannte Friedrichs, hielt große Stücke auf sie, wie er sie sonst nur auf Ole Hartung gehalten hatte, vielleicht noch auf Faber.
    Doch was sich auf ihrem Gesicht spiegelte, konnte er nicht einordnen.
    Erleichterung?
    Nein, schon war es wieder weg. Was blieb, war Verwirrung. Das war der stärkste Eindruck.
    Alles andere …
    Was ist an diesem Fall, das alles anders macht?
    Ich halte die Fäden fest, dachte Jörg Albrecht. Doch sie führen ins Nichts. Neue Tatbestände tauchen auf, quer zur Laufrichtung. Wer mir etwas bedeutet, gerät in Gefahr – und dann ist alles doch ganz anders.
    Und ich bin plötzlich blind. Ich verstehe nicht länger, was sie mir sagen wollen, ohne es aussprechen zu können.
    «Hauptkommissar?» Faber räusperte sich. «Möllhaus war der Rechtspsychologe, mit dem Sie den Fall besprechen sollten?»
    Er sagte
sollten
, nicht
wollten
, stellte Albrecht fest. Das traf es recht gut.
    «Korrekt.»
    Sieh sie alle an! Jetzt sieh sie alle an!
    Verwirrung. Unglaube. Fassungslosigkeit. Von Seydlbacher ein gemurmeltes
«Mi leckst am Arsch!».
    Das Gefühl, das Albrecht bei Friedrichs glaubte gesehen zu haben? Erleichterung? Nein, nirgendwo. Warum auch? In gewisser Weise wäre sie verständlich gewesen, wenn auch unter schlechtem Gewissen: Die Belegschaft des Reviers stand offenbar nicht mehr allein in der Schusslinie des Täters. Doch das hatte schon Stahmkes Tod bewiesen.
    «Was haben diese Namen gemeinsam?», fragte er. «Die Menschen hinter diesen Namen? Zwei Männer, zwei Frauen. Ihr erster Gedanke! Los!»
    Die Männer starrten ihn an.
    «Was verbindet sie?», fragte Albrecht. «Zwei

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