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Ich bin die Nacht

Ich bin die Nacht

Titel: Ich bin die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Coss
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Leben einem vorherbestimmten Zweck. War dieser Zweck nun erfüllt? War es ihm bestimmt gewesen, Ackerman aufzuhalten? Und war ihm jetzt, da diese Aufgabe abgeschlossen war, ein wenig Frieden vergönnt? Oder hatte der Weg, der ihn zu seiner Bestimmung führte, gerade erst begonnen?
    Fragen über Fragen und keine Antwort.
    Vermutlich war es das, was das Leben ausmachte: Menschen suchten nach Antworten, die sie niemals bekamen. Vielleicht sollte nie jemand das Gesamtbild sehen oder den Sinn erkennen. Vielleicht waren die Menschen nicht bereit für die Antworten. Vielleicht war das Fragen das eigentlich Wichtige, nicht das Wissen.
    Die Tür zum Vernehmungszimmer schwang auf, und ein dunkelhäutiger FBI-Agent in schwarzem Anzug trat ein. Der Mann setzte sich Marcus gegenüber an den Stahltisch und breitete eine Reihe von Aktenmappen aus. Dabei lächelte er ihn an. Offenbar versuchte er, Marcus’ Vertrauen zu gewinnen.
    Alles Routine.
    »Ich bin Agent Monroe. Kann ich Ihnen etwas bringen, ehe wir anfangen?«
    Marcus beschloss mitzuspielen. »Ja. Die Handschellen tun mir weh. Könnten Sie mir die Dinger abnehmen oder sie wenigstens lockern?«
    Monroe behielt das Lächeln bei und nickte. »Sicher.«
    Er stand auf, öffnete die Tür und rief nach draußen: »Würden Sie dem Gefangenen bitte die Handschellen abnehmen?«
    Ein anderer Mann kam in den Raum und befreite Marcus von den Fesseln.
    Marcus rieb sich die Handgelenke. »Danke.«
    Agent Monroe kehrte an den Tisch zurück, setzte sich aber nicht, sondern zog sein dunkles Jackett aus und rollte die Hemdsärmel hoch. Irgendetwas an ihm war merkwürdig, doch Marcus brauchte ein paar Sekunden, bis er es benennen konnte: Monroe trug noch immer seine Pistole im Holster.
    Marcus war nicht sicher, aber er bezweifelte, ob die Vorschriften einem Agenten erlaubten, eine Schusswaffe mit in den Vernehmungsraum zu nehmen. Er sah auch, dass die Tür offen stand.
    Agent Monroe schien zu bemerken, dass Marcus’ Blick auf der Tür ruhte, und sagte: »Mein Partner kommt gleich nach.« Dann blätterte er in dem Aktenstapel. Seine Aufmerksamkeit galt den Dokumenten, nicht seinem Gefangenen.
    Die Waffe des Beamten war zum Greifen nah und die Tür des Vernehmungsraums nicht verschlossen.
    Wollen die mich bei einem Fluchtversuch erschießen, oder ist das wieder nur ein neues Spiel?
    Er atmete tief aus. »Warum lassen wir diesen Quatsch nicht? Sagen Sie ihm, er soll reinkommen und selbst mit mir reden.«
    Der Agent blickte ihn verwirrt an. »Ich weiß nicht, wen Sie …«
    »Sie wissen verdammt gut, wen ich meine.«
    »Ich fürchte, ich …«
    Marcus hämmerte mit der Faust auf den Stahltisch. »Sagen Sie dem Sheriff, oder wie immer er sich jetzt nennt, er soll reinkommen. Ich bin die Spielchen leid.«
    Draußen vor der Tür erklang eine vertraute Stimme. »Sie sind wirklich verdammt gut, mein Junge.« Mit stolzer Miene kam der Sheriff in den Raum.
    Marcus neigte den Kopf zur Seite und ließ den Nacken knacken.
    »Hallo, Sheriff. Sie sehen gut aus … für einen Toten.«

69.
    Mit der Geschmeidigkeit einer Katze sprang Marcus vom Stuhl, riss diesen hoch und schleuderte ihn auf den Sheriff, der jedoch zur Seite wich. Dann stürzte er sich auf den verblüfften Monroe. Er riss dem FBI-Agenten die Waffe aus dem Holster, klemmte den linken Arm um den Hals des Mannes und setzte ihm die Pistolenmündung auf die Stirn.
    Mit kühler Stimme verlangte er: »Sagen Sie mir, was hier wirklich los ist.«
    Der Sheriff nickte zufrieden und applaudierte leise. »Bravo«, sagte er und setzte sich auf den Stuhl, auf dem eben noch Agent Monroe gesessen hatte. »Sie haben mich noch nie enttäuscht, mein Junge. Sie erfüllen nicht nur alle meine Erwartungen, Sie übertreffen sie bei Weitem. Aber jetzt legen Sie bitte die Waffe weg. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für Streit. Jetzt kommt der Teil, wo wir den Vorhang beiseiteziehen und dem echten Zauberer von Oz ins Gesicht blicken. Na los, Marcus. Legen Sie die Pistole weg, und wir setzen uns und reden ein wenig.«
    »Ich behalte die Waffe lieber«, sagte Marcus. »Der alten Zeiten wegen.«
    »Meinetwegen. Aber Sie sollten wissen, dass die Pistole nicht geladen ist.«
    »Tatsächlich? Na, dann stört Sie das ja nicht.«
    Er zielte zwischen die Augen des Sheriffs und drückte ab.
    Klick.
    Die Pistole war leer.
    Marcus stieß Monroe von sich und ließ die Waffe auf den Boden fallen. Gelassen ging er zu seinem Stuhl, hob ihn auf, stellte ihn zurück und setzte

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