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Ich bin die Nacht

Ich bin die Nacht

Titel: Ich bin die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Coss
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ganz fehlte. Ein paar Schraubenköpfe schauten durch das Plastik. Da war nichts zu machen.
    Trotzdem. Er musste sich aus diesem Streifenwagen befreien, sonst war er ein toter Mann.
    Marcus überlegte fieberhaft. Der Trooper hatte ihm die Hände mit Handschellen auf den Rücken gefesselt, ihn aber nicht angeschnallt, und das machte den entscheidenden Unterschied. Marcus hob die Beine so weit, dass er die Hände unter dem Körper hindurchziehen und nach vorn bringen konnte. Gleichzeitig behielt er den Cop hinter dem Lenkrad im Auge. Der Mann schien nichts bemerkt zu haben.
    Marcus atmete tief durch; dann warf er sich mit dem Rücken auf die Sitzbank und trat mit aller Kraft gegen die Seitenscheibe auf der Fahrerseite.
    Zwar trennte eine fingerdicke Scheibe aus verstärktem Plastik die vordere von der hinteren Sitzbank, doch die Seitenscheiben waren in vielen Streifenwagen vom gleichen Fabrikat wie in zivilen Fahrzeugen und konnten herausgebrochen werden, sofern man die nötige Kraft einsetzte.
    Der Trooper hinter dem Lenkrad blickte erschrocken über die Schulter, riss ungläubig die Augen auf und rief irgendetwas.
    Marcus trat noch einmal zu, bis das Fenster zersprang und die Scherben auf den Highway flogen. Während der Trooper noch seine Überraschung zu überwinden versuchte, beugte Marcus sich aus dem Wagen und schlug mit den gefesselten Fäusten gegen die Seitenscheibe.
    Der Trooper fuhr das Fenster herunter, zog die Pistole und streckte den rechten Arm aus dem Wagen, die Waffe nach hinten gerichtet. Dabei rief er Marcus zu, sofort wieder in den Wagen zu verschwinden.
    Auf diese Gelegenheit hatte Marcus nur gewartet. Er beugte sich nach vorn und packte das Handgelenk des Mannes. Ein Schuss löste sich und peitschte durch die Nacht. Mit seinem ganzen Gewicht riss Marcus am Arm des Troopers und zerrte ihn ein Stück aus dem Fahrzeug. Die Pistole flog in die Dunkelheit und schlitterte klirrend über den Asphalt.
    Marcus schlang den linken Arm um den Hals des Troopers und drückte zu, wobei er versuchte, das Gleichgewicht zu halten und nicht aus dem Fenster zu stürzen.
    »Anhalten!«, brüllte er dem Fahrer ins Ort, der sich in seinem eisernen Griff wand. »Halt sofort an!«
    Der Wagen schlingerte von einer Straßenseite zur anderen. Marcus sah auf und erschrak, als er knapp hundert Meter voraus die scharfe Kurve sah.
    Verdammt , schoss es ihm durch den Kopf.
    Er wusste auf den ersten Blick, dass sie die Kurve nicht schaffen würden.
    Er stieß den Trooper in den Wagen zurück und schob sich ebenfalls wieder ins Fahrzeug. Der Fuß des benommenen Fahrers musste das Gaspedal getroffen haben, denn der Wagen beschleunigte abrupt.
    Marcus kauerte sich auf der Rückbank zusammen, wappnete sich für den Aufprall.
    Mit hoher Geschwindigkeit pflügte der Streifenwagen in den Graben rechts neben der Straße, raste ein Stück die Böschung hinauf, wurde in die Höhe geschleudert und drehte sich im Flug.
    Marcus wurde herumgeworfen. Obwohl er sich festzuklammern versuchte, prallte er gegen jede harte Fläche im Fahrzeuginneren. Sein Kopf schmetterte gegen die Heckscheibe. Dicht über der rechten Schläfe riss eine tiefe Wunde auf.
    Der Streifenwagen landete auf dem Dach und schlitterte zwanzig Meter weiter, wobei er eine breite Schneise riss, die aussah, als hätte ein Tornado sie verursacht.
    Als der Wagen zum Stehen kam, war die plötzliche Stille nach dem Höllenlärm beinahe schmerzhaft. Marcus hörte nur das leise Zischen auslaufenden Kühlwassers und das Surren eines Reifens, der sich in der Luft drehte, ehe er in tiefer Bewusstlosigkeit versank.

19.
    Alice Richards hatte sich einen kleinen Teil der Welt abgesteckt, den sie ihr eigen nennen konnte. Viel war es nicht, und nicht annähernd das, was sie sich als junges Mädchen ausgemalt hatte, aber das schmucklose kleine Haus war dennoch ihr Zuhause.
    Und plötzlich war es keine Zuflucht mehr, die Sicherheit gab und voller guter Erinnerungen steckte. Binnen eines Augenblicks war dies alles zerstört worden, für immer entweiht von einem Verrückten, der in einer dunklen Ecke lauerte.
    Ungläubig starrte sie auf den Mann, der in ihr Haus eingedrungen war. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Soll ich davonrennen? Aber was ist mit den Kindern? Und wo bleibt Dwight? Was will dieser Irre überhaupt? Fragen über Fragen schossen Alice durch den Kopf.
    Sie musste etwas unternehmen, und zwar schnell. Sie wusste genau, dass der Mann vor ihr sie nicht nur erschrecken wollte; seine

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