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Ich bin die Nacht

Ich bin die Nacht

Titel: Ich bin die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Coss
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Gebäudes gefressen haben. Nicht mehr lange, ehe sie den Gastraum der Bar erreichten. Dann saß die Meute in einer unentrinnbaren Falle, denn zum Pech für die Eingeschlossenen hatte die Bar nur zwei Ausgänge. Und am Hinterausgang geriet man ins Feuer, am Vordereingang vor die tödliche Mündung einer Waffe.
    Trotzdem stellte es Ackerman bald nicht mehr zufrieden, bloß abzuwarten, ob die Leute herauskamen oder drinnen bei lebendigem Leibe verbrannten. Er hatte doch gerade erst mit dem Spiel angefangen. Sollte jetzt schon Schluss sein?
    Während er den Eingang wachsam im Auge behielt, falls jemand zu fliehen versuchte oder den Helden spielen wollte, ging er zu der Stelle, an der er den Benzinkanister stehen gelassen hatte, und bückte sich danach. In diesem Moment sah er eine Bewegung in der Tür der Bar. Ein blasser junger Mann mit rotem Haar und eine hübsche, schwarzhaarige junge Frau hielten sich bei den Händen und versuchten, ins Freie zu kommen.
    Ackerman hob die Pistole.
    Abdrücken und Schluss.
    Die entsetzten Schreie der Nachdrängenden waren Musik in seinen Ohren. Er sah, wie sie ins Innere der Bar zurückwichen. Sehr gut. Vorerst brauchte er wohl nicht mehr zu befürchten, dass noch jemand den Ausbruch versuchte – jedenfalls nicht, bis die Leute sahen, was er vorhatte. Dann aber war alles zu spät.
    Mit dem Benzinkanister ging er zum Vordereingang der Bar und begoss die Front des Gebäudes mit Benzin. Er leerte den Kanister fast vollständig und hielt nur einen kleinen Rest zurück, mit dem er eine Spur legte, die als Zünder dienen sollte.
    Er versuchte, sich auf sein Tun zu konzentrieren, doch seine Aufmerksamkeit schweifte immer wieder zu dem jungen Burschen ab, den er heute Abend kennengelernt hatte.
    Marcus.
    Ob er sich zeigen würde?
    Ackerman fragte sich, ob seine Offenbarungen von Bedeutung und vorherbestimmtem Zweck nur die Illusionen eines verwirrten Verstandes waren. Vielleicht gab es gar kein Schicksal.
    Mit der linken Hand griff er in die Tasche und brachte ein Zippo-Feuerzeug zum Vorschein. Er feuerte ein paar Schüsse ins Gebäude, nur damit die Leute wussten, dass er noch da war. Dann schnippte er den Deckel des Feuerzeugs auf, schlug den Feuerstein an und senkte die Flamme zur Benzinspur.
    Als sie nur noch eine Handbreit über dem Benzin schwebte, sagte eine Stimme hinter ihm: »Keine Bewegung.«
    Ackerman verharrte.
    In diesem Augenblick verblassten seine letzten Zweifel.
    Er hatte diese Stimme heute schon einmal gehört.
    Sie gehörte Marcus.
    Es gab so etwas wie Schicksal.
    Als Ackerman sich umdrehte, standen zwei Männer fünf Meter von ihm entfernt. Einer der beiden, ein mittelgroßer Bursche mit sandblondem Haar, zielte mit einer Pistole auf seinen Kopf. Auf dem Gesicht des anderen Mannes lag ein Ausdruck grimmiger Entschlossenheit, der Ackerman auf seltsame Weise Furcht einjagte. Hätte er sich zwischen den beiden entscheiden sollte – er hätte es eher mit dem Mann mit der Pistole aufgenommen.
    Ackerman hatte schon zahlreiche Kämpfe hinter sich, gegen die verschiedensten Gegner, aber er hatte noch nie jemandem gegenübergestanden, der ihm ein solches Entsetzen einflößte wie Marcus. Ackerman fragte sich, ob seine Opfer das Gleiche empfanden, wenn sie ihm in die Augen schauten. Er konnte nicht erklären, woher dieses Gefühl kam, doch wenn er Marcus in die Augen blickte, sah er den Tod.
***
    Marcus starrte Ackerman an und versuchte, den nächsten Schritt des Killers vorherzusehen.
    »Machen Sie das Feuerzeug aus, und lassen Sie die Waffe fallen«, befahl er.
    Sein Blick fiel auf den Benzinkanister, und er begriff, was Ackerman vorgehabt hatte. Er wusste auch, dass das brennende Zippo in die Benzinlache fallen würde, sobald Andrew Garrison den Irren erschoss. Dann würden alle in der Bar bei lebendigem Leibe verbrennen.
    »Ich wusste, dass du kommst«, sagte Ackerman. »Es war dir bestimmt. Unser bisheriges Leben, deines und meines, hat unausweichlich zu diesem Augenblick geführt. Du bist die eine Seite der Medaille, ich die andere.«
    Andrew und Marcus gingen auf Ackerman zu und versuchten, ihn in die Zange zu nehmen. Doch Marcus wollte nicht allzu nahe heran. Solange Ackerman das Feuerzeug hielt, schwebten die Menschen im Asherton Tap in höchster Lebensgefahr.
    »Machen Sie das Feuerzeug aus, dann können Sie mir alles über unser Schicksal und die Verbindung zwischen uns erzählen«, sagte er.
    »Wie wär’s, wenn ich die Pistole und das Feuerzeug behalte und dir von

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