Ich bin die Nacht
hatte. Wo hat er überhaupt gesteckt?
»Ich wollte einem der berüchtigtsten Mörder der Weltgeschichte meine Ehrerbietung erweisen«, sagte der Mann. »Wollen Sie wissen, wen ich meine? Ich will es Ihnen sagen: Jack the Ripper. Aus dem Augenblick heraus musste ich mir ein paar … nun, sagen wir, künstlerische Freiheiten herausnehmen, doch es ist auch mehr als Tribut gedacht, nicht als echte Neuschöpfung. Mein Vater hat mich gezwungen, die Arbeit jedes berühmten Mörders in allen Einzelheiten zu studieren. Ich fand die Methodik hinter Jacks Wahnsinn stets besonders faszinierend.«
Maggie stand zitternd vor ihm, bereit, ihm den Kopf wegzuschießen, wenn er auch nur einen Muskel rührte. Ackerman musste es ihr ansehen, doch er wirkte völlig unbekümmert und blickte sie gelassen an – ein Mann, der sich um nichts Sorgen machte.
Er hielt ein Handtuch in den Händen, die er sich offenbar gerade erst gewaschen hatte. Wie es aussah, hatte er sich auch Blut aus dem Gesicht entfernt, aber ein paar verschmierte rote Streifen waren noch zu sehen.
Er trocknete sich die Hände ab und musterte Maggie von oben bis unten. Sie konnte beinahe spüren, wie sein Blick ihr über die Haut strich, und schauderte.
»Sie sind ziemlich hübsch, und in Ihren Augen ist ein verlockendes Feuer«, sagte er. »Das gefällt mir. Nicht viel Familienähnlichkeit, aber ich kann gut verstehen, weshalb Marcus sich für Sie interessiert. Nun, deshalb bin ich hier. Sie sind sozusagen der Knotenpunkt. Die Stelle, an der alle Fäden zusammenlaufen. Sie sind der Schlüssel zu meiner Bestimmung.«
Er sah ihr tief in die Augen, und Maggie spürte, wie er an die Tür ihrer Seele pochte.
»Ich möchte etwas mit Ihnen spielen, meine Liebe«, sagte er. »Ein Spiel namens ›Katz und Maus‹.«
Maggie hatte noch nie jemanden getötet, aber sie würde nicht zögern, auf diesen Mann zu schießen. Sie erhöhte den Druck ihres Zeigefingers auf den Abzugsbügel.
»Lassen Sie mich raten«, sagte sie. Ihre Stimme bebte, doch sie versuchte, sich ihr Entsetzen nicht anmerken zu lassen. »Sie sind die Katze, und ich bin die Maus.«
Er schüttelte den Kopf. »Oh nein. Ich fürchte, Sie sind nur der Käse für die Mausefalle.«
Ohne Vorwarnung schlug Ackerman mit dem Handtuch auf die mehlbestäubte Tischplatte und wirbelte eine weiße Wolke auf, in der Maggie ihn einen Augenblick nicht sah.
Sie feuerte in die Wolke hinein, doch es war bereits zu spät. Ackerman war zu schnell, und ihr Schuss ging weit daneben. Blind feuerte sie in die Richtung, in der sie ihn zuletzt gesehen hatte. Es krachte ohrenbetäubend in dem geschlossenen Raum. Mehl schwebte in der Luft und raubte ihr die Sicht.
Ehe Maggie reagieren konnte, war Ackerman um den Tisch herum, entwand ihr die Waffe und schlug ihr ins Gesicht. Maggie stürzte auf den Linoleumfußboden. Blut schoss ihr aus Mund und Nase, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Stöhnend stemmte sie sich auf alle viere und spie Blut auf den Fußboden. Ein Teil ihrer Angst verwandelte sich in grelle Wut auf den Mann, der sie geschlagen hatte – nicht nur ihretwegen, sondern für alle, denen er Leid und Schmerz zugefügt hatte.
Sie wandte sich ihm zu und sagte mit schleppender Stimme: »Sie können mich nicht töten. Sie brauchen mich als Köder, und als Leiche würde ich keinen besonders guten Lockvogel abgeben.«
Ackerman steckte Maggies Pistole in seinen Hosenbund und ergriff ein Tranchiermesser, das neben Alexeis Leiche lag. Er drehte es in der Hand, schien die Klinge zu bewundern.
Dann grinste er Maggie an. »Zum Teil haben Sie recht. Sie haben allerdings übersehen, dass Marcus nur zu glauben braucht, Sie wären noch am Leben. Und ich gebe es nur ungern zu, aber manchmal kann ich mich einfach nicht beherrschen.«
40.
»Hier stimmt was nicht«, sagte Andrew Garrison, als er das Handy wieder in die Tasche schob. »Sie wusste, dass wir kommen. Sie wäre nicht einfach weggegangen.«
Er hatte bereits zweimal versucht, Maggie zu erreichen, einmal von unterwegs und einmal vor dem Haus, in dem sie wohnte.
Nachdem sie rasch die Umgebung in Augenschein genommen hatten, beschlossen sie, sich das Haus genauer anzusehen. Marcus stieg die Treppe zu Maggies Apartment hinauf, während Andrew in die Backstube ging, um Alexei zu fragen, ob er irgendetwas gehört hatte. Am unteren Ende der Treppe trafen sie sich wieder.
»In ihrer Wohnung ist sie nicht. Keine Anzeichen für einen Kampf«, sagte Marcus, als er die Stufen
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