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Ich bin die Nacht

Ich bin die Nacht

Titel: Ich bin die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Coss
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Beretta, eine Militärausführung, und eine Taschenlampe, und bewegte sich vorsichtig voran. Dabei wendete er die Harris-Methode an: Der Rücken der Schusshand lag über Kreuz auf dem Rücken der Stützhand, die auch die Taschenlampe hielt. Bei seiner Lampe war der Schalter praktischerweise auf der Batteriekappe montiert, sodass er sie mit dem Daumen einschalten konnte. Das Licht konnte so lange aus bleiben, bis er es brauchte.
    Zusätzlich trug er eine schusssichere Weste, wie sie zur Standardausrüstung der Polizei gehörte, doch bei Ackerman fühlte er sich damit kaum sicherer. Der Psychopath setzte zwar Schusswaffen ein, konnte ihn aber genauso gut mit einer Stichwaffe attackieren, sogar mit bloßen Händen. Und gegen solche blindwütigen Nahkampfangriffe schützte die Weste kaum.
    Foster stieg die hintere Treppe hinauf und gelangte in einen großen Korridor im Innern des Schulgebäudes. Er blieb stehen und lauschte, hörte aber nur seinen eigenen Herzschlag und sein Atmen. Die gespenstische Ruhe flößte ihm Unbehagen ein. Ackerman konnte sich überall verstecken, konnte hinter jeder Tür lauern, in jeder dunklen Ecke.
    Foster fasste sich ein Herz und ging den Korridor entlang, blieb an jedem Klassenzimmer stehen und schaute hinein. Eigentlich durfte er sich relativ sicher fühlen, denn Ackerman konnte ja nicht wissen, dass er hier war. Trotzdem wurde er das ungute Gefühl nicht los, dass der Irre auf ihn wartete, und dass er ihm sogar noch in die Hände spielte.
    Lewis Foster war kein ängstlicher Typ. Umso mehr verabscheute er seine Unsicherheit und versuchte sie zu verdrängen. Aber er konnte nicht abstreiten, dass er sich fürchtete.
    Hinter ihm ertönte eine Stimme.
    Er zuckte zusammen und fuhr herum.
    Über die Sprechanlage der Schule verkündete eine Männerstimme: »Dringender Aufruf für Mr. Foster. Bitte melden Sie sich im Büro des Rektors.« Die Stimme stockte einen Moment; dann fuhr der Sprecher fort: »Als ich Sie das letzte Mal gesehen habe, Lewis, habe ich Ihnen gesagt, dass ich es Ihnen heimzahle. Zeit für die Abrechnung.«
    Die Stimme hallte durch die dunklen Flure des vergessenen Schulgebäudes. Foster überlief eine Gänsehaut. Er bekam das Gefühl, umzingelt zu sein.
    Dann aber verdrängte Wut seine Angst. Er suchte weiter die Räume ab, wobei er die Türen mit wuchtigen Tritten eintrat. Er wollte mit Ackerman Schluss machen, ein für alle Mal. Dieser Dreckskerl sollte endlich für seine Gräueltaten bezahlen. Er sollte büßen für all den Schmerz, den er verursacht hatte, für all die Leben, die er genommen hatte.
    Foster hatte nie eine Gelegenheit erhalten, den Mann zu stellen, der seine Familie massakriert hatte, und er würde diese Chance auch nie bekommen. Er konnte ihren Tod niemals rächen, wohl aber den Tod anderer Unschuldiger. Ackerman hatte seine Familie zwar nicht auf dem Gewissen, aber er würde trotzdem für ihre Ermordung zahlen.
    Wieder erklang Ackermans Stimme über die Sprechanlage: »Ich hatte gehofft, dass Ihr großer Boss kommt, um Maggie zu suchen, aber ich gebe mich sogar mit Ihnen zufrieden. Ich mache mir ohnehin immer weniger Gedanken um Rache, je weiter ich diesen Weg gehe. Aber kommen wir zur Sache. Ich möchte Ihnen ein Spiel vorschlagen. Die Regeln sind einfach, aber Ehrlichkeit währt bekanntlich am längsten. Deshalb sage ich Ihnen gleich, dass ich schummle und dass Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit sterben werden. Am Ende des Flurs finden Sie ein Treppenhaus in den zweiten Stock. Steigen Sie hinauf und gehen Sie ungefähr zwanzig Schritte den oberen Flur entlang. Dann kommen Sie zu zwei Waschräumen auf der linken Seite des Flurs. Einer ist eine Falle und führt in den sicheren Tod. Im anderen wartet Maggie auf ihre Rettung. Sie haben eine fünfzigprozentige Chance, der große Held zu werden. Leider ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie sterben, genauso groß. Am Ende Ihres erbärmlichen Lebens werden Sie um ein Zeichen des Mitleids und der Gnade flehen – zwei Regungen, zu denen ich leider nicht fähig bin. Und nur um Sie noch ein bisschen mehr durcheinanderzubringen, verrate ich Ihnen, dass der Tod in der Mädchentoilette wartet.«
    Lewis Foster folgte dem Flur bis zur Treppe und schaute in jedes Klassenzimmer.
    »Sie haben jetzt das Problem«, fuhr Ackerman fort, »dass Sie sich fragen müssen, ob ich lüge und nur versuche, Ihnen einzureden, dass ich die Wahrheit sage, oder ob ich tatsächlich die Wahrheit spreche und Ihnen nur weismachen will, dass ich

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