Ich bin die Nacht
gehend über den dunklen Flur bewegte.
Maggie.
Sie befand sich tatsächlich in der Gewalt dieses Irren, aber sie lebte. Er hatte noch eine Chance, sie zu retten. »Lass sie gehen, Ackerman«, rief er. »Das ist eine Sache zwischen dir und mir.«
Ackerman antwortete mit einem Kugelhagel, der Marcus zurück ins Klassenzimmer trieb. »Da hast du recht«, sagte er lachend. »Sie steht zwischen dir und mir.«
Ackermans Stimme entfernte sich, während er sprach. Für Marcus war es wie in dem Traum, als Maggie ihm entglitten und im dunklen Wasser versunken war. Er wusste, dass es ihren sicheren Tod bedeutete, wenn er zuließ, dass Ackerman mit ihr verschwand. Er musste ihn aufhalten, hier und jetzt. Er durfte keine Skrupel haben, auf den Killer zu feuern.
Er sprang auf den Flur, die Pistole schussbereit.
Maggie und der Irre waren fort.
Marcus blickte sich hastig im Korridor um, während er ihnen folgte.
Wo konnten sie sein? Was, wenn Ackerman dies alles von Anfang an geplant hatte und einen geheimen Fluchtweg kannte? Was, wenn er ihn, Marcus, abgehängt hatte?
Er schwenkte seine Waffe in den Eingang des ersten Klassenzimmers. Die blassen Neonröhren unter der Decke leuchteten bei jedem Blitz wie knochige Finger. Leere Tische reihten sich im Raum. Auf der Tafel waren noch Kreidespuren zu sehen.
Marcus kam es vor, als wäre er in der Schule einer Geisterstadt. Beinahe rechnete er damit, bei jedem aufzuckenden Blitz phantomhafte Kinder an den Tischen sitzen zu sehen. Doch es erschienen weder Gespenster, noch entdeckte er eine Spur von Ackerman und Maggie.
Er ging zum nächsten Klassenzimmer. Mit jeder verstreichenden Sekunde wuchsen seine Verzweiflung und das Gefühl der Dringlichkeit. Doch er konnte nicht einfach losrennen. Er wusste, dass er dann in die Falle tappte, die Ackerman ihm mit Sicherheit gestellt hatte. Und wenn er starb, bedeutete es auch Maggies sicheren Tod.
Als Marcus das nächste Klassenzimmer betrat, wehte ihm kühler Wind ins Gesicht. Der Luftzug kam von einem offenen Fenster vor der Feuertreppe. Die Welt hinter dem Fenster lag in einem gespenstischen Glanz, als wäre es ein Tor in ein anderes Universum.
Marcus war es egal. Er würde Maggie bis ans Ende der Welt folgen, wenn es nötig war.
In diesem Moment hörte er von draußen Maggies gellenden Schrei.
47.
Als Marcus sich in das offene Fenster stellte, prasselte der Regen so heftig auf ihn herunter, als wollte eine unsichtbare Macht ihn zum Rückzug zwingen. Aber er würde nicht davonlaufen. Er rannte niemals davon, und er wich nie zurück.
Die freie Fläche vor den Gebäuden war leer, die Feuerleiter eingefahren. Also konnte Ackerman mit Maggie nur nach oben verschwunden sein. Marcus schob sich zur Feuertreppe vor, blickte hoch und entdeckte auf der obersten Plattform zwei schemenhafte Gestalten.
Ackerman und Maggie.
Sie rührten sich nicht. Sie warteten. Eisige Finger griffen nach Marcus’ Herz. Der Verrückte musste irgendein Ass im Ärmel haben.
Langsam bewegte Marcus sich die Stahlgitterstufen hinauf zu dem Wahnsinn, der ihn erwartete.
Ackerman stand am rückwärtigen Geländer der Plattform und hielt Maggie weiterhin als Schutzschild vor sich. Marcus hatte kein freies Schussfeld. Selbst wenn er eine Gelegenheit bekam, Ackerman auszuschalten, würde der Killer Maggie mit in die Tiefe reißen, wenn er fiel.
Marcus trennten nur noch wenige Stufen von der Plattform, als Ackerman sagte: »Das ist weit genug.«
Marcus blieb stehen, die Waffe auf Ackerman gerichtet, und schaute Maggie in die Augen. Angst hatte die Wärme verdrängt, die er normalerweise darin sah.
»Glaubst du an das Schicksal, Marcus?«, fragte Ackerman.
Marcus platzte der Kragen. »Jetzt hör mir mal zu, du Psycho, ich …«
»Ich habe dir eine Frage gestellt«, unterbrach Ackerman ihn mit schneidender Stimme. »Wenn du nicht antwortest, reiße ich deiner Freundin die Zunge raus.«
Marcus glaubte ihm aufs Wort. »Ich glaube«, sagte er, »dass wir aus einem bestimmten Grund existieren, und dass unser Leben eine Bedeutung hat.«
»Also darauf läuft es hinaus. Nun, nach dem Sinn des Lebens sucht jeder, sogar ein Serienmörder.« Ackerman lachte auf. »Ich muss es schließlich wissen. Wir alle suchen nach einer Bedeutung für unser Tun, nicht wahr? Und für mich selbst habe ich die Antwort gefunden.«
»Was für eine Antwort?«, fragte Marcus. Er spielte mit, hoffte auf eine Gelegenheit, den Irren überwältigen zu können.
»Der Zweck meiner Existenz. Ich
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