Ich bin die Nacht
er zuschlug.
In diesem Moment zuckte Ackermans rechte Hand vor, umfasste Fosters Schienbein und riss es ihm unter dem Körper weg. Krachend landete der Deputy auf dem Rücken. Sofort war Ackerman über ihm. Mit einer flüssigen, kraftvollen Bewegung verdrehte er den Schlagstock und mit ihm Fosters Arm.
Doch Foster war zäher als erwartet. Ohne den Schlagstock loszulassen, schmetterte er Ackerman den Ellbogen ins Gesicht und schleuderte ihn nach hinten. Dann rappelte er sich hoch und wankte auf Ackerman zu, das Gesicht vor Wut und Schmerz verzerrt. Doch der Killer war auf die Attacke gefasst, landete eine rasche Folge von Haken in Fosters Unterleib und beendete den Angriff mit einem kräftigen Kopfstoß, der Foster taumeln ließ. Der Schlagstock rutschte ihm aus den Fingern.
Foster wankte. Seine Knie gaben nach. Doch ehe er zu Boden fallen konnte, krallte Ackerman die Finger in sein Hemd, hielt ihn auf den Beinen und schmetterte ihm immer wieder die Faust ins Gesicht.
Als Fosters Körper erschlaffte, schleuderte Ackerman ihn gegen das Geländer vor der Öffnung des Treppenhauses.
Instinktiv packte Foster das Geländer, hielt sich daran fest und schüttelte den Kopf, um die Benommenheit loszuwerden. Doch als er aufsah, erkannte er, dass er kaum noch ein Chance hatte.
Denn nun hatte Ackerman seine versteckte Waffe gezückt.
Die Messerklinge schimmerte im Licht des Mondes, während in den Augen des Irren Mordlust funkelte. »Es war ganz nett mit dir, Lewis, aber jetzt haben wir genug gespielt.«
Nach diesen Worten griff er an.
Foster packte Ackermans Arm, ehe das Messer in seinen Unterleib dringen konnte. Verzweifelt hielt er den Arm fest, während Ackerman versuchte, ihm das Messer in den Körper zu treiben.
Zoll für Zoll kam die Klinge näher, während Foster verzweifelt dagegen ankämpfte. Sein Gesicht wurde rot vor Anstrengung, und Todesangst flackerte in seinen Augen. Sein blutiges, schweißnasses Gesicht schimmerte gespenstisch im Mondlicht. Er wusste, dass er keine Chance mehr hatte. Tränen liefen ihm über die Wagen, und er flüsterte: »Nein … nein …«
»Pssst«, sagte Ackerman leise, als wollte er ihn beruhigen. »Gleich ist es vorbei.«
Foster gab seine Gegenwehr auf.
Langsam trieb Ackerman das Messer durch den unzureichenden Schutz der kugelsicheren Weste in Fosters Unterleib.
Das Gesicht des Deputys erstarrte, seine Augen erloschen. In den letzten Sekunden seines Lebens dachte er an den langen Weg, der ihn hierhergeführt hatte und an dessen Ende ihn nun statt des Triumphs der Tod erwartete.
Ackerman riss das Messer hoch.
Foster brüllte vor Schmerz.
Dann trug ihn die kalte Nacht davon in die ewige Dunkelheit.
44.
Marcus fragte sich, ob Ackerman recht hatte. Geschah wirklich alles aus einem bestimmten Grund? War es ihm vorherbestimmt gewesen, in die Situation zu geraten, in der er sich jetzt befand?
Vielleicht stimmte es ja, was der Verrückte behauptete, und sie waren wirklich die beiden Seiten derselben Münze. Zwei Männer mit ähnlichen Gaben, aber diametral entgegengesetzt. Der eine rechtschaffen, der andere das Böse in Person.
Das Schulgebäude kam in Sicht. Ein Teil der Fassade bestand auf ganzer Höhe aus durchsichtigen Glasbausteinen. An der Südseite befand sich die Turnhalle. An der Nordseite verlief eine Feuertreppe die drei Stockwerke des Gebäudes hinauf bis zum Dach. Vor dem Schulhaus lag der Spielplatz.
Während Marcus sich dem Gebäude näherte, hörte er Donner in der Ferne und spürte die ersten Regentropfen. Es wurde schwül, und der Wind nahm zu. Ein Unwetter braute sich zusammen.
Das passt , ging es Marcus durch den Kopf.
Er konnte das Gefühl nicht benennen, das ihn überkommen hatte. Nur ein einziges Mal hatte er sich so gefühlt: in seiner letzten Nacht als Cop in New York. Es war, als wüsste er, dass er zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Er wusste, dass er weglaufen konnte und nie wieder zurückzublicken brauchte, doch er wusste auch, dass er diese Entscheidung niemals treffen würde, aus welchem Grund auch immer. Er würde immer weiter in das gefährliche Wasser vordringen und sich an das andere Ufer vorkämpfen.
Vielleicht würde er der Held sein, vielleicht als weiteres Opfer enden. Er würde es bald herausfinden.
Inzwischen goss es wie aus Kübeln. Marcus war nass bis auf die Haut, doch er rannte nicht zur Schule, um dort Schutz zu suchen, sondern ließ sich Zeit und erkundete die nähere Umgebung.
Dann betrat er durch die Hintertür das
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