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Ich bin ein Genie und unsagbar böse

Titel: Ich bin ein Genie und unsagbar böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Lieb
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anerkennen muss.
    Das wird ein süßer Triumph!
    Ich lehne mich zurück und lasse mich vom beruhigenden Klangteppich des schimpfenden Busfahrers, meiner kreischenden Mitschüler und dem Knattern des Hubschraubers ein wenig einlullen. Ich sollte diesen Moment genießen. Dies ist ein wichtiger Tag, ein historischer Tag.
    Doch meine Ruhe ist dahin, als ich das hartnäckige Tut-tut-tut eines Fahrzeugs höre, das uns folgt. Ich versuche es zu ignorieren, doch Stephen Turnipseed ruft: »Hey, Specki, deine Mom will was von dir!« Ich versuche ihn ebenfalls zu ignorieren, aber er sagt es noch mal und zeigt aus der Heckscheibe des Busses. Ich drehe mich um und sehe den Buick meiner Mutter. Mom sitzt am Steuer und hupt und winkt, was das Zeug hält. Liz und Tati haben sich neben sie auf den Vordersitz gequetscht, während Logan ihren Kopf in der Mitte zu ihnen nach vorne streckt.

    Auf die Kühlerhaube hat jemand mit leuchtender Farbe ROSA KOBRAS gekritzelt; daneben ist die hässlichste, schielendste, geiferndste 106 Missgeburt einer Schlange abgebildet, die man sich nur vorstellen kann. Auf der Windschutzscheibe steht TEAM JUMBO - mit Rasierschaum geschrieben. An Stoßstange und Dachreling sind haufenweise Luftballons, Luftschlangen und Blechdosen festgebunden, die wie Papierdrachen hinter dem Auto herflattern.
    Sie alle - Molotow, Hart-aber-herzlich, Moppelchen und Killerqueen - zeigen, wie viele Zähne sie im Mund haben, und präsentieren ihr strahlendstes, breitestes, verrücktestes Lächeln. Jeder Seelenklempner, der sie in diesem Moment zu Gesicht bekäme, würde sie zum Wohle der Gesellschaft umgehend in die Klapse einweisen.
    Ist das ihre Überraschung? Soll ich damit die Wahl gewinnen? Vier durchgeknallte Frauen in einem geschändeten Oldtimer? Damit würde ich noch nicht mal beim Halma gewinnen.
    Ganz ehrlich, ich bin enttäuscht. Nicht von Liz, nicht mal von Mom - sie wissen es eben nicht besser. Aber Tatiana wäre zu mehr in der Lage. Sie denkt in größeren Kategorien.
    Dachte ich jedenfalls. Nichts für ungut, war ein netter Versuch. Ich winke matt zurück und drehe mich wieder um.
    Ich beschließe, mich von der Besorgnis über meine Rede 107 abzulenken, indem ich ein bisschen mit Moorhead
spiele. Er macht stetige Fortschritte darin, sich Sokolovs Zuneigung zu erschleichen, weil er sich an meine Anweisungen - SAG IHR, DU MAGST ITALIENISCHE OPER; SAG IHR, DU MAGST BUSTER KEATON - hält. Meine Rechercheabteilung hat mir mitgeteilt, dass Sokolov weder etwas über die italienische Oper noch über Stummfilme weiß. Moorhead kann sich also den Mund fusselig reden, ohne Gefahr zu laufen, sich zu blamieren. In Anbetracht seines bisherigen Erfolgs ist er der Glückseligkeit nahe. Das selbstgefällige Lächeln, das zur Zeit seinen Mund umspielt, ist vermutlich dasselbe, das auch eine männliche Schwarze Witwe kennzeichnet, ehe er seiner Freundin ins Netz geht.
    Höchste Zeit, die Balz zu intensivieren. Ich werde seine Verben emotional aufladen und seinen Bemerkungen damit einen persönlicheren Touch geben. Die heutige Message lautet: SAG IHR, DU LIEBST IHREN LITERATURGESCHMACK. Das klingt sowohl schmeichelhaft als auch ein wenig gönnerhaft. Bestimmt wird sie das so neugierig machen, dass er schon morgen einen entscheidenden Schritt wagen kann: LADE SIE ZUM ESSEN EIN.
    »Zigarettenbotschaft für Moorhead«, murmle ich. Irgendein Untergebener wird mich schon hören. »SAG IHR, DU LIEBST …«
    In diesem Moment bricht ein Tumult los. 108 Alle schreien durcheinander, hüpfen auf ihren Sitzen, trampeln mit den Füßen und trommeln gegen die Scheiben. Doch am schlimmsten ist ihre gute Laune. Meine Mitschüler sind außer sich vor Freude. Perry Wengrow
und Stephen Turnipseed drängen sich neben mich, um einen besseren Blick aus dem Fenster zu haben.
    Ein Pritschenwagen, auf dem TWOMBLEY ENTER-TAINMENT steht, schließt zu uns auf, als wir die Harney Street erreichen. Aber es ist nicht der Lastwagen an sich, der meine Mitschüler in Ekstase versetzt. Es ist der Gegenstand, der auf seiner Ladefläche festgezurrt ist.
    Es ist ein riesiger aufgeblasener Heliumballon, vielleicht zwölf Meter hoch. Der wäre absolut würdig, auf Macy’s Thanksgiving Day Parade neben Snoopy und Mighty Mouse und all den anderen aufblasbaren Comicfiguren über den Broadway gezogen zu werden.
    Und er hat die Gestalt von Oliver Watson Jr. ( siehe Bild 17 ) .
    Zwei Gedanken rasen durch meinen Kopf:
    • Dieser Ballon lässt mich fett aussehen.
    • Mein

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