Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich bin ein Mörder

Ich bin ein Mörder

Titel: Ich bin ein Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Pons
Vom Netzwerk:
gestorben. Was wollten Sie denn von ihr?«
    Schmunzelnd zog Robert ein Notizbuch aus der Tasche und warf einen unsinnigen Blick hinein, statt zu antworten. Er würde sich nicht aushorchen lassen.
    »Die Wohnung ist noch bewohnt, nicht wahr?« Er schaute nicht hoch und machte einen deutlich sichtbaren Haken aufs Papier.
    »Ja, der Bub wohnt noch da«, bestätigte Milla. »Der Dirk hat sie gepflegt, als sie krank geworden ist. Die Arme Frau. Zweimal verheiratet und zweimal Pech gehabt mit den Männern, dabei war sie so eine Nette. Nur der Junge, der ist ihr geblieben. Aber der ist nicht da. Der geht meistens ganz früh morgens aus dem Haus. Ist ein ganz Stiller. Der hat doch wohl nichts angestellt? Oder ist ihm was passiert?«
    »Weder noch.« Robert verstaute das Notizbuch in der Innentasche seiner Jacke. Wieder nur ein winziges Puzzlesteinchen für sein Mosaik. Aber eines, das er weiterverfolgen konnte. Wenn Heppner regelmäßig das Haus verließ, deutete das auf einen Arbeitsplatz hin. Der Mann hatte schon einmal seinen Namen geändert. Mit einer Geburtsurkunde in der Hand war das einfach. Vielleicht konnte er doch unter dem Geburtsnamen einen Treffer landen und ihn an seiner Arbeitsstelle aufspüren.
    Robert strich dem Kind, das endlich aufhörte zu weinen, über die zerzausten braunen Locken, dann lächelte er die beiden Frauen an. »Das war alles, was ich wissen wollte. Vielen Dank.«
    »Ja, aber …!«
    Er konnte den erbosten Blick direkt spüren, der ihm folgte.
    * * *
     
    Alexandra wählte die Handynummer mit eiskalten Fingern. Sie öffnete die Balkontür und machte einen Schritt ins Freie. Nur keine angenehme Atmosphäre für das, was sie zu sagen hatte. Keine Chance, die Stimmung kippen zu lassen. Fröstelnd zog sie die Schulterblätter nach oben. Das Tuten zerrte an ihren Nerven. Dann ertönte die Bandansage. Erleichtert stieß sie die Luft aus. Mit dem Signalton preschte sie los.
    »Zieh keine falschen Schlüsse, Tobias. Ich will nicht mit dir reden, nur etwas sagen. Und dann nie wieder von dir hören. Du hast mich davongejagt.« Sie schloss sekundenlang die Augen, um weitersprechen zu können. Er sollte die Lüge nicht bemerken.
    »Ja, das hat wehgetan. Aber jetzt nicht mehr. Deinetwegen erscheint dauernd mein Gesicht in der Presse. Ich bin nicht scharf auf die Publicity und ich will nicht im Rampenlicht stehen. Du wolltest all diesen Presserummel. Ich war verdammt blind und verdammt blöd. Aber das ist vorbei. Hörst du? Ein für allemal. Hör auf, mich anzurufen, hör auf, mir irgendwelche Liebesschwüre auf den Anrufbeantworter zu sprechen. Ich glaube dir kein Wort.«
    Um sie nur Dunkelheit, rauschender Regen, einsame Stille. Entfernte Verkehrsgeräusche. Autoreifen, die tiefe Pfützen durchpflügten.
    »Dabei war etwas zwischen uns. Aber es hat dir nicht gereicht. Es war nicht gut genug. Ich war dir nicht gut genug. Das einzig Ehrliche war deine Verachtung für mich und für alles, woran ich glaube. Deinetwegen habe ich die Menschen vor den Kopf gestoßen, die mir wirklich etwas bedeuten. Deinetwegen streite ich mich, verliere meine Freunde, meinen Partner. Weil ich bis zuletzt immer noch gedacht habe, ich muss dich vor ihnen verteidigen. Ich bin für dich in die Bresche gesprungen, wider besseres Wissen.«
    Sie legte die Hand über den Hörer und schniefte laut.
    »Aus Trotz. Selbst hinterher noch. Jetzt zahle ich den Preis und weiß nicht, wie ich zurückrudern soll. Du hast ganze Arbeit geleistet. Mischa hat recht. Du kriegst immer, was du willst, und wenn du gehst, hinterlässt du nur Trümmer. Das ist genau das, was du willst. Warum? Das kann ich nicht verstehen. Und ich will es auch gar nicht mehr wissen. Jetzt ist es zu spät. Du kannst nichts mehr reparieren. Halte dich von mir fern. Für dich ist kein Platz mehr in meinem Leben!«
    Sie legte das Telefon auf das Wandregal mit den Blumentöpfen und stellte sich an die Brüstung. Ein Windstoß schüttelte die Pflanzen, peitschte Regen über den Balkon. Alexandra verharrte stoisch, bis die völlig durchnässte Wäsche auf der Haut alle Glieder steif werden ließ. Langsam schlurfte sie zum Badezimmer. Im Vorbeigehen schaltete sie den Computer ein. Ein leises Surren, sanftes Blau. Keine neuen E-Mails. Schweigen auch im Netz. Es kam ihr nicht in den Sinn, das Schweigen selbst zu brechen.
    * * *
     
    Er blendete ihn mit dem Licht der Taschenlampe.
    »Du musst still sein. Ganz still!«
    Der Junge nickte und blinzelte benommen. Die Tür stand einen

Weitere Kostenlose Bücher