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Ich bin ein Mörder

Ich bin ein Mörder

Titel: Ich bin ein Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Pons
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gleichen Fernsehprogramm: Quincy, dem Vater aller Pathologen. Ozzy kannte alle 145 Folgen der Serie auswendig und war mächtig stolz auf seine komplette Sammlung. Neben den Videokassetten im Regal prangte eine original Autogrammkarte des Darstellers Jack Klugmann in einem Bilderrahmen. Fast ein kleiner Schrein für das geliebte Kultobjekt. Mischa presste die Hand über die Nase.
    »Kein Grund zur Aufregung, Ozzy. Ich bin kein Fall für Dr. Quincy. Sag Alexandra, ich brauche noch keinen Leichenbeschauer.« Angestrengt versuchte Mischa zu scherzen. Sam umkreiste ihn schwanzwedelnd.
    »Mit der Betonung auf noch . Du scheinst dir alle Mühe zu geben, dass es bald so weit ist.« Ozzy drehte sich zu Alexandra. »Er sieht aus, als hätte er sich selbst ausgekotzt. Hast du mir was mitgebracht, von seinen edlen Körpersäften?«
    Sie überreichte ihm die Schüssel mit dem wenig appetitlichen Inhalt.
    »Braves Mädchen.« Er tätschelte ihr die Wange, wie er es sonst bei seinem Hund zu tun pflegte. »Du behältst wenigstens die Nerven und denkst mit. Leg den Burschen mal flach. Kaltes Tuch auf den Schädel, Eimer daneben, dann folge mir in meine Katakombe und erzähle, womit der gute Junge versucht hat, sich das Hirn wegzusaufen.«
    Unter Protest ließ sich Mischa auf der Couch nieder. Sam streckte sich neben ihm auf dem Boden aus und leckte liebevoll seine Hand.
    Alexandra sprang die Stufen hinunter. Neben der Sorge verspürte sie durchaus ein gewisses Maß an Neugier. Ozzys privates Labor war ihr bisher verschlossen geblieben. Es ähnelte einem professionellen Operationssaal, in dem er Versuche durchführte, von denen sie lieber nicht im Detail wissen wollte, worum es sich handelte. Neben einer umfangreichen Ausrüstung an medizinischen Geräten standen zahllose eingelegte Präparate auf Regalen. In der Mitte des Raums war ein Edelstahltisch auf Rollen platziert. Ozzy grinste vielsagend, als er ihren Blick bemerkte.
    »Keine Leichen, Süße. Auch wenn es ein Originalstück aus der Pathologie ist. Du solltest mal sehen, wie viele Mädels absolut darauf abfahren, auf diesem Tisch so richtig abzufahren!« Seine Augenbrauen zuckten in freudiger Erinnerung. »Gib mir die Giftbrühe mal rüber, mit der unser Held sich zugeschüttet hat.«
    »Mischa war nicht betrunken. Wir haben was gegessen und er hatte ein, nein zwei alkoholfreie Biere und später noch einen Cocktail, aber selbst der war ohne Alkohol!«
    »Na, wenn du das sagst, wird es so sein.«
    Ungeduldig beobachtete sie, wie Ozzy winzige Proben in Reagenzgläser gab, Flüssigkeiten zusetzte, schüttelte, den Kopf zur Seite neigte, wieder schüttelte.
    »Erzähl mir was über die Symptome. Noch was außer Übelkeit? Wann fing es an? Wie lange nach dem Essen oder Trinken?«
    »Etwa eine Stunde nach dem Essen, eine Viertelstunde nach dem Cocktail. Er sagte was von einem komischen Geschmack oder Gefühl im Mund. Dann ging er aufs Klo und kam grün zurück. Im Auto hat er sich noch mal übergeben und auf dem Parkplatz. Den Rest der Nacht einmal pro Stunde ungefähr. Beim letzten Spucken war Blut dabei.«
    »Hab ich gesehen, ja.«
    »Das macht mir echt Angst. Findest du was?«
    »Da ist praktisch nichts Verwertbares mehr drin, nur noch Magensäure und Galle.« Ozzy griff in eine der Schubladen, zog eine steril verpackte Spritze und ein elastisches Band hervor.
    »Die Wissenschaft fordert ein Blutopfer.«
    Während sie die Treppe hinaufstiegen, grinste er von einem Ohr zum anderen.
    »Hey, Mischa, lebst du noch oder kann ich endlich mit der Sektion anfangen?«, rief er.
    »Freu dich nicht zu früh, Fledermausfresser!« Die Stimme klang schwach, leicht röchelnd, dann wieder würgend. Aber mehr als ein Würgen wurde nicht daraus. Schweiß bedeckte Mischas Stirn, das Zittern verstärkte sich, seine Augäpfel drehten sich bedenklich nach innen und der Atem flachte ab.
    »Scheiße!« Ozzy klatschte ihm links und rechts mit der flachen Hand ins Gesicht. »Augen auf, Mischa! Sieh mich an. Konzentrier dich, Alter, sonst beißt Ozzy dir die Nase ab. Komm schon, nicht wegtreten! Ja, hier bin ich. Reiß dich gefälligst zusammen, Mann! Atme ganz ruhig. So ist es gut, immer schön in meine Augen sehen.«
    Hilflos stand Alexandra daneben, wusste nicht, wohin mit ihren Händen, ihren Blicken, bis Mischa endlich die Kontrolle über Augen und Atmung wiedererlangte. Dann sackte er mit einem gequälten Stöhnen in sich zusammen.
    »Das war’s.« Routiniert legte Ozzy zwei Finger auf Mischas

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