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Ich bin ein Mörder

Ich bin ein Mörder

Titel: Ich bin ein Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Pons
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unrecht. Was meine Auswahl betrifft. Wobei ich durchaus Qualität erkenne und unterscheiden kann, was literarisch hochwertig ist und was nicht. Aber manchmal muss es eben Kitsch sein. Daran ist doch nichts verwerflich!«
    Bei ihren Worten ließ Tobias seinen Blick von ihr zu Mischa wandern. Dort verweilte er, während er Alexandra antwortete.
    »Das hoffe ich, dass du Qualitäten unterscheiden kannst. Nicht nur literarisch. Aber wirklich schwierig erscheint es mir nicht. In diesem Fall.« Langsam erhob er sich. »Das war es für heute. Ich überlasse dich nun wieder ganz deinem«, er befeuchtete demonstrativ seine Lippen, »deinem Kollegen. Wir sehen uns am Dienstag?«
    »Auf jeden Fall!«
    Mischa studierte angestrengt die Getränkekarte. Das säuselnde Wesen neben ihm machte ihm zu schaffen. So kannte er Alexandra nicht. Und so gefiel sie ihm nicht. Stockmann küsste sie zärtlich. Mischa bemühte sich, es zu ignorieren, was sich angesichts der Intensität schwierig gestaltete. Im Gehen erhob Stockmann sein Cocktailglas, prostete ihm herausfordernd zu: »À votre santé!«, trank den letzten Schluck, dann war er weg.
    Während es in Mischas Innern weiter leise brodelte, nahm Alexandra den Faden sofort an der Stelle wieder auf, an der Stockmann sie mit seinem Erscheinen unterbrochen hatte.
    »Also dann, welcher Film? Spionage, Verschwörung, Agententhriller – Action. Oder lieber eine Komödie, niveaulos, aber lustig? Nein, wenn ich mir dein Gesicht so ansehe, steht dir der Sinn im Augenblick eher nach Sprengstoff.«
    Wider Erwarten musste er lachen. »Ja, allerdings. Tut mir leid. Ich bin ein grottenschlechter Schauspieler, was? Aber ich habe mir Mühe gegeben. Das hast du hoffentlich bemerkt! Er steht auf dich, das ist nicht zu übersehen. Ich wünsch dir …«
    »Du musst es nicht gleich übertreiben. Also Action?«
    »Action«, bestätigte er.
    Umständlich schaute Alexandra auf die Uhr, die hinter einer der Palmen verborgen an der Wand hing.
    »Halbe Stunde haben wir noch, um in Ruhe – was ist los?«
    Mischa wischte sich mit der Hand übers Gesicht.
    »Keine Ahnung. Ich habe so ein komisches Gefühl im Mund. Als ob mir die Zunge einschläft.«
    »Das kommt vom Lügen, weil du versucht hast, mir mit Tobias Glück zu wünschen.«
    Ohne Vorwarnung brach ihm der Schweiß aus und gleichzeitig krampfte sich sein Magen zusammen.
    »Verflucht. Ich bin gleich wieder da.« Er sprang so heftig auf, dass sein Stuhl umkippte, aber er kümmerte sich nicht darum.
    Alexandra wartete. Nach zehn Minuten bezahlte sie die Rechnung, folgte ihm hinter den leise klimpernden Perlenvorhang und klopfte an die Tür der Herrentoilette.
    »Mischa?« Sie hörte undeutliche, aber eindeutige Geräusche, dann die Spülung und das Quietschen des Wasserhahns.
    »Wow. Du siehst beschissen aus«, verkündete sie, als er schließlich wieder zum Vorschein kam. »Aus Kino wird wohl nichts heute. Dort gibt es Popcorn, aber keine Kotztüten. Ich fahre dich nach Hause.«
    »Nicht nötig. Das schaffe ich schon.«
    »Klar und ich laufe morgen einen Marathon. Gib mir deinen Autoschlüssel.« Auffordernd streckte sie die Hand aus. »Mach schon.«
    »Hosentasche, hinten links«, keuchte er verkrampft. Die Hand auf den Bauch gepresst, krümmte er sich wieder. Sie angelte nach dem Schlüssel.
    »Hör mal, ich weiß, dass du Tobias zum Kotzen findest, aber so deutlich musst du mir das nicht zeigen!« Ihr Aufmunterungsversuch misslang und sie packte ihn fester am Arm, um ihn zu stützen. Er schaffte nicht mal mehr ein Lächeln.
    * * *
     
    Markus rannte durch das Unterholz. Die blonden Haare klebten ihm schweißnass auf der Stirn. Seine Knie gaben nach. Er stolperte, rappelte sich auf, rannte weiter, biss die Zähne zusammen, um nicht zu stöhnen. Die Schulter schmerzte. Überall hatten sie ihn getroffen. Es brannte höllisch. Jedes Mal, wenn sie sich meldeten, kroch die Angst durch seinen Körper, aber jedes Mal ging er wieder zu dem geheimen Treffpunkt im Wald.
    Sie spielten nicht im Team. Jeder gegen jeden. Keine Namen. Keine Gesichter. Keine Freundschaften. Am Ende zählte nur die Anzahl der Treffer. Einige fanden es witzig, statt der Farbpatronen Gummigeschosse zu verwenden. Platzierte Brustschüsse erzielten extra Punkte. Keine weiteren Regeln. Und er war der Loser. Immer wieder. Wahrscheinlich wollten sie ihn deshalb dabei haben. Weil einer immer der Arsch sein musste, den man leicht erwischte. Aber er war kein Weichling. Nicht der verhätschelte

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