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Ich bin ein Mörder

Ich bin ein Mörder

Titel: Ich bin ein Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Pons
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Sohn eines Bullen, der glaubt, nur weil der Vater Polizist ist, etwas Besonderes zu sein. Selbst nichts leisten zu müssen. Sein Vater konnte ihm gestohlen bleiben. Jetzt erst recht. Er wollte es allen zeigen. Er war ein Mann. Ein ganzer Mann. Auch wenn er zu klein war für sein Alter. Sogar sein Bruder überragte ihn um einen ganzen Kopf. Ein harter Mann. Niemand sollte über ihn lachen. Die Büsche standen zu dicht. Er konnte die anderen nirgendwo sehen. Sein Fuß verhakte sich an einer Wurzel, er stolperte kopfüber in einen Blätterhaufen. Keuchend wälzte er sich auf die Seite, dann auf die Knie. Als er den Kopf hob, schaute er in den Lauf einer Waffe.
    »Gotcha!«, flüsterte der Mann.

Samstag, 03. November
     
    Im ersten Morgengrauen erwachte Alexandra. Einen schlechten Geschmack im Mund und säuerlichen Geruch in der Nase. Kopf an Kopf. Mischas Atemzüge gingen ruhig. Etwas mehr als zwei Stunden hatten sie durchgeschlafen. Mit einem Eimer zwischen den Knien, halb sitzend, halb liegend, hatte sie die Nacht in seinem Bett verbracht. Privater Sanitätsdienst mit Ausziehen, Stirnkühlen und regelmäßigem Kübelwechsel inklusive. Sachte löste sie sich von Mischa und schaute ihn an. Er war der beste Partner, den man sich wünschen konnte. Auch wenn sie in den vergangenen Tagen immer wieder aneinandergeraten waren. Das war ihre Schuld, in erster Linie. Dass er sich um sie sorgte, war ja irgendwie auch süß von ihm. Und unvermeidlich. Schließlich verbrachten sie mehr Zeit miteinander als mit irgendeinem anderen Menschen. Ungezählte Stunden im Dienst, in denen man unmöglich immer nur über Polizeibelange reden konnte. Nächte, in denen zwölf Stunden lang fast nichts passierte. Da kannte man den Partner bald besser als so mancher die Ehefrau oder den Mann zu Hause. Ein Streifenpartner ließ sich einfach mit nichts vergleichen, ein Team zu sein bedeutete Zuverlässigkeit und absolutes Vertrauen. Vor Mischa hatte es einige Kurzzeitkollegen gegeben. Nicht belastbar die Kerle und humorlos.
    Mischa war anders. Da stimmte die Wellenlänge von Anfang an. Du bist die Liebe meines Lebens. Seine holprige Liebeserklärung, nach einem halben Jahr gemeinsamem Dienst, hätte beinahe alles vermasselt. Aber er war an dem Abend so betrunken, dass sie ihn unmöglich ernstnehmen konnte. Sie hatte ihn zwar nicht ausgelacht, aber unmissverständlich abgewiesen – und ins Bett geschickt, den Rausch ausschlafen, mit dem Hinweis, der Anfall wäre sicher schnell vorbei. Zu viel Gefühl gefährdete das Urteilsvermögen, machte verletzbar. Ein Partner ist ein Partner. Und ein Partner ist tabu.
    Mischa versuchte es nie wieder. Und dann kam Britta. Vorsichtig rollte Alexandra den Kopf hin und her. Und dann war Britta wieder weg. Der steife Nacken schmerzte. Trotzdem fühlte sie sich wohl. Idiotisch irgendwie. Nach einer durchkotzten Nacht.
    Alexandra gähnte. Etwas zu laut und Mischa schlug die Augen auf. Seine Dynamik ließ noch zu wünschen übrig, aber bald schon verspürte er das dringende Bedürfnis, duschen zu gehen.
    Sie begleitete ihn zur Sicherheit bis an die Badezimmertür, half ihm beim Ausziehen, dann ließ sie sich wieder aufs Bett fallen. Nebenan rauschte das Wasser.
    Schon seltsam. Jörg, der seinen Körper so pedantisch in Form hielt, zog sich jedes Mal hastig an. Er stand nie auf und ging nackt durch die Wohnung. Tobias dagegen präsentierte sich. Selbstverliebt rückte er sich ins rechte Licht, konnte sich ihr nicht oft genug zeigen, obwohl er nicht wirklich schön war. Nicht so perfekt, wie er sich fühlte. Und Mischa?
    Er schaukelte leicht, als er wieder durch die Tür kam. Ohne ein Handtuch, ohne unnütze Gedanken. Die leicht gebogenen Beine zitterten immer noch.
    »Danke Partner«, sagte er im Vorbeigehen und schaffte ein schwaches Grinsen.
    »Keine Ursache.« Sie folgte ihm mit den Augen zum Schrank. Gar nicht übel, so ausgepackt. Er holte frische Wäsche aus der Schublade. Der stämmige, sonst eher gedrungen wirkende Körper war muskulös mit einem runden, festen Gesäß. Zarte blonde Haare bedeckten die Haut an Beinen und Armen. Auch auf der Brust, wie sie bereits wusste. Es war ihm schrecklich peinlich gewesen, dass sie Erbrochenes von ihm abwaschen musste, weil er zu schwach war, sich zu rühren. Das kleine Tattoo am Oberarm kannte sie schon länger.
    Bisher hatte sie sich nie die Frage gestellt, was sonst noch unter seiner Uniform steckte. Mischa war ihr Partner und ein Freund, sonst nichts. Ihr bester

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