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Ich bin ein Mörder

Ich bin ein Mörder

Titel: Ich bin ein Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Pons
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Handgelenk. »Im positiven Sinne. Das Schlimmste ist vorbei. Der Puls fühlt sich wieder einigermaßen normal an. Der Kreislauf kommt wieder. Jetzt muss er einfach schlafen. Und bluten. Wir zwei Hübschen machen ein paar Tests, solange das Prinzlein schlummert. Der wird wieder. Ist ein zäher Brocken. Ich verpasse ihm eine Aufbauspritze, dann läuft er wieder wie’s Lottchen. Hoffe ich. Die Aufbauspritzen sind meine eigene Erfindung. Wäre nicht schlecht, die mal am lebenden Objekt zu testen, wenn er noch lange genug lebt. Oh, komm Alexandra, lach doch mal, so schlecht sind meine Witze auch wieder nicht!«
    Doch Alexandra fehlte augenblicklich jeder Sinn für Humor. Ihre Angst war größer als sie zugeben wollte. Ein hässlicher Verdacht drängte sich in ihr Bewusstsein und ließ die Angst weiter wachsen.
    »Pflanzengift«, flüsterte sie. »Ozzy, kann das Pflanzengift gewesen sein?«
    »Pflanzenschutzmittel? Wie sollte er …«
    »Nein. Gift aus Pflanzen. Wie war das, in dem Buch – hast du es gelesen? Das neue von Tobias Stockmann?«
    »Oh, das Ich-bin-der-perfekte-Mörder-Buch? Klar. Affengeil und gnadenlos!« Bewunderung sprach aus seinen Worten. »Scheiße. Meinst du Fingerhut?«
    »Oder das andere Zeug, das er verwendet: Schierling?«
    »Dann wäre Mischa schon ex. Wieso denkst du an so was?«
    »Tobias hat den Cocktail mit uns getrunken und er kann Mischa nicht ausstehen.«
    »Das ist ein starkes Stück, Mädchen, was du da andeutest. Eine Vergiftung auf Basis dieses Romans? Dann muss er mit runter, damit wir ihn im Auge behalten können. Eibe käme auch in Frage und noch einiges andere, dann kann es brenzlig werden.«
    Er schüttelte Mischa kräftig und zerrte ihn hoch.
    »Aufstehen, Alter. Waschen, rasieren, Dienst fängt gleich an!«
    Mischa hing zwischen ihnen wie ein schwerer Sack Brennholz. Steif und sperrig, ohne hinreichende Kontrolle über seine Bewegungen. Ein mühseliges Unterfangen, ihn die Treppe hinunter zu befördern. Erst, als sie ihn mit vereinter Kraft auf den Seziertisch wuchteten, gab er ein Lebenszeichen von sich.
    »Ich bin nicht tot. Lass nicht zu, dass er mich aufschneidet, Alexandra!«
    »Keine Angst.« Beruhigend strich sie ihm über den Kopf. »Ich passe schon auf dich auf.«
    »Fassen wir die Symptome noch mal zusammen: Übelkeit, Brennen im Mund und Durst?«
    Während er redete, klopfte Ozzy behutsam auf Mischas Ader in der Armbeuge und setzte gekonnt die Spritze an.
    »Ja, und er hat wie wild geschwitzt.«
    »Hmhm«, nachdenklich zog Ozzy das Blut auf, tupfte bedächtig die Einstichstelle ab. »Drück hier mal ein bisschen drauf mit dem Tupfer. Wie sieht es aus mit Mydriasis?«
    »Mit wem?«
    »Mydri … Pupillenerweiterung, große dunkle Pupillen?«
    »Keine Ahnung, Ozzy, es war Nacht!«
    Sie beobachtete ihn, wie er nun Mischas Blut in Röhrchen verteilte.
    »Ich denke, Fingerhut können wir ausschließen. Auch Eibenextrakt und Eisenhut kommen vermutlich nicht in Frage, auch kein Schierling. Die Blutanalyse dauert ein paar Tage, auf die können wir nicht warten. Was fällt dir noch ein?«
    »Ich weiß nicht. Mann, ich habe doch nicht geahnt, dass das wichtig ist! Ihm war schlecht, er hat gekotzt, das kommt eben mal vor. Kopfschmerzen hatte er auch.«
    »Unspezifisch.«
    Sie drückte vorsichtig ein nasses Tuch auf Mischas Stirn.
    »Und er war nervös, fahrig, sein Bein hat gezuckt.«
    »Erregungszustand und Muskelzucken«, murmelte Ozzy. »Du hast ihm sofort Kohle gegeben?«
    »Nein, später in der Nacht.«
    »Warum nicht gleich?«, raunzte Ozzy vorwurfsvoll. »Das ist die erste und wichtigste Maßnahme im Vergiftungsfall. Kohle fressen, massenweise, auf der Stelle!«
    »Woher soll ich das denn wissen? Sehe ich aus wie seine Mutter? Ich hätte so was nicht mal zu Hause. Es war reiner Zufall, dass ich die Tabletten in Mischas Bad entdeckt habe. Außerdem hatte ich keine Ahnung, dass es eine Vergiftung ist, du Blödmann!«
    »Was heißt hier Blödmann?«
    »Nicht streiten.« Mischas schwacher Protest blieb ungehört.
    »Du hast Glück, dass er dir nicht kollabiert ist oder durchgedreht. Wenn es Stechapfel gewesen wäre … Im Buch hat Stockmann die Dosierungen exakt beschrieben. Ich habe das nachgeprüft. Der Kerl weiß, worüber er schreibt.«
    »Dann glaubst du also, dass er das war? Dieser Scheißkerl! Den knöpf ich mir vor. Den mach ich fertig.« Alexandra würgte stellvertretend das nasse Handtuch.
    »Das habe ich nicht gesagt. Komm wieder runter und bleib

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