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Ich Bin Ein Schwein

Ich Bin Ein Schwein

Titel: Ich Bin Ein Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Steinlechner
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Handflächen aneinander, stehe auf.
    Martin Talbach, Szene- und Eventfotograf
, prangt in großen Lettern auf dem Fotokoffer wie eine Inschrift auf einem Grabstein. Nur die Telefonnummer stört das Bild. „040-5529478“, murmele ich. Die Folge ist unverändert, variabler Bedeutungsträger.
    Draußen setzt ein zartes Klopfen ein. Vereinzelte Tropfen pochen gegen die Scheibe, perlen in Diagonalen am Glas hinunter. Ich drücke die Hand auf die kalte Terrassentür und verfolge die ineinanderfließenden Linien, die durch stetig neue Gabelungen eigene Bilder formen. Konturen von Gesichtern, flüssige Momentaufnahmen.
    Plötzlich Schritte im Hausflur, das metallene Klirren von Schlüsseln, das Greifen des Schlosses.
    „Verdammter Regen. So ‘ne Scheiße, kein Mensch kann so arbeiten!“
    Mein Herz schlägt gegen die Brust, Schweiß tritt auf die Stirn, ein dumpfes Gefühl im Magen. Achterbahnfahrt. Martin entledigt sich seiner Jacke, wirft die Schuhe auf den Boden, gähnt geräuschvoll. Irgendwo dazwischen öffne ich die Terrassentür, flüchte mich in den Regen, der jetzt stärker geworden ist und mich in Sekunden durchnässt. Das kalte Wasser tropft auf meine Haare, rinnt von dort auf die Stirn, netzt meine Lippen. Noch immer gebannt, bewegungslos fast, lasse ich alles geschehen, starre in Martins Küche, in der jetzt Licht brennt und wenig später in seine Augen hinter der Scheibe.
    „Was is‘n hier los? Verdammte Scheiße, die Tür ist ja offen! Was machst denn du in meinem Garten? He, ich rede mit dir.“
    Er packt mich am Arm, zerrt mich in die Küche, wo meine vor Nässe triefenden Socken kleine Pfützen auf den Fliesen bilden.
    „Setz dich“, sagt er.
    Martin sieht auf meine Füße. Er versteht schnell.
    „Wo sind deine Schuhe? He, bist du stumm?“
    Als ich nicht antworte, dreht er sich um, schaltet die Flurbeleuchtung ein und bemerkt die fremden Schuhe und meine Jacke neben seiner auf dem Haken.
    „Was soll das? Was willst du hier? Hast du was gestohlen?“
    Er sieht mich an, überlegt nicht lange, tastet mich ab, wird aber nicht fündig, zieht mir die Ärmel hoch. „Also kein Junkie“, stellt er fest.
    Als er auch in meiner Jacke nur Schlüssel findet, alle Schubladen verschlossen und keine Schranktüren geöffnet sind, beruhigt er sich. Er setzt sich mir gegenüber, sieht, wie die nassen Haare Lachen auf seinem metallenen Küchentisch bilden.
    Ich weiche seinem Blick aus. Meine Hände zittern, mein Körper schüttelt sich, dennoch wage ich mich nicht zu bewegen, verharre, den Blick abgewendet. Erst als er auf den Auslöser drückt, hebe ich den Kopf.
    „Du bist schön“, sagt er, sieht abwechselnd auf sein Display und auf mein Gesicht, während sich seine Züge verändern. Martin erhebt sich, geht ins Badezimmer, kehrt mit einem Handtuch zurück, das er mir um die feuchten Haare schlingt. Dann beginnt er sie langsam zu trocknen, kreisende Bewegungen auf der Kopfhaut. Erst vorsichtig, dann immer stärker. Solange, bis ich nach dem Tuch greife.
    „Danke“, sage ich, meine Stimme bricht, mehr ist nicht möglich.
    „Wie bist du hier reingekommen?“
    Noch im Satz stockt er, steht auf, holt meinen Schlüssel aus der Jackentasche und steckt ihn ins Schloss. Das Beweismittel legt er zwischen uns. Ich schweige.
    „Das ist Einbruch.“ Seine Stimme klingt fordernd.
    Mein Schweigen wird beharrlich, die Hände haben sich beruhigt.
    „Komm mit“, sagt er. „Ich werde jetzt die Polizei rufen.“ Ich streife die durchnässten Socken mit den Füßen ab. Unsere Blicke haften aneinander. Sein Handy dudelt irgendeinen Charthit. Er löst seinen Blick nicht von meinem, als er abhebt.
    „He, Jim“, sagt er gutgelaunt, und zu mir gewandt: „Du rührst dich keinen Zentimeter weg. Ich hör dich.“
    Er verlässt das Zimmer und spricht im Wohnzimmer weiter. Von dort hält er Blickkontakt zu mir, während er Musik aufdreht. Er lässt mich keine Sekunde aus den Augen. Martins Lippen bewegen sich asynchron zur Musik, die sein Sprechen übertönt. Irgendwann schließlich dreht er die Musik aus, fixiert mich lange und sagt hörbar: „Sie wäre ein guter Fick.“
    Dann legt er auf, geht langsam auf mich zu. Ich überlege nicht lange: „Lass mir den Schlüssel, bitte.“ Martins Blick gleitet zu meinen Brüsten, während ich die Bluse öffne. Zwei Knöpfe. Er erwidert nichts. Ein weiterer Knopf. Er starrt mich an.
    „Ich klau dir nichts, versprochen. Darum geht‘s mir nicht.“ Noch ein Knopf. Mein schwarzer BH ist

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