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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Sicherheitsgurt an, damit der Warnton endlich verstummte.
    » Als ich dich um die Ecke biegen sah …«
    » Ja?«
    Russell schloss die Augen und lehnte sich zurück.
    » Ab sofort werde ich deine Erscheinung anbeten wie eine Erscheinung der Heiligen Jungfrau.«
    Im Halbdunkel seiner geschlossenen Lider hörte er Viviens frisches Lachen. Da spürte er, wie sich etwas in ihm löste, und er lächelte ebenfalls.

24
    Der Schlüssel drehte sich im Schlüsselloch, öffnete das Schloss und verschwand wieder in Viviens Tasche. Sie trat in die Wohnung und drückte auf den Lichtschalter. Der Flur und ein Teil des Wohnzimmers wurden in Licht getaucht. Ein Schritt, noch ein Lichtschalter, und das ganze Apartment war hell erleuchtet.
    » Komm rein und mach’s dir bequem.«
    Russell betrat das Apartment, in jeder Hand eine Tasche. Er sah sich um.
    » Es ist schön hier.«
    Vivien warf ihm einen süffisanten Blick zu.
    » Soll ich wiederholen, was Carmen Montesa gesagt hat, als es um ihre Wohnung ging?«
    » Ich meine es ehrlich.«
    Er hatte eine nur annähernd ordentliche Wohnung erwartet. Viviens Eigensinn schien ihm nicht zur Gewissenhaftigkeit einer Hausfrau zu passen, und doch zeugte dieses kleine Apartment von einem außergewöhnlich guten Geschmack und Liebe zum Detail. Hier lag etwas in der Luft, das er noch nie verspürt hatte, weder im wahnsinnigen Chaos seiner eigenen Wohnung, noch im Haus seiner Eltern mit seinem aseptischen Glanz.
    Hier spürte man die Liebe der Bewohnerin zu ihrer Umgebung.
    Er stellte die Taschen auf den Boden und ließ die Augen durch das Apartment schweifen.
    » Hast du eine Putzfrau?«
    Vivien hatte ihm den Rücken zugedreht, öffnete den Kühlschrank und nahm eine Flasche Mineralwasser heraus.
    » Eine Polizistin, die eine Putzfrau beschäftigt, ist ein Widerspruch in sich.«
    » Soll heißen?«
    » Dass du in einem Polizistenhaushalt höchst selten eine Putzfrau finden wirst. Die kosten in New York so viel wie ein plastischer Chirurg, nur dass man erheblich früher nachbessern muss.«
    Russell sagte nicht, dass er in der kurzen Zeit, die er mit seinem Bruder herumgezogen war, Polizeibeamte kennen gelernt hatte, die sich mit ihren Schmiergeldern ein ganzes Heer von Dienstboten hätten leisten können. Vivien schenkte sich ein Glas Wasser ein und deutete auf das Sofa, das vor dem Fernseher stand.
    » Setz dich. Möchtest du ein Bier?«
    » Wenn’s denn sein muss.«
    Russell ging zum Küchentresen und nahm die Flasche, die Vivien bereits aufgemacht und ihm hingeschoben hatte. Als die kühle Flüssigkeit seinen Magen erreichte, wurde ihm bewusst, wie durstig er war und dass er die Nachwirkungen von Jimbos Schlag noch ein paar Tage spüren würde. Er ging auf das verheißungsvolle Sofa zu. Dabei kam er an einer Kommode vorbei, auf der in einem außergewöhnlichen Bilderrahmen ein Foto von einer Frau und einem etwa fünfzehnjährigen Mädchens stand. Aufgrund ihrer Ähnlichkeit konnte man sie leicht als Mutter und Tochter identifizieren. Ihre Schönheit hatte dieselbe Wurzel.
    » Wer ist das?«
    » Meine Schwester und meine Nichte.«
    Viviens Antwort klang, als wäre mit diesen Worten das Thema auch schon erschöpft. Offenbar verband sie mit den beiden ein paar weniger glückliche Erfahrungen und wollte nicht darüber sprechen. Russell fragte nicht weiter, setzte sich auf das Sofa und fuhr mit der Hand über den hellen Lederbezug.
    » Bequem und dabei auch noch schön.«
    » Ich war mal mit einem Architekten zusammen. Er hat mir bei der Auswahl der Möbel und beim Einrichten der Wohnung geholfen.«
    » Und was ist aus ihm geworden?«
    Vivien lächelte verhalten und nicht ohne Selbstironie.
    » Als guter Architekt hatte er noch andere Projekte, wenn ich es mal so ausdrücken darf.«
    » Und du?«
    Vivien breitete die Arme aus.
    » Meine Kontaktanzeige sieht in etwa so aus: Junge Singlefrau mit interessantem Beruf sucht niemanden.«
    Auch darauf erwiderte Russell nichts. Bei der Vorstellung, dass Vivien keinen Partner hatte, verspürte er allerdings einen Anflug von Genugtuung.
    Vivien trank ihr Glas aus und stellte es in die Spüle.
    » Ich denke, ich gehe erst einmal unter die Dusche. Mach’s dir bequem, schalte den Fernseher an, trink dein Bier. Danach hast du freie Bahn im Bad, falls du auch duschen möchtest.«
    Russell fühlte den Staub von Jahrhunderten an sich kleben. Die Vorstellung, dass warmes Wasser über seinen Körper laufen und die Spuren dieses Tages wegwaschen würde, ließ ihn

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