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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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etwas, das nur ihm gehörte, seiner Gegenwart und nicht seinen Erinnerungen.
    Er drehte das Wasser ab und stieg aus der Duschkabine, wobei er achtgab, kein Wasser auf den Boden neben der Badematte tropfen zu lassen. Mit einem der Frotteehandtücher trocknete er sich ab. Es war weich und duftete. Zu Hause, wo es ganze Heerscharen von Dienern und die allerfeinste Wäsche gab, war ihm noch nie ein derart weiches Handtuch untergekommen. Zumindest kam es ihm so vor. Er trocknete sich die Haare und zog ein sauberes Hemd und eine saubere Hose an. Um es seiner Gastgeberin gleichzutun, blieb er barfuß.
    Als er aus dem Bad kam, saß Vivien vor dem Notebook. Sie hatte das unter ihrem Namen gespeicherte Dokument geöffnet und las Russells Text.
    » Was tust du da?«
    Vivien las weiter, ohne den Kopf zu heben, als wäre es völlig normal, Dateien auf einem fremden Rechner anzuschauen.
    » Ich bin Polizistin. Ich ermittle.«
    Russell protestierte ohne große Überzeugung.
    » Das ist eine offenkundige Verletzung der Privatsphäre einer Person und ein Angriff auf die Pressefreiheit.«
    » Wenn du nicht willst, dass ich das lese, darfst du der Datei nicht meinen Namen geben.«
    Als sie fertig war, stand sie auf und ging kommentarlos zur Küchenzeile. Russell bemerkte, dass ein Topf und eine Pfanne mit einer roten Soße auf dem Herd standen. Vivien stellte die Abzugshaube höher ein. Dann deutete sie auf das Wasser, das soeben zu kochen begann.
    » Penne all’arrabiata. Oder Spaghetti. Was ist dir lieber?«
    Russell staunte. Sie kommentierte dieses Staunen mit einer Erklärung.
    » Ich habe italienische Wurzeln. Ich kann das. Du darfst mir vertrauen.«
    » Natürlich vertraue ich dir. Ich frage mich nur, wie du es geschafft hast, in so kurzer Zeit eine Soße zu zaubern.«
    Vivien gab die Nudeln in den Topf und schloss den Deckel, damit das Wasser noch einmal aufkochen konnte.
    » Bist du das erste Mal auf der Erde? Und gibt es auf deinem Planeten keine Tiefkühlfächer und Mikrowellen?«
    » Auf meinem Planeten wird nicht selbst gekocht. Der Palast des Herrschers hat nur ein Selbstbedienungsrestaurant.«
    Russell näherte sich Vivien, die auf der anderen Seite des Tresens stand. Er setzte sich auf einen Hocker und musterte neugierig den Inhalt der Pfanne.
    » Tatsächlich hat mich die menschliche Fähigkeit, mit Töpfen und Herdplatten herumzuhantieren, schon immer fasziniert. Ich habe es einmal mit hartgekochten Eier versucht, mit dem Erfolg, dass sie mir angebrannt sind.«
    Vivien machte sich an den Nudeln und an der Soße zu schaffen. Russells Scherz konnte sie nicht von ihren eigentlichen Gedanken ablenken.
    » Gelegentlich frage ich mich, was für ein Typ du eigentlich bist.«
    Russell zuckte mit den Schultern.
    » Ein x-beliebiger Mann ohne besondere Vorzüge. Ich muss mich mit besonderen Schwächen zufriedengeben.«
    » Einen Vorzug hast du. Ich habe gelesen, was du geschrieben hast. Es ist sehr schön, sehr überzeugend. So etwas kommt beim Leser an.«
    Jetzt war es Russell, der sich über das Kompliment freute und das zu verbergen versuchte.
    » Findest du? Ich mache das zum ersten Mal.«
    » Finde ich. Und wenn du meine Meinung wissen willst, würde ich noch etwas hinzufügen.«
    » Nämlich?«
    » Wenn du nicht dein Leben damit verbracht hättest, Robert Wade sein zu wollen, hättest du vielleicht entdeckt, dass sein Bruder genauso interessant sein kann.«
    Russell spürte, wie sich in ihm etwas rührte, dem er keinen Namen geben konnte. Etwas, das von einer Stelle kam, von deren Existenz er nichts gewusst hatte, und das sich an einer Stelle einnistete, die zu haben er nicht geglaubt hätte.
    Er wusste nur, dass er genau eines tun wollte. Und er tat es.
    Er ging um die Kücheninsel herum, nahm Viviens Gesicht in die Hände und küsste sie. Ganz sanft legte er seine Lippen auf die ihren. Einen kurzen Augenblick erwiderte sie seinen Kuss, dann schob sie ihn entschieden von sich.
    Russell merkte, dass ihr Atem schneller ging.
    » Stopp. Langsam. Das hatte ich nicht im Sinn, als ich dich hierher eingeladen habe.«
    Sie drehte sich um, als wollte sie das, was soeben geschehen war, ungeschehen machen. Ein paar Sekunden rührte sie in der Pasta herum und überließ Russell den Anblick ihres Rückens und den Duft ihrer Haare. Dann hörte er ein Murmeln.
    » Oder vielleicht doch. Ich weiß es selbst nicht. Ich weiß nur, dass ich keine Komplikationen möchte.«
    » Die möchte ich auch nicht. Doch wenn das der Preis ist, um dich

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