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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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zu bekommen, nehme ich das gerne in Kauf.«
    Einen Augenblick später drehte Vivien sich um und legte ihm die Arme um den Hals.
    » Zum Teufel mit der Pasta.«
    Dann küsste sie ihn, ohne dass ihre Hände ihn wegschoben. Der Körper, der sich jetzt gegen den seinen presste, war genau wie er ihn sich vorgestellt hatte. Fest und weich, herb und spritzig, Trost für heute und Beschämung des Gestern. Als er seine Hand unter ihren Pullover gleiten ließ und ihre Haut spürte, fragte er sich, warum hier, warum jetzt, warum sie und warum nicht schon vorher. Vivien küsste ihn weiter und zog ihn mit geschlossenen Augen in ihr Schlafzimmer. Das Halbdunkel dort war genau der richtige Ort für diese Erregung, die Kleider vom Leib riss und Körper zu heiligen Orten machte.
    Während Russell sich in ihr verlor und alles vergaß, Namen, Personen, alles, wusste er nicht, ob Vivien der Lichtschimmer vor dem Morgengrauen oder das Leuchten nach dem Sonnenuntergang war.
    Er wusste nur, dass sie war wie ihr Name. Licht und weiter nichts.
    Danach blieben sie aneinandergeschmiegt liegen, als wäre die Haut des einen das natürliche Gewand des anderen. Russell spürte, dass er in einen wohligen Schlaf glitt, und riss sich zusammen, weil er Angst hatte, sie zu verlieren. Offensichtlich hatte er tatsächlich ein paar Minuten geschlafen, denn als er die Hand ausstreckte, merkte er, dass das Bett neben ihm leer war.
    Vivien war aufgestanden und ans Fenster getreten. Er sah ihren Körper im Gegenlicht, hinter dem Schleier der Vorhänge. Sie empfing das Licht von draußen und schenkte ihm dafür den Anblick ihres Körpers.
    Russell stand auf und ging zu ihr. Er schob den Vorhang beiseite, umarmte sie von hinten und spürte, wie ihr Körper nachgab. Ganz selbstverständlich lehnte sie sich gegen ihn, als müsste es so sein. Als wäre es gar nicht anders denkbar.
    Russell legte die Lippen an ihren Hals und atmete den Geruch ihrer Haut ein, den Geruch einer Frau nach der Liebe.
    » Wo bist du?«
    » Hier. Dort. Überall.«
    Vivien deutete mit einer vagen Geste auf den Fluss jenseits der Scheibe und auf die ganze Welt.
    » Und bin ich bei dir?«
    » Schon immer, glaube ich.«
    Weiter sagten sie nichts, weil es nichts weiter zu sagen gab.
    Draußen vor dem Fenster floss träge der Hudson dahin und spiegelte die Lichter, deren Glanz für ihre Augen keinen Sinn ergab. Alles, was sie brauchten, um zu zerstören und aufzubauen, befand sich in diesem Zimmer. Sie teilten die tröstliche Gegenwart des anderen und die Bruchstücke des Bedauerns, bis plötzlich ein blendendes Licht am Horizont aufstieg, durch die Zwischenräume der Häuser gegenüber schoss und sie im Rahmen ihres Fensters fotografierte.
    Einen Augenblick später drang das ungeheuerliche und anmaßende Dröhnen einer Detonation an ihre Ohren.

25
    » Wir stecken bis zur Halskrause in der Scheiße.«
    Captain Alan Bellew warf die New York Times auf den Stapel der Zeitungen, die schon die gesamte Schreibtischplatte bedeckten. Nach der Explosion der letzten Nacht hatte jede Zeitung eine Sonderausgabe mit Hypothesen, Mutmaßungen und Ratschlägen herausgebracht. Und alle stellten sie die gleichen Fragen: Was tun die ermittelnden Behörden? Welche Maßnahmen haben sie zum Schutz der Bevölkerung ergriffen? Auch die Fernsehsender hatten sich auf das Ereignis gestürzt und alle anderen Geschehnisse auf den zweiten Platz verwiesen. Die ganze Welt blickte fassungslos nach New York. Von überall her kamen Korrespondenten angereist, als befände sich Amerika im Kriegszustand.
    Die erneute Explosion hatte sich spät in der Nacht am Ufer des Hudson im Viertel Hell’s Kitchen ereignet. Eine Lagerhalle an der 12 th Avenue, Ecke 46 th Street, direkt neben dem Sea Air and Space Museum, wo der Flugzeugträger Intrepid ausgestellt worden war, war in die Luft geflogen und völlig zerstört worden. Trümmerteile hatten das in der Nähe vertäute Schiff getroffen und die Flugzeuge und Hubschrauber auf dem Flugzeugträger beschädigt, ein tragisches und fast schon nostalgisch anmutendes Déja-vu, das an die Kriege gemahnte, in denen sie eingesetzt waren. Die Fensterscheiben der nahegelegenen Gebäude zersprangen durch die Druckwelle. Ein alter Mann erlitt einen Herzinfarkt. Teile der Straße rutschten in den Hudson. Lange beleuchtete das Feuer die trostlose Szene, und der Fluss führte brennende Trümmerstücke mit sich. Allein der späten Stunde war es zu verdanken, dass die in Flammen stehende Halle nicht

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