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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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überraschte ihn. Der Mann bemerkte sein Zögern und zuckte mit den Schultern.
    » Ein Name ist so gut wie der andere. Ich frage nur, weil ich wissen will, wie ich dich anreden soll. Ich bin Lukas Terrance.«
    Nun stand er auf und nahm die Hand, die der andere ihm hinstreckte.
    » Wendell Johnson.«
    Lukas Terrance zeigte kein Erstaunen über die Baumwollhandschuhe. Er deutete mit einer Kopfbewegung auf einen schwarz-roten Pickup, der an einer Zapfsäule stand, von einem schwarzen Tankwart betankt wurde und dieselben Logos trug wie der Overall. Hinter dem Fahrzeug war ein kleiner Anhänger mit einem einsitzigen Rennwagen zu sehen, einem seltsamen Gefährt mit freiliegenden Reifen und einer Fahrerkabine, in die kaum ein einziger Mann hineinzupassen schien. Ein solches Auto hatte er früher einmal auf dem Titelblatt der Motorzeitschrift Hot Rod gesehen.
    Terrance erläuterte seine Route.
    » Ich fahre nach Norden, zum Mid-Ohio-Speedway, Richtung Cleveland. Chillicothe liegt zwar nicht gerade auf dem Weg, aber ich könnte einen kleinen Umweg machen. Wenn es für dich okay ist, ohne Eile und ohne Klimaanlage zu fahren, kann ich dich mitnehmen.«
    Er antwortete auf das Angebot mit einer Frage.
    » Sind Sie Rennfahrer, Mr. Terrance?«
    Terrance brach in Lachen aus. In den Augenwinkeln seines braun gebrannten Gesichts bildete sich ein Netz von Fältchen.
    » Aber nein. Ich bin so eine Art Mädchen für alles. Mechaniker, Fahrer, Mann am Grill – Kühlergrill oder Steak, was gerade ansteht.«
    Er machte eine umfassende Handbewegung.
    » Jason Bridges, mein Fahrer, sitzt gerade ganz bequem in einem Flugzeug. Uns niedrigen Chargen die Arbeit, den Rennfahrern der Ruhm. Wenn ich allerdings ehrlich sein soll, ist es nicht weit her mit seinem Ruhm. Als Rennfahrer ist er eine Niete. Trotzdem fährt er weiter. So ist das, wenn jemand einen Vater mit einem dicken Geldbeutel hat. Die Autos kann man sich kaufen, das Können nicht.«
    Der Tankwart hatte den Pickup vollgetankt und sah sich nach dem Fahrer um. Als er ihn entdeckte, deutete er mit einer beredten Geste auf die Schlange mit den wartenden Fahrzeugen. Terrance klatschte in die Hände und wischte die vorausgegangen Worte weg.
    » Gut, fahren wir? Sollte deine Antwort Ja lauten, kannst du mich ab jetzt auch Lukas nennen.«
    Er nahm seinen Seesack und folgte Lukas.
    In der Fahrerkabine lagen Straßenkarten, Kreuzworträtselhefte und Ausgaben von Mad und Playboy herum. Terrance räumte eine Schachtel mit Oreo-Keksen und eine leere Wink-Dose fort und machte seinem Mitfahrer Platz auf dem Beifahrersitz.
    » Entschuldige, aber ich habe selten Fahrgäste in dieser Karre.«
    Sie ließen erst die Raststätte hinter sich, dann Florence und schließlich Kentucky. Diese Augenblicke und diese Orte würden bald nur noch Erinnerungen sein. Und nicht einmal die schlechtesten. Die schönen Erinnerungen, die wahren Erinnerungen, die Erinnerungen, die er sein ganzes Leben lang pflegen würde, die würde er sich von jetzt an selbst schaffen.
    Es war eine angenehme Fahrt.
    Er lauschte den Anekdoten, die sein Chauffeur aus der Rennfahrerwelt und insbesondere von seinem Fahrer erzählte. Terrance war ein guter Typ. Er war ledig und hatte eigentlich keinen festen Wohnsitz, denn er lebte immer schon in der Rennwelt, ohne jemals bei den wirklich wichtigen Ställen wie NASCAR und Indy unterzukommen. Über berühmte Rennfahrer wie Richard Petty, Parnelli Jones oder A. J. Foyt sprach er, als würde er sie persönlich kennen. Vielleicht war das auch so, jedenfalls glaubte er es, und das war für beide in Ordnung so.
    Den Krieg erwähnte er mit keiner Silbe.
    Nachdem sie die Grenze überquert hatten, fuhr der Pickup mit seinem winzigen Rennauto im Schlepptau ohne Eile und ohne Klimaanlage auf die Route 50, die direkt nach Chillicothe führte. Er saß bei offenem Fenster auf seinem Platz, hörte Terrance zu und sah, wie die Dämmerung langsam zur Nacht wurde mit diesem für die Sommernächte so typischen beharrlichen Leuchten. Die Orte wurden immer vertrauter, und schließlich erreichten sie das Schild mit der Aufschrift » Willkommen im Ross County«.
    Er war zu Hause.
    Oder besser gesagt, er war dort, wo er hingewollt hatte.
    Einige Meilen hinter Slate Mills bat er seinen erstaunten Begleiter anzuhalten. Er ließ Terrance weiterfahren und wandelte nun wie ein Gespenst über die Felder. Nur die Lichter einer Häusergruppe, die auf der Karte als North Folk Village verzeichnet war, leuchteten in der Ferne und

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