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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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einen Augenblick war er versucht, ihn wegzuwischen, doch es war besser, die Hände an der Remington zu lassen. Wer auch immer in dem Zimmer war, man wusste nicht, wie er reagieren würde. Und vor allem wusste man nicht, ob er bewaffnet war. Er selbst hielt eine Pumpgun in den Händen, und wenn er etwas sagte, dann meinte er es auch so. Er war im Koreakrieg gewesen. Wenn dieser Typ oder diese Typen glaubten, er würde das Gewehr nicht benutzen, dann irrten sie sich gewaltig.
    Nichts geschah.
    Das Licht hatte er lieber nicht angeschaltet, und die Zeit war jetzt eine persönliche Angelegenheit zwischen ihm und seinem Herzschlag. Er wartete einige Augenblicke, die der Ewigkeit abgerungen schienen.
    Es war reiner Zufall, dass er zu dieser Zeit hier war.
    Auf dem Nachhauseweg von einem Bowlingabend mit seiner Mannschaft hatte auf der Western Avenue, fast schon am Ortsausgang von North Folk Village, das Ölkontrolllämpchen am Armaturenbrett seines alten Lieferwagens aufgeleuchtet. Wäre er weitergefahren, hätte er einen Kolbenfresser riskiert. Es waren nur noch ein paar Meter bis zum Kiesweg zu seiner Maschinenhalle. Um nicht bremsen zu müssen, war er in einem weiten Bogen über die Gegenspur hineingefahren und hatte dann den Motor ausgemacht und in den Leerlauf geschaltet, um mit dem Restschwung bis zum Tor zu kommen.
    Er rollte auf das Gebäude zu, und das Knirschen des Schotters unter den Reifen wurde desto lauter, je langsamer der Wagen wurde. Plötzlich glaubte er, einen schwachen Lichtschein in den Fenstern zu sehen. Die Entdeckung unterbrach seine nicht gerade erhabenen Gedanken, mit denen er irgendeine für Autofahrer verantwortliche Gottheit bedacht hatte.
    Er hielt sofort an, holte seine Remington hinter dem Sitz hervor und prüfte, ob sie geladen war. Dann stieg er aus, schlug aber die Autotüre nicht zu und ging, um mit seinen schweren Schuhen keinen Lärm zu machen, über das Gras auf das Haus zu. Vielleicht hatte er ja beim Aufbruch vor ein paar Stunden einfach nur das Licht angelassen.
    Das war es bestimmt.
    Doch er ging lieber auf Nummer sicher und blieb auf der richtigen Seite des Gewehrlaufs. Wie sein Vater immer gesagt hatte: Es ist noch niemand gestorben, weil er zu vorsichtig war.
    Ben ging am Zaun entlang und fand die Stelle, wo sich das Loch befand. Dann sah er, dass im Zimmer auf der Rückseite Licht brannte und ein Schatten am Fenster vorbeihuschte. Bens Hände am Kolben der Remington waren feuchter als nötig. Er blickte sich rasch noch einmal um.
    Nirgendwo war ein Auto zu sehen, was ihn erstaunte. Die Halle war vollgestopft mit Material und Werkzeug, und auch wenn es sicherlich keinen großen Wert besaß, war nicht ausgeschlossen, dass es einen Dieb zu reizen vermochte. Da es sich aber um eher schwere Gegenstände handelte, wäre es seltsam, wenn jemand zu Fuß hierherkommen würde, um die Halle auszuräumen.
    Durch das Loch im Zaun gelangte er auf das Grundstück und erreichte die Tür neben dem großen Tor. Als er dagegendrückte, merkte er, dass sie offen war. Im Schloss ertastete er den Schlüssel, und im schwachen Widerschein der Laternen im Hof sah er, dass die Klappe vor dem Feuerlöscher offen stand.
    Eigenartig. Sehr eigenartig.
    Nur er wusste von dem Reserveschlüssel.
    Gleichermaßen neugierig und vorsichtig setzte er seinen Hindernislauf auf dem verschlungenen Pfad zwischen dem in der Lagerhalle aufgetürmten Material fort, bis er zu der Tür zum Hinterzimmer kam und sie mit einem Fußtritt aufstieß.
    Jetzt zielte er mit dem Gewehr auf die offene Tür.
    Mit erhobenen Händen erschien ein Mann im Türrahmen, ging ein paar Schritte und blieb stehen. Auch Ben bewegte sich, aber er tat es so, dass er immer im Schutz des bulligen Betonmischers blieb. Von dort konnte er auf die Beine des Typen zielen, und wenn der auch nur eine einzige abrupte Bewegung machen würde, wäre er auch schon einen Kopf kürzer.
    » Bist du allein?«
    Die Antwort kam sofort, ruhig und gelassen, scheinbar sicher.
    » Ja.«
    » Gut. Dann komme ich jetzt heraus. Wenn du oder einer deiner Freunde die Absicht habt, mir einen bösen Streich zu spielen, dann blase ich dir ein Loch in den Bauch, so groß wie ein Eisenbahntunnel.«
    Ben wartete einen Augenblick, dann kam er vorsichtig aus der Deckung. Er hielt das Gewehr in Hüfthöhe, zielte auf den Bauch des Mannes und ging ein paar Schritte auf ihn zu, bis er ihm ins Gesicht sehen konnte.
    Und was er da sah, jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Das Gesicht,

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