Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
Vom Netzwerk:
Doktor, mir steht ein furchtbarer Tag bevor. Und ich werde keine Gelegenheit zum Schlafen haben.«
    Sie machte eine Pause, um ihre Verlegenheit zu überwinden.
    » Es ist vielleicht seltsam, dass jemand von der Polizei Sie darum bittet, doch ich bräuchte dringend etwas, das mich wach hält.«
    Der Arzt bedachte sie mit einem schiefen, mitleidigen Lächeln.
    » Ist das eine Falle? Finde ich mich dann in Handschellen wieder?«
    Vivien schüttelte den Kopf.
    » Nein. Nur in meinen Dankgebeten.«
    Savine überlegte einen Augenblick.
    » Warten Sie hier.«
    Er ging hinaus und ließ Vivien allein im Zimmer. Kurz darauf kam er mit einem weißen Kunststoffbehältnis wieder. Er schüttelte es, damit sie hören konnte, dass sich eine Tablette darin befand.
    » Hier. Nehmen Sie diese Tablette, wenn es nötig ist. Doch trinken Sie auf gar keinen Fall Alkohol dazu.«
    » Da besteht keine Gefahr. Ich danke Ihnen, Dr. Savine.«
    » Viel Glück, Ms. Light. Und mein aufrichtiges Beileid.«
    Vivien blieb allein zurück. Sie versuchte, sich bewusst zu machen, dass ihre Schwester nun nicht mehr in diesem Zimmer war. Das, was im Bett unter dem Laken lag, war nur das Gefäß, das über Jahre hinweg ihre schöne Seele beherbergt hatte, eine geborgte Leere, die bald der Erde zurückgegeben werden würde. Trotzdem konnte sie es sich nicht versagen, Greta noch einen letzten Kuss zu geben und sie noch einmal anzuschauen.
    Auf dem Nachttisch stand eine halb volle Wasserflasche. Vivien öffnete das Döschen, das ihr der Arzt gegeben hatte, ließ sich die Tablette direkt auf die Zunge fallen und schluckte sie mit etwas Wasser hinunter. Es schien ihr nach Tränen zu schmecken. Dann wandte sie sich vom Bett ab, nahm ihre Jacke vom Haken und verließ das Zimmer.
    Mit brennenden Augen ging sie durch den Korridor. Der Aufzug brachte sie völlig geräuschlos hinunter in die Eingangshalle, wo zwei junge Frauen in Krankenhaustracht hinter dem Empfangstresen standen. Vivien ging zu ihnen und hatte innerhalb weniger Minuten die Sorge um Gretas Leichnam an ein Bestattungsunternehmen übertragen, dessen Nummer ihr eine der beiden Angestellten genannt hatte.
    Dann sah sie sich um. An diesem Ort hatte sie jetzt nichts mehr zu tun, und vor allem konnte sie auch nichts mehr tun. Ganz am Anfang, als sie Greta hierhergebracht hatte, hatte sie die Eleganz und die Schlichtheit des Mariposa bewundert. Jetzt war es einfach nur ein Ort, an dem manche Menschen nicht mehr geheilt wurden.
    Sie verließ die Klinik und ging zu ihrem Auto auf dem Parkplatz. Die Müdigkeit verflog bereits, und ihre Glieder verloren die bleierne Schwere. Vielleicht war es ein Placeboeffekt, denn eigentlich konnte die Tablette noch gar nicht wirken.
    Sie stieg ein, ließ den Motor an und lenkte den Wagen zur Ausfahrt. Während sie auf den Palisades Parkway fuhr, der sie aus New Jersey hinausbringen würde, überdachte sie noch einmal die Ereignisse, die sie an diesen Punkt der Ermittlungen und an diesen Punkt ihres Lebens geführt hatten.
    Nachdem Pater McKean ihr am Tag zuvor sein Geheimnis anvertraut und damit gegen eine der eisernsten Regeln seines Amtes verstoßen hatte, war sie gleichzeitig besorgt und aufgeregt gewesen. Auf der einen Seite trug sie die Verantwortung für all die unschuldigen Menschen, die sich in Lebensgefahr befanden, dieselbe Verantwortung, die den Geistlichen dazu bewogen hatte, sich an sie zu wenden. Auf der anderen Seite stand der Wunsch, ihm die Konsequenzen einer Entscheidung zu ersparen, die er nur nach vielen inneren Kämpfen getroffen haben konnte.
    Michael McKeans Werk war zu wichtig. Die jungen Menschen liebten ihn, und es war äußerst wichtig für sie und für alle anderen, die in Zukunft noch Gäste im Joy sein würden, dass er dort war und auf sie wartete.
    Nach dem Mittagessen mit den Jugendlichen, bei dem sie mit einer körperlich und psychisch wie ausgewechselten Sundance gelacht und gescherzt hatte, war Dr. Savines Anruf aus der Klinik gekommen. Er hatte sie mit dem nötigen Takt, den eine solche Nachricht erforderte, darüber informiert, dass Gretas Zustand sich immer weiter verschlechterte und jeden Moment mit dem Schlimmsten zu rechnen sei. Vivien war zum Tisch zurückgekehrt und hatte versucht, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen, doch Sundance hatte sie nichts vormachen können.
    » Was ist los, Vunny? Ist irgendetwas nicht in Ordnung?«
    » Es ist nichts, mein Schatz. Ein Problem bei der Arbeit. Du weißt doch, wie diese Spitzbuben sind.

Weitere Kostenlose Bücher