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Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)

Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)

Titel: Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Seelenlage darstellt. Es handelt sich dabei um eine Verwirbelung der Wahrnehmungen. Das tritt besonders dann auf, wenn der Thalamus geschädigt ist, also die Schaltzentrale im Gehirn. Stellen Sie sich das wie eine falsche Verdrahtung vor. Manchmal passiert das nach einem Schlaganfall, aber auch bei der Geburt kann es auftreten. Im Gegensatz zu Oliver haben diese Menschen Empfindungen und ob die bei Oliver nicht auch da sind, bliebe festzustellen. Ich halte es für bedenklich, ihm jegliche Gabe zur Empathie abzustreiten. In diesem Punkt bin ich mit meinem Berliner Kollegen nicht einer Meinung.«
    Mache ihnen Hoffnung!
    Nur so gelingt dein Plan!
    Das Ehepaar Strauss lauschte interessiert und Hoffnung breitete sich auf ihren Gesichtern aus. Sie schienen mit Oliver Dinge erlebt zu haben, über die sie niemals sprechen würden. Niemals!
    » Es gibt Menschen, die zum Beispiel, wenn sie Musik hören, der Meinung sind, auf den Noten zu tanzen. Oder jemand, der Erdbeeren isst, sieht die Farbe Blau. Man spricht hier auch von kosmischen Reisen, die von vielen der Betroffenen, man glaubt es kaum, als Segen angesehen werden. Doch dafür müssen sie sich dessen bewusst sein, sonst würde sie die Verwirrung in den Wahnsinn treiben. So etwas können ganz normale Menschen auch erleben, wenn sie Drogen nehmen, vornehmlich LSD.«
    Stefan Strauss verzog das Gesicht und Franco ging jede Wette ein, dass dieser Mann noch nie an einem Joint gezogen hatte.
    »Also gibt es für Oliver noch eine Möglichkeit?«, hauchte Frau Strauss.
    Ja, ich mache dir Hoffnung, schöne Frau!
    Franco lächelte. »Eine Möglichkeit für was?«
    » So wie wir zu empfinden?«
    » Das wird niemals geschehen, Frau Strauss. Was aber nicht bedeutet, dass Ihr Sohn mit seinen Wahrnehmungen nicht genauso glücklich sein kann wie Sie oder ich.«
    » Glücklich?«, hauchte Frau Strauss, Daniela. Es wurde Zeit, dass sie auf eine privatere Ebene kamen. Das begann mit dem Vornamen.
    »Wissen Sie, Daniela, Wassily Kandinsky war Synästhetiker, der Musiker Billy Joel ist es auch. Das sind oder waren große Künstler, vielleicht eben deshalb. Oliver ist noch jung. Er liest viel, sagten Sie. Und zwar Bücher, die seinem Alter nicht gemäß sind, was Ihnen, Stefan, gut gefällt, nicht wahr?«
    Stefan Strauss nickte.
    »Über Harry Potter würde er vermutlich nur die Stirn runzeln. Genau das sind Dinge, auf die man aufbauen sollte, auf die ich aufbauen kann.«
    » Das klingt zu schön, um wahr zu sein.«
    » Nennen Sie mich Franco«, blinzelte Franco freundlich und wie nebenbei. Frrraaanco ! Butterweich gesprochen, der Name verhieß Vertrauen. »Ist Oliver in der letzten Zeit negativ aufgefallen?«
    Zuckten die beiden zusammen? Hatte er sie auf dem falschen Fuß erwischt. Er war sich nicht sicher und suchte in den Gesichtern des Paares nach Hinweisen, Mikroeindrücke, wie sie der Mörder Uwe Caffé genannt hatte, Eindrücke, die nur ein Psychopath hatte.
    » Er ist ein guter Junge«, sagte Stefan.
    Franco glaubte dem Mann kein Wort. Warum lebte ein Paar mit seinem Kind für mehrere Monate als Langzeitgast in einem teuren Hotel auf den kanarischen Inseln? Das glich einer Flucht. Er würde es von Oliver erfahren.
    » Mit dem letzten Beispiel wollte ich Ihnen zeigen, dass auch eine Hirnschädigung nicht unbedingt das Ende des Lebens ist. Es kommt darauf an, sich damit zu arrangieren, das Beste daraus zu machen, es vielleicht sogar als Gabe zu sehen. Und das funktioniert unter fachkundiger Anleitung, das verspreche ich. Wenn es Ihnen nichts ausmacht ...«
    Das tut es nicht, sie bett eln regelrecht darum, wenn auch wortlos.
    » ... würde ich gerne noch etwas mit Oliver arbeiten. Vielleicht zwei Stunden täglich, dann bleibt noch immer genug Zeit für Pool und Sightseeing.«
    Daniela nickte dankbar.
    » In Ordnung«, sagte Franco, den das Gespräch inzwischen ermüdete, weil ihn die beiden Menschen langweilten. »Dann bitten Sie Oliver heute Nachmittag gegen 16 Uhr auf mein Zimmer. Die Nummer kennt er. Ich werde bis zum Abendessen mit ihm arbeiten. Ich bin sicher, mit einem entsprechenden Training wird sich seine soziale Kompetenz vergrößern, sodass er angepasster ist. Zwar wird er schauspielern müssen, aber ...« Er verzog das Gesicht. »Tun wir das nicht alle?«

25
     
    Franco kam am Zeitungsladen vorbei, wo verschiedene deutsche Tageszeitungen ausgestellt waren. In zwei Stunden würden sie ausverkauft sein. 
    Noch immer beschäftigten sich einige Zeitungen mit den Morden an

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