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Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)

Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)

Titel: Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Strauss’ erfuhren, dass der freundliche Deutschspanier, der ohne Akzent sprach, ein Psychologe und Dauergast im Hotel war, baten sie ihn um Hilfe.
    Er erfuhr, dass sie einen Sohn hatten, Oliver. Der Junge war seit 2 Jahren in einer Therapie und mit dem Ergebnis unzufrieden. Sie hatten ihn für die zwei Monate ihrer Abwesenheit aus der Schule genommen, was mittels eines Gutachtens des behandelnden Therapeuten möglich gewesen war. Mehr sagten sie nicht, doch Franco vermutete hinter diesen wenigen Sätzen ein Geheimnis. Und das würde er lüften.
    Er sagte nur zu gerne zu. Was er bisher erfahren hatte, stachelte seine Neugier an.
    Er wurde nicht enttäuscht.
    Schon am nächsten Tag saß der zwölfjährige Oliver auf einem Stuhl in Francos Hotelzimmer und sie sprachen miteinander.
    Es dauerte nicht länger als dreißig Minuten und Franco Sola hatte sich ein Bild gemacht. Obwohl er sich für die Sitzungen nicht entlohnen ließ, was Herrn und Frau Strauss maßlos verlegen machte - aber man hielt im fremden Land schließlich zusammen, nicht wahr? - machte ihm die Arbeit mit Oliver Spaß. Der Junge war einmalig.
     
     
     
    Sie begegneten sich nach dem Frühstück, Oliver war schon auf das Hotelzimmer vorgelaufen und packte alles für einen Pooltag zusammen.
    Sie suchten sich eine Sitzecke in der Lobby und Franco Sola erklärte.
    » Fast allem, was der deutsche Therapeut Ihnen sagte, muss ich zustimmen. Soviel die zweite Meinung, die Sie nun eingeholt haben. Den Hirnschaden Ihres Sohnes nennt man eine Proposagnosie. Sie ist so selten, dass Sie darüber bestenfalls etwas auf der US-Wikipedia-Seite finden. Stellen Sie sich folgendes vor: Um alle Einflüsse, denen wir ausgesetzt sind, aufzufassen, müsste unser Gehirn die vierfache Größe der Erdkugel haben. Hat sie aber nicht.«
    Er schmunzelte. »Deshalb könnte man unser Gehirn mit einem MP3-Player vergleichen. Wir hören nur die Töne, die wichtig sind, alles andere wird unterdrückt, weshalb die Datenrate niedrig bleiben kann. Ein Beispiel: Sie sitzen auf einem Balkon und sehen täglich dasselbe Bild. Ihr Gehirn nimmt es wahr und macht sich davon ein Bild. Ab mit dem Bild in den Schrank. Wenn Sie sich am nächsten Tag erneut auf den Balkon setzen, bedient sich Ihr Gehirn an dem Bild aus dem Schrank, ohne es neu formen zu müssen, sodass andere Einflüsse aufgenommen werden können. Fällt plötzlich ein Blumentopf um, konzentriert sich das Gehirn nur darauf, also auf die wenigen Einflüsse, die anders sind, als das bekannte Bild.«
    Franco überlegte, ob er noch mehr erklären sollte, und beschloss weiteres Vertrauen aufzubauen. Vertrauen durch Kompetenz.
    »So ist es auch mit Gesichtern. Wir alle wollen Gesichter sehen. Sehen sie sogar in Wolken, auf Leichentüchern oder Schimmelflecken an der Wand. Jedes Gesicht wird abgespeichert, ergibt ein Bild. Und ab damit in den Schrank. Das geht so weit, dass wir eine hohle Maske auch dann als dreidimensionales Gesicht wahrnehmen, wenn wir die nach innen gewölbte Rückseite sehen. Eine Illusion. Nachdem das Gehirn sein erhabenes Gesichtsmodell aufgebaut hat, stößt es auf einen Widerspruch, sobald die Maske rotiert. Während die eine Seite der anderen Platz macht, löst das Gehirn den unvermeidlichen Widerspruch auf die einzige Weise auf, die angesichts seines hartnäckigen Beharrens auf dem erhabenen Gesicht möglich ist: es simuliert das virtuelle Modell eines Gesichts, das ein anderes Gesicht verschluckt. Mit dem Bild aus dem Schrank.«
    » Und was hat das mit Oliver zu tun?«, fragte Frau Strauss.
    » Oliver hat viel weniger Bilder als die meisten Menschen und so gut wie keine Bilder von Gesichtern. Sein Schrank ist hinsichtlich dessen leer. Er würde sofort erkennen, dass die Maske hohl ist. Sein Gehirn verweigert ihm die Illusion. Manche Proposagnostiker haben so wenige abgespeicherte Bilder, dass sie ihre Welt etwa so erleben, wie man in einer Diskothek das Geschehen auf der Tanzfläche in stroboskopischer Beleuchtung sieht. Abgehackt. Erst ist das Auto weit weg, dann ist es plötzlich da. Oder sie sehen die Welt, als sei sie aus flachen, ausgeschnittenen Pappestücken aufgebaut. Manche erkennen einen Gegenstand nur dann, wenn sie ihn aus einem bestimmten Winkel betrachten. So gesehen, hat Oliver Glück gehabt, denn wie ich weiß, nimmt er diese Dinge völlig normal wahr.«
    » Das ist ja furchtbar«, stöhnte Stefan Strauss.
    » Nicht unbedingt, Herr Strauss. Nehmen wir die Synästhesie, die eine artverwandte

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