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Ich bin kein Serienkiller

Ich bin kein Serienkiller

Titel: Ich bin kein Serienkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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richtigen Leben wird ermordet, und du kannst nicht genug davon bekommen.«
    »Nein, das ist es nicht …«
    »Raus«, sagte Mom, und es klang schrecklich endgültig.
    »Was?«
    »Raus«, wiederholte sie. »Du darfst diesen Raum nicht mehr betreten.«
    »Das kannst du doch nicht machen!«, protestierte ich.
    »Ich bin die Inhaberin und deine Mutter«, sagte sie, »und du regst dich viel zu sehr darüber auf. Es gefällt mir nicht, wie du dich verhältst und was du sagst.«
    »Aber …«
    »Ich hätte es schon längst tun sollen«, sagte sie und stemmte eine Hand in die Hüfte. »Du darfst die hinteren Räume nicht mehr betreten. Auch Margaret lässt dich nicht mehr hinein, und ich sage Lauren Bescheid. Es wird Zeit, dass du dir ein paar normale Hobbys zulegst und richtige Freunde findest. Ich will keine Widerworte hören.«
    »Mom!«
    »Keine Widerworte!«, rief sie. »Raus.«
    Am liebsten hätte ich sie geschlagen. Oder die Wände, die Arbeitsflächen und den toten Farmer auf dem Tisch. Ich hätte am liebsten den Trokar genommen und Mom in das dumme Gesicht gerammt und ihr das Gehirn herausgesaugt …
    Nein.
    Beruhige dich.
    Ich schloss die Augen. Viel zu viele Regeln hatte ich schon gebrochen. So durfte ich nicht denken. Ich durfte mich nicht von dieser Wut übermannen lassen. Also schloss ich die Augen und legte Handschuhe und Mundschutz ab.
    »Es tut mir leid«, sagte ich. »Ich … ich konnte nicht einfach hinausgehen und nie zurückkommen. Ich musste mich wehren, und …«
    Nein. Beruhige dich.
    »Es tut mir leid«, sagte ich noch einmal. Dann zog ich die Schürze aus und ging zur Hintertür hinaus. Damit konnte ich mich später noch beschäftigen. Im Augenblick waren die Regeln viel wichtiger.
    Das Monster musste eingesperrt bleiben.
     
    Ich hasste Halloween. Es war alles so albern – niemand fürchtete sich wirklich, alle liefen mit falschem Blut oder Gummimessern herum und trugen Kostüme, die nicht einmal unheimlich waren. Halloween sollte die Nacht sein, in der die bösen Geister auf der Erde umgehen und Druiden Kinder in Weidenkäfigen verbrennen. Was hatte das damit zu tun, sich wie Spiderman zu verkleiden?
    Schon mit acht Jahren hatte ich das Interesse an Halloween verloren. Ungefähr zu dieser Zeit hatte ich auch eine Menge über Serienmörder gelernt. Das bedeutet nicht, dass ich aufhörte, mich zu verkleiden, sondern nur dass ich mir meine Kostüme nicht mehr selbst aussuchte. Meine Mutter wählte jedes Jahr etwas für mich aus, ich trug es, ohne groß darauf zu achten, und vergaß die ganze Angelegenheit bis zum folgenden Jahr. Im vierten Schuljahr hatte sie mich in einem Kleid losgeschickt, und das hätte ich fast nicht überlebt. Irgendwann musste ich ihr von Ed Gein erzählen, den seine Mutter als kleines Kind meist wie ein Mädchen angezogen hatte. Als Erwachsener hatte er dann Frauen umgebracht und aus ihrer Haut Kleider genäht.
    Man hätte meinen sollen, dass Halloween in diesem Jahr ziemlich cool würde – schließlich hatten wir einen echten Dämon mit Reißzähnen und Krallen und so weiter in der Stadt. Das hätte doch etwas in Gang setzen sollen. Aber wir wussten es ja noch nicht, und bisher hatte er erst zwei Menschen umgebracht. Statt im Keller zu hocken und um Erlösung zu beten, strömten wir zu Halloween in die Turnhalle der Highschool und taten so, als hätten wir Spaß am Tanzabend. Ich weiß noch nicht einmal genau, was von alledem am schlimmsten war.
    Die Tanzabende in der Junior High waren schon übel genug gewesen, und Mom hatte mich gezwungen, sie alle zu besuchen. Da sich dies auch auf der Highschool nicht änderte, hoffte ich, dass wenigstens die Tanzveranstaltungen besser würden, aber das war nicht der Fall. Der Halloween-Tanz war besonders dumm. Es war die Gelegenheit für alle linkischen, tollpatschigen, unreifen Mutanten, sich kostümiert in der Highschool zu versammeln und an den Wänden herumzustehen, während bunte Lichter blinkten und der stellvertretende Schulleiter über die Lautsprecheranlage der Schule uralte Songs abspielte. Wie immer zwang Mom mich hinzugehen, damit ich »endlich ein paar richtige Freunde« fand, erlaubte es mir aber als Geste des guten Willens, mir mein Kostüm selbst auszusuchen. Weil ich wusste, dass sie sauer werden würde, ging ich als Clown.
    Max gab vor, irgendeiner Spezialeinheit anzugehören. Er trug die Tarnjacke seines Vaters und hatte sich einen zähen braunen Kleister ins Gesicht geschmiert. Außerdem hatte er ein Plastikgewehr

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