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Ich bin kein Serienkiller

Ich bin kein Serienkiller

Titel: Ich bin kein Serienkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Während du also alle diese dummen, langweiligen Sätze dahersagst, stelle ich mir vor, wie es wäre, dich aufzuschneiden und herauszufinden, wie du von innen aussiehst.«
    Ich hielt inne, starrte ihn an, und er starrte zurück. Er hatte Angst. Ich ließ ihn die Angst noch einen Moment lang schmecken, dann sprach ich weiter.
    »Andererseits will ich dich gar nicht aufschneiden, Rob. So jemand will ich nicht sein. Deshalb habe ich mir eine Regel aufgestellt: Immer wenn ich jemanden aufschneiden will, sage ich stattdessen etwas Nettes zu ihm. Deshalb sage ich: Rob Anders aus der Carnation Street 232, du bist ein toller Typ.«
    Rob öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, dann schloss er ihn wieder und wich zurück. Er setzte sich auf einen Stuhl, ohne mich aus den Augen zu lassen, stand auf und ging hinaus. Ich sah ihm nach.
    »Das …«, sagte Brooke. Ich hatte ganz vergessen, dass sie da war. »Das war aber eine interessante Methode, ihn loszuwerden.«
    Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte – eigentlich hätte sie es gar nicht hören sollen. Warum war ich nur so ein Idiot?
    »Das waren nur ein paar Tricks, die … die ich mal in einem Film aufgeschnappt habe, glaube ich. Wer hätte schon gedacht, dass ihn das so ängstigen würde?«
    »Ja«, sagte Brooke. »Ich muss jetzt … es war nett, mit dir zu reden, John.« Sie lächelte unsicher und entfernte sich.
    »Mann, das war stark«, meinte Max.
    Überrascht drehte ich mich um. »Seit wann bist du denn wieder hier?«
    »Schon die ganze Zeit.« Er kam um den Getränkestand herum. »Es war echt stark. Anders hätte sich fast in die Hosen gemacht.«
    »Brooke auch.« Ich blickte in die Richtung, in die sie verschwunden war, doch dort entdeckte ich nur einen Haufen Leute im Halbdunkel.
    »Echt lustig«, bekräftigte Max, während er sich mit Punsch versorgte. »Und sie hat dir regelrecht zu Füßen gelegen.«
    »Mir?«
    »Ja, dir – ist dir das nicht aufgefallen? Du bist blind, Mann. Sie war drauf und dran, dich zu fragen, ob du tanzen willst.«
    »Warum sollte sie mich so was fragen?«
    »Weil wir hier auf einem Tanzabend sind«, sagte Max. »Und weil du ein absolut heißer Clown bist. Es würde mich aber wundern, wenn sie jemals wieder mit dir spricht. Das war echt stark.«
     
    Am nächsten Abend machten Max und ich mit seiner kleinen Schwester eine Süßes oder Saures -Runde. Seine Mutter war nervös und bewachte uns mit einer Taschenlampe und Pfefferspray. Als wir fertig waren, fuhr sie uns in unser Viertel. Mr Crowley schüttelte den Kopf, als wir bei ihm klingelten.
    »Ihr solltet nicht so spät noch unterwegs sein«, ermahnte er uns streng. »Das ist gefährlich, wenn da draußen der Killer herumläuft.«
    »Die Straßenlaternen brennen, und auf allen Veranden ist Licht, außerdem ist eine Erwachsene bei uns. In den Nachrichten hieß es, dass die Polizei zusätzliche Streifen einsetzt. Wahrscheinlich sind wir heute sicherer als an jedem anderen Abend.«
    Mr Crowley verschwand hinter seiner Tür, um laut zu husten, ehe er sich wieder an uns wandte. »Aber bleibt nicht zu lange draußen, ist das klar?«
    »Wir passen schon auf.« Dann händigte Mr Crowley uns die Süßigkeiten aus.
    »Diese Stadt soll nicht in Angst leben«, sagte er traurig. »Früher war es so fröhlich hier.« Er hustete wieder und schloss die Tür.
    Das Theaterblut und die Prothesen, die bei Tag noch lächerlich gewirkt hatten, bekamen im Dunkeln etwas Unheimliches und Bedrohliches. Alle dachten an den Mörder, und alle waren beunruhigt. Die im Geschäft gekauften albernen Halloweenschrecken wichen echter Todesangst. Es war das beste Halloween meines Lebens.

SECHS

»Hier ist Ted Rask mit einem Exklusivbericht für Five Live News aus Clayton, einer friedlichen Stadt, in der seit einiger Zeit ein Schrecken umgeht, den manche inzwischen schon den Clayton-Killer nennen. Viele Einwohner haben Angst, abends aus dem Haus zu gehen, und manche fürchten sich sogar tagsüber. Trotz dieser alles durchdringenden Angst gibt es aber auch Hoffnung. Die Polizei und das FBI haben bei ihren Ermittlungen einen erstaunlichen Durchbruch erzielt.«
    Es war sechs Uhr abends, im Fernseher liefen die Nachrichten. Mom hielt es für seltsam, dass sich ein Fünfzehnjähriger so sehr dafür interessierte, aber da wir Court TV nicht hereinbekamen, blieben mir nur noch die Lokalnachrichten. Außerdem redeten alle über den Serienkiller, und Ted Rasks ständige Berichterstattung war die beliebteste Sendung in der

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