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Ich bin kein Serienkiller

Ich bin kein Serienkiller

Titel: Ich bin kein Serienkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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dabei, obwohl in der Schule ein strenges Waffenverbot galt. Der Schuldirektor nahm es ihm natürlich am Eingang ab.
    »Das ist ein Mist«, fluchte Max, während er wütend die Faust hob und den Direktor quer durch die Turnhalle böse anstarrte. »Ich werde mir die Knarre zurückholen, Schweinebacke, garantiert. Glaubst du, er rückt sie wieder raus?«
    »Hast du mich gerade Schweinebacke genannt?«, fragte ich.
    »Mann, ich schwöre dir, ich kriege meine Kanone zurück, und er wird es nicht mal merken. Mein Dad hat mir ein paar nette Tricks gezeigt – er wird nicht einmal mitbekommen, dass ich da war.«
    »Du trägst die falsche Tarnkleidung«, warnte ich ihn. Wir hatten unsere gewohnte Stellung bezogen, drückten uns in einer Ecke herum, und ich beobachtete die Gäste, die zwischen der Getränkeausgabe und den Wänden hin und her liefen.
    »Mein Dad hat die Jacke im Irak bekommen«, erklärte Max. »Echter kann’s gar nicht sein.«
    »Das wäre erst richtig echt, wenn Mister Layton deine Kanone im Irak verstecken würde«, erwiderte ich. »Aber wir sind auf einem Schulfest im Mittleren Westen. Wenn du nicht auffallen willst, solltest du dich als Unfallopfer verkleiden. Davon haben wir heute Abend eine ganze Menge. Oder mach dir ein falsches Einschussloch auf die Stirn.« Billige Verstümmelungen standen bei mindestens der Hälfte der Jungen offenbar hoch im Kurs. Man sollte doch meinen, dass zwei grässliche Morde in der Stadt die Leute etwas empfindsamer gemacht hätten, aber so sind sie eben. Wenigstens war kein ausgeweideter Automechaniker dabei.
    »Das wäre nett.« Max betrachtete eine Schusswunde aus Plastik, die gerade vorbeikam. »Das werde ich morgen Abend bei Süßes oder Saures probieren – die Leute sollen sich vor Angst in die Hose machen.«
    »Willst du wirklich Süßes oder Saures spielen?«, lachte jemand. Es war Rob Anders, der sich uns mit ein paar Freunden näherte. Sie verfolgten mich schon seit dem dritten Schuljahr. »Zwei Babys spielen Süßes oder Saures – das ist doch was für kleine Kinder!« Feixend gingen sie vorbei.
    »Ich mach das nur wegen meiner kleinen Schwester«, knurrte Max und starrte ihnen Löcher in den Rücken. »Ich hol mir meine Knarre. Mit einer Knarre sieht das Kostüm einfach besser aus.« Er stakste zum Eingang und ließ mich allein im Halbdunkel stehen. Ich beschloss, mir etwas zu trinken zu holen.
    Der Imbisstisch war nicht sonderlich üppig ausgestattet – ein Tablett mit altem Gemüse, ein paar halbe Donuts, eine Schüssel mit Apfelsaft und Sprite. Ich nahm mir ein Glas und ließ es sofort wieder fallen, als mich jemand von hinten anrempelte. Der Saft fiel zusammen mit meinem Glas in die Schüssel zurück, die Flüssigkeit spritzte mir auf das Handgelenk und den Arm. Rob Anders und seine Kumpel entfernten sich kichernd.
    Früher hatte ich mal eine Liste mit Leuten geführt, die ich eines Tages umbringen wollte. Das verstieß jetzt gegen meine Regeln, aber manchmal vermisste ich die Liste.
    »Bist du Es ?«, fragte ein Mädchen. Ich drehte mich um und erkannte Brooke Watson, ein Mädchen aus meiner Straße. Sie war mit Klamotten aus den Achtzigerjahren ähnlich gekleidet wie meine Schwester vor einer Weile.
    »Was bin ich?« Ich fischte mein Glas aus der Schüssel.
    »Der Clown aus Es von Stephen King«, erläuterte Brooke.
    »Nö«, erwiderte ich, während ich meinen Ärmel über dem geretteten Glas auswrang und mit Servietten die Tropfen abtupfte. »Ich glaube, der Clown hieß Pennywise.«
    »Keine Ahnung, ich hab’s nie gelesen«, erwiderte sie und senkte den Blick. »Es steht im Bücherregal meiner Eltern, und ich habe den Einband gesehen, deshalb dachte ich, du hättest dich vielleicht danach verkleidet. Ich weiß auch nicht …«
    Sie benahm sich komisch, als wäre sie … ich konnte es nicht sagen. Inzwischen hatte ich Übung darin, die Mimik von Menschen, die ich gut kannte, richtig einzuschätzen und zu erkennen, was sie empfanden, aber jemand wie Brooke war mir ein Rätsel.
    Deshalb sagte ich das Einzige, was mir einfallen wollte. »Bist du ein Punk?«
    »Was?«
    »Oder wie nennt man die Leute aus den Achtzigerjahren?«
    »Oh.« Sie lachte. Es war ein schönes Lachen. »Ich bin eigentlich meine Mutter – ich meine, das sind ihre Sachen, die sie damals in der Highschool trug. Wahrscheinlich sollte ich den Leuten sagen, dass ich Cyndi Lauper bin, denn es ist ziemlich schwach, sich als die eigene Mutter zu verkleiden.«
    »Ich wäre beinahe als meine

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