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Ich bin kein Serienkiller

Ich bin kein Serienkiller

Titel: Ich bin kein Serienkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Mutter gekommen«, sagte ich, »aber dann fragte ich mich, was wohl mein Therapeut dazu sagen würde.«
    Sie lachte wieder, und mir wurde bewusst, dass sie wohl dachte, ich hätte einen Scherz gemacht. Wahrscheinlich war das ganz gut so, denn sie wäre vermutlich ausgeflippt, wenn ich ihr die zweite Hälfte des Kostüms meiner Mutter beschrieben hätte – ein riesiges falsches Schlachtermesser, das mitten im Kopf steckte. Brooke war sehr hübsch – lange blonde Haare, strahlende Augen und ein Grübchen, wenn sie lächelte. Ich lächelte zurück.
    »He, Brooke«, mischte sich Rob Anders ein, der sich uns mit boshaftem Grinsen näherte. »Was redest du mit diesem kleinen Jungen? Er spielt immer noch Süßes oder Saures .«
    »Wirklich?« Brooke sah mich an. »Das wollte ich auch, aber ich war nicht so sicher – irgendwie denke ich immer noch, es könnte Spaß machen, obwohl wir jetzt auf der Highschool sind.«
    Ich verstand vielleicht nicht, welche Gefühle Brooke ausstrahlte, aber Verlegenheit war mir wohlvertraut, und aus Rob Anders schwappte die Verlegenheit förmlich heraus.
    »Ich … ja«, stammelte Rob. »Vielleicht wird das ganz lustig. Vielleicht sehen wir uns später noch dabei.«
    Auf einmal hatte ich Lust, ihn zu erdolchen.
    »Aber warum tauchst du hier als Clown auf, John?«, fragte er mich. »Willst du für uns jonglieren oder dich mit einer größeren Truppe von Kumpanen in ein Auto zwängen?« Er lachte und sah sich um, ob auch seine Freunde lachten. Sie waren aber schon verschwunden, um mit Marci Jensen zu reden, die sich als Kätzchen verkleidet hatte und ein Kostüm trug, das mir überdeutlich erklärte, warum Max sich so sehr für ihren Büstenhalter interessierte. Rob starrte kurz hinüber, dann wandte er sich wieder an mich. »Was wird das jetzt, du Clown? Was grinst du so?«
    »Du bist wirklich ein toller Typ, Rob«, sagte ich. Er beäugte mich unsicher.
    »Was?«, fragte er.
    »Du bist ein toller Typ«, wiederholte ich. »Das ist ein schönes Kostüm, und die Schusswunde in der Stirn gefällt mir besonders gut.« Ich hoffte, er ließe mich daraufhin in Ruhe. Eine meiner Regeln verlangte, etwas Nettes über Menschen zu sagen, auf die ich sehr wütend war, damit die Situation nicht eskalierte. Ich wusste nur nicht, wie lange ich das noch schaffen würde.
    »Machst du dich über mich lustig?« Er funkelte mich an.
    Dafür, dass der Betreffende nach einem Kompliment einfach stehen blieb, hatte ich keine Regeln.
    »Nein«, antwortete ich. Jetzt musste ich improvisieren, aber er hatte mich schon aus dem Gleichgewicht gebracht, und ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    »Ich glaube, du lächelst, weil du schwachsinnig bist.« Er kam einen Schritt näher. »Hallo, hier ist der glückliche Clown.«
    Er machte mich wirklich wütend. »Du bist …« Ich brauchte ein Kompliment. »Ich habe gehört, dass du gestern bei der Matheprüfung gut abgeschnitten hast. Das freut mich.« Etwas Besseres fiel mir nicht ein. Ich hätte weggehen sollen, aber … ich wollte mit Brooke reden.
    »Jetzt hör mal zu, du Schwachkopf«, sagte Rob. »Dies ist die Party für normale Leute. Die Freakparty ist da unten im Flur und bei den Gruftis auf dem Klo. Verzieh dich doch dorthin.«
    Er spielte sich auf, aber es war eben nur ein Spiel – das typische Machogehabe eines Fünfzehnjährigen. Ich war so wütend, dass ich ihn am liebsten an Ort und Stelle umgebracht hätte, aber ich zwang mich zur Ruhe. So etwas durfte mich nicht stören, und außerdem war ich besser als er. Er wollte mir Angst machen? Dann würde ich es ihm zeigen.
    »Ich lächle, weil ich mir vorstelle, wie du von innen aussiehst.«
    »Was?«, fragte Rob, dann lachte er. »Oh, Junge, willst du mir drohen? Glaubst du wirklich, du könntest mir Angst machen, du Baby?«
    »Ich leide eindeutig an Soziopathie«, erklärte ich. »Weißt du, was das bedeutet?«
    »Das bedeutet, dass du ein Freak bist«, sagte er.
    »Es bedeutet, dass du mir ungefähr so wichtig bist wie eine Pappschachtel«, sagte ich. »Du bist für mich nur ein Ding – ein Stück Müll, das nur noch niemand weggeworfen hat. Entspricht dies dem, was ich sagen sollte?«
    »Halt den Mund«, fauchte Rob mich an. Er spielte immer noch den starken Mann, aber es funktionierte nicht mehr richtig, weil ihm nichts mehr einfiel.
    »Das Schöne an Schachteln ist, dass man sie öffnen kann«, fuhr ich fort. »Selbst wenn sie von außen völlig langweilig sind, könnte etwas Interessantes in ihnen stecken.

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