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Ich bin kein Serienkiller

Ich bin kein Serienkiller

Titel: Ich bin kein Serienkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Stadt, obwohl oder gerade weil er häufig so melodramatisch wurde. Draußen tobte wie oft im November ein Schneesturm, drinnen wärmten wir uns am heimischen Herd und sahen Nachrichten.
    »Sie erinnern sich an meinen ersten Bericht über den Tod des Farmers David Bird aus dem Ort«, sagte Rask. »Am Tatort fand man eine ölige Substanz, die wir zunächst für die Hinterlassenschaft eines Fluchtfahrzeugs hielten. Gerichtsmedizinische Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass die Substanz biologischen Ursprungs ist. Nach einer ungenannten Quelle bei den Ermittlungsbehörden fand das FBI in dieser Substanz geringe und stark verfallene DNA-Rückstände. Heute am frühen Morgen bestätigten meine Quellen, dass die DNA menschlichen Ursprungs ist, doch an dieser Stelle endet die Spur bedauerlicherweise. Die DNA passt weder zu den Opfern noch zu irgendeinem Verdächtigen, zu irgendwelchen in der Umgebung als vermisst gemeldeten Personen oder zu den Daten, die in den Akten des Bundesstaats zu finden sind. Ich sollte betonen, dass es sich hierbei allerdings nur um eine kleine Datenbank handelt. Die Technik ist noch neu, und es gibt in den Städten bisher kaum Daten, die älter sind als fünf Jahre. Ohne eine umfassende DNA-Reihenuntersuchung und einen Abgleich mit der nationalen Datenbank ist es vermutlich nicht möglich, die DNA-Rückstände zu identifizieren.«
    Er sprach im Brustton der Überzeugung und so ernst, als wolle er allein durch sein Charisma einen Journalistenwettbewerb gewinnen. Mom fand ihn abscheulich und sah ihm nicht gern zu – es sei, wie sie sagte, nur eine Frage der Zeit, bis er mit dem Finger auf jemanden zeigen und einen Lynchmord auslösen werde. Die Einwohner standen unter großer Anspannung, und die Furcht, es werde noch einen dritten Mord geben, hing wie eine dunkle Wolke über uns.
    »Während die Polizei die Beweise am Tatort überprüfte«, fuhr Rask fort, »haben wir von Five Live News eigene Nachforschungen angestellt und sind auf etwas sehr Interessantes gestoßen. Vor mehr als vierzig Jahren gab es einen ungelösten Mordfall, bei dem eine ganz ähnliche schwarze Substanz gefunden wurde. Könnte dies vielleicht helfen, den Killer zu finden? In den Nachrichten um zehn kommen wir noch einmal auf diese Frage zurück. Hier ist Ted Rask, Five Live News . Zurück ins Studio, Sarah.«
    Doch Ted Rask trat um zehn nicht mehr auf. Der Dämon holte ihn. Sein Kameramann fand ihn um kurz nach halb neun in der Gasse hinter dem Motel. Seine Eingeweide waren herausgerissen, und ein Bein fehlte. Auf seinem Gesicht und seinem Kopf klebte ein großer Klecks von ätzendem schwarzem Zeug. Die Substanz musste heiß gewesen sein, weil seine Haut Blasen aufwies und rot angelaufen war wie bei einem Hummer.
     
    »Wie ich hörte, hast du deine Mitschüler terrorisiert«, begann Dr. Neblin die Sitzung.
    Ich antwortete ihm nicht, sondern starrte aus dem Fenster und dachte über Rasks Leiche nach. Irgendetwas stimmte da nicht.
    »Ich mag es nicht, wenn du meine Diagnose als Waffe benutzt, um andere Leute zu erschrecken«, fuhr Neblin fort. »Wir besprechen das alles nur, damit du an dir arbeiten kannst, und nicht etwa, damit du anderen deine psychischen Eigenarten ins Gesicht schleuderst.«
    Gesichter. Rasks Gesicht war mit dem Zeug verschmiert gewesen – aber warum? Es sah nach einer Demütigung aus. So etwas hatte der Killer noch nie getan. Was war da nur geschehen?
    »Du hörst gar nicht zu, John«, ermahnte Neblin mich. »Denkst du über den Mord von gestern Abend nach?«
    »Das war kein Mord«, widersprach ich. »Es war ein Serienmord.«
    »Gibt es da einen Unterschied?«
    »Aber natürlich.« Ich fuhr herum und starrte ihn an. Fast empfand ich seine Unwissenheit als … Verrat. »Sie sind Psychologe, Sie sollten das doch wissen. Ein Mord ist … nun ja, etwas ganz anderes. Betrunkene oder eifersüchtige Ehemänner sind Mörder. Sie haben ein starkes Motiv für ihre Tat.«
    »Haben Serienmörder denn kein Motiv?«
    »Das Töten selbst ist das Motiv«, erwiderte ich. »In einem Serienmörder steckt so etwas wie Hunger oder Leere, und diese Leere füllt er, indem er tötet. Wenn Sie so etwas als Mord bezeichnen, dann klingt es so … billig. Es klingt dumm.«
    »Du willst nicht, dass ein Serienmord dumm aussieht.«
    »Nein, das meine ich nicht. Es ist … ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll.« Ich wandte mich wieder zum Fenster um. »Es kommt mir jedenfalls falsch vor.«
    »Vielleicht versucht du,

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