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Ich bin kein Serienkiller

Ich bin kein Serienkiller

Titel: Ich bin kein Serienkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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der Film herausgekommen, für den neulich geworben wurde«, fuhr sie fort. »Er läuft seit gestern in der Stadt. Vielleicht möchtest du ihn dir ansehen.«
    Ich wandte mich um und starrte sie an. Was heckte sie da bloß wieder aus?
    »Ich denke nur, dass es dir vielleicht Spaß macht.« Sie wich meinem Blick aus und verschwand in der Küche. Offensichtlich war sie nervös. »Falls du den Film sehen willst«, rief sie herüber, »ich habe ein bisschen Geld für die Karten übrig.«
    Karten – also Mehrzahl. War es das? Um keinen Preis wollte ich mit meiner Mom ins Kino gehen. »Du kannst dir ruhig den Film ansehen«, antwortete ich. »Ich lese lieber noch mein Buch zu Ende.«
    »Oh, ich habe gerade zu viel zu tun«, antwortete sie und kam mit einer Handvoll kleiner Scheine aus der Küche zurück. Unsicher hielt sie mir das Geld hin. »Du kannst mit Max hingehen. Oder mit Brooke.«
    Aha. Es ging also um Brooke. Mein Gesicht lief rot an, ich drehte mich um und marschierte in mein Zimmer. »Ich habe gerade schon Nein gesagt!« Damit warf ich die Tür hinter mir zu und schloss die Augen. Ich war wütend und wusste nicht einmal den Grund dafür. »Die dumme Mom will mich in einen dummen Film schicken, und ich soll die dumme …« Ich konnte ihren Namen nicht laut aussprechen. Niemand sollte etwas über Brooke erfahren. Nicht einmal Brooke selbst wusste Bescheid. Ich versetzte meinem Rucksack einen Tritt, er kippte um. Es steckten viel zu viele Bücher darin, als dass er quer durch den Raum fliegen konnte, wie es mir am liebsten gewesen wäre.
    Es wäre gar nicht so schlecht, mit Brooke im Dunkeln zu sitzen, überlegte ich. Ganz egal, welcher Film lief. Ich hörte sie in meinem Kopf lachen und überlegte mir witzige Bemerkungen, damit sie weiterlachte. »Der Film ist Mist – man sollte den Regisseur mit seinem eigenen Zelluloid aufhängen.« Darüber lachte Brooke nicht, sondern riss nur die Augen weit auf und wich zurück, genau wie beim Halloweentanz. »Du bist ein Freak«, sagte sie. »Du bist ein kranker Psychofreak.«
    »Nein, bin ich nicht. Du kennst mich doch. Du kennst mich besser als jeder andere auf der Welt, weil ich dich besser kenne als jeder andere auf der Welt. Ich sehe Dinge, die sonst niemand sieht. Wir haben zusammen Hausaufgaben gemacht und ferngesehen, wir haben am Telefon mit …«
    Das dumme Telefon. Mit wem redete sie da am Telefon? Ich würde ihn finden und töten.
    Ich fluchte in Richtung des Fensters und …
    … befand mich schwer atmend in meinem Zimmer. Brooke kannte mich nicht, weil wir nichts miteinander geteilt hatten. Alles, was uns verbunden hatte, hatte sie in Wirklichkeit allein getan, und ich hatte sie nur durch ihr Fenster beobachtet. Vor ein paar Abenden hatte sie ihre Hausaufgaben gemacht. Wir hatten die gleichen Aufgaben bekommen, aber das hieß noch lange nicht, dass wir sie gemeinsam erledigt hatten, denn sie hatte nicht einmal gewusst, dass ich mich in der Nähe aufhielt. Dann hatte das Telefon geklingelt, sie hatte abgenommen und »Hallo« zu jemand anders gesagt. Das hatte einen Keil zwischen uns getrieben, denn sie hatte wegen des Eindringlings und nicht meinetwegen gelächelt. Am liebsten hätte ich geschrien, aber in Wirklichkeit hatte es keine Störung und keinen Eindringling gegeben, weil ich auf der ganzen Welt der Einzige war, der überhaupt davon wusste.
    Ich presste mir die Hände auf die Augen. »Ich bin ein Stalker«, murmelte ich. So etwas durfte ich nicht tun. Ich musste Mr Crowley und nicht Brooke beobachten. Für ihn und für niemanden sonst brach ich meine Regeln. Doch das Monster hatte die Mauer zertrümmert und die Regie übernommen, ehe ich richtig erkannt hatte, wie mir geschah. Ich dachte kaum noch an das Monster, denn wir waren vollständig verschmolzen. Nun schaute ich wieder auf und starrte Mr Crowleys Haus an. »Das kann ich nicht machen.« Ich kehrte zu meinem Bett zurück und versetzte meinem Rucksack einen noch festeren Tritt. Er rutschte über den Boden. »Ich muss zu Max.«
    Ich nahm meinen Mantel und stürmte hinaus, ohne ein weiteres Wort mit Mom zu reden. Sie hatte das Geld auf der Anrichte liegen gelassen, und ich schnappte es im Vorbeigehen, stopfte es mir in die Hosentasche und knallte die Tür hinter mir zu.
    Max wohnte nur ein paar Meilen entfernt, mit dem Fahrrad war ich schnell bei ihm. Als ich an Brookes Haus vorbeikam, wandte ich den Blick ab und fuhr viel zu schnell die Straße hinunter, ohne auf das Eis oder die Autos zu achten. Ich

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