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Ich bin kein Serienkiller

Ich bin kein Serienkiller

Titel: Ich bin kein Serienkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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gemacht?«
    »Nichts Besonderes«, wich ich aus. »Und du?«
    »Du hast doch irgendwas gemacht«, beharrte er, während er mich misstrauisch beäugte. »Ich habe dich seit zwei Wochen kaum noch gesehen, und das bedeutet, dass du irgendetwas allein gemacht hast. Aber was könnte das sein? Was macht der psychotische John Wayne Cleaver in seiner Freizeit?«
    »Du hast mich erwischt«, gestand ich. »Ich bin der Clayton-Killer.«
    »Das war auch meine erste Vermutung«, bestätigte er. »Aber bisher hat er erst – wie viele? – sechs Leute umgebracht. Du wärst viel besser als er.«
    »Mehr ist nicht automatisch besser«, widersprach ich und drehte mich wieder zum Fernseher um. »Die Qualität spielt auch eine Rolle.«
    »Ich wette, ich weiß, was du machst«, sagte er und zielte mit der Hähnchenkeule auf mich. »Du willst Brooke anbaggern.«
    »Was?«, fragte ich.
    »Du willst ihr an die Wäsche.« Er schürzte die Lippen. »Einen wegstecken. Abzappeln.«
    »Ich dachte, abzappeln bedeutet tanzen«, wandte ich ein.
    »Und ich glaube, du bist ein fetter Lügner«, sagte Max. »Meinst du fett wie super oder fett wie beschissen?«, fragte ich. »Bei dir weiß ich nie, was du meinst.«
    »Du bist doch total in Brooke verknallt«, beharrte er, biss ab und lachte mit offenem Mund. »Du hast es nicht einmal abgestritten.«
    »Warum sollte ich etwas abstreiten, das sowieso niemand glaubt, wenn er bei Trost ist?«, gab ich zu bedenken.
    »Du hast es immer noch nicht abgestritten.«
    »Warum sollte ich hinter Brooke her sein?«, fragte ich. »Es weiß nicht einmal, dass … verdammt!«
    »He«, rief Max, »was war das denn?«
    Ich hatte Brooke »Es« genannt. Das war dumm. Das war … erschreckend. Noch schlimmer.
    »Habe ich etwa den Nagel auf den Kopf getroffen?«, feixte Max. Er entspannte sich wieder.
    Ich achtete nicht auf ihn, sondern starrte ins Leere. Serienmörder nannten ihre Opfer häufig »Es«. Sie hielten andere nicht für Menschen, sondern sahen sie als Objekte. Dank der Distanz fiel es ihnen leichter, sie zu quälen und zu töten. Es war schwer, »ihn« oder »sie« zu verletzen, aber bei einem »Es« war das kein Problem. Ein »Es« hatte weder Gefühle noch Rechte, ein »Es« war nur ein Ding, mit dem man tun konnte, was immer man wollte.
    »Hallo«, sagte Max. »Erde an John?«
    Ich hatte Leichen auch immer als »Es« bezeichnet, obwohl Mom und Margaret mich ermahnten, wenn sie es hörten. Aber noch nie hatte ich einen lebenden Menschen als ein »Es« gesehen. Ich verlor die Kontrolle. Deshalb war ich zu Max gefahren. Ich musste die Kontrolle zurückgewinnen, und es funktionierte nicht.
    »Hast du Lust, ins Kino zu gehen?«, fragte ich ihn.
    »Kannst du mir vielleicht mal verraten, was für ein Scheiß da gerade abgeht?«, fragte Max.
    »Ich muss einen Film sehen«, sagte ich. »Oder sonst was machen. Ich muss normal sein. Wir müssen normale Sachen machen.«
    »Wie zum Beispiel hier auf dem Sofa sitzen und darüber reden, wie normal wir sind?«, fragte Max. »Das machen wir normalen Menschen nämlich andauernd.«
    »Komm schon, Max, ich meine es ernst. Dies ist eine ernste Sache. Was glaubst du denn, warum ich hergekommen bin?«
    Er kniff die Augen zusammen. »Keine Ahnung. Warum bist du hergekommen?«
    »Weil ich … es passiert etwas«, stotterte ich. »Ich bin nicht … ich weiß nicht. Ich gehe unter.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich verliere die Kontrolle«, erklärte ich. »Ich habe alle meine Regeln gebrochen, und jetzt ist das Monster frei, und ich bin nicht mehr ich selbst. Siehst du das nicht?«
    »Was für Regeln?«, fragte Max. »Du machst mir Angst, Mann.«
    »Ich habe Regeln, damit ich normal bleibe«, sagte ich. »Damit nichts passiert. Damit alle anderen sicher sind. Eine Regel besagt, dass ich mit dir abhängen muss, weil du mir hilfst, normal zu bleiben, und das habe ich vernachlässigt. Serienmörder haben keine Freunde oder Partner, sie sind immer allein. Wenn ich bei dir bin, dann bin ich sicher und werde nichts Falsches tun. Kapierst du das nicht?«
    Max’ Miene verfinsterte sich. Ich kannte ihn gut genug, um seine Stimmungen ablesen zu können, und wusste, wie er reagierte, wenn er glücklich oder wütend war. Jetzt kniff er die Augen zusammen und runzelte die Stirn, also war er traurig. Das überraschte mich, und ich starrte ihn schockiert an.
    »Bist du deshalb hergekommen?«, fragte er.
    Ich nickte, weil ich irgendeine Art von Verbundenheit herstellen wollte. Ich hatte das

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