Ich bin Legende
und zerrte die Schlafende an den Handgelenken aus dem Bett. Sie atmete hörbar ein, als sie auf dem Boden aufschlug, und während er sie zur Treppe und die Stufen hinunterschleifte, entrangen sich ihr leise wimmernde Laute. Als er sie durch das Wohnzimmer zog, fing sie an sich zu rühren.
Ihre Finger klammerten sich um seine Handgelenke und sie begann sich auf dem Boden zu drehen und schwach dagegenzustemmen. Ihre Augen waren noch geschlossen, doch sie keuchte nun laut und murmelte vor sich hin, während sie sich seinem Griff zu entwinden suchte. Ihre dunklen Fingernägel gruben sich in seine Haut. Fluchend riss er sich los und zog sie den Rest des Weges an den Haaren hinter sich her. Gewöhnlich quälten ihn Gewissensbisse, wenn er daran dachte, dass diese Menschen - von ihrem erschreckenden Gebrechen abgesehen - seinesgleichen waren. Doch jetzt war er so versessen darauf, sich zu vergewissern, ob seine Überlegungen auch wirklich stimmten, dass er gar nicht fähig war, an etwas anderes zu denken.
Trotzdem schüttelte es ihn unwillkürlich bei ihrem Entsetzensschrei, nachdem er sie ins Freie geschleift hatte.
Hilflos zuckend und sich windend, die Hände verzweifelt öffnend und schließend, die Lippen über die Zähne zurückgezogen, lag sie auf dem Bürgersteig.
Robert Neville beobachtete sie angespannt. Er schluckte. Die Begeisterung des Forschers, dessen Gedanken nur seinem Experiment galten, würde bald nachlassen. Er biss sich auf die Lippe. Stimmt, sie leidet, sagte er sich, aber sie ist eine von ihnen und würde dich ohne Skrupel umbringen, wenn sie die Möglichkeit hätte. So musst du es sehen, nicht anders! Mit zusammengebissenen Zähnen sah er zu, wie sie starb.
Nach ein paar Minuten hörte sie auf, sich zu winden, hörte sie auf zu wimmern, und ihre Hände öffneten und entspannten sich, bis sie wie weiße Blüten still auf dem Pflaster liegen blieben. Robert Neville bückte sich und fühlte ihren Puls. Nichts. Sie fühlte sich bereits kalt an.
Mit einem dünnen Lächeln richtete er sich auf. Also stimmte es. Er brauchte die Pfähle gar nicht. Endlich hatte er eine bessere Methode gefunden.
Erschrocken hielt er den Atem an. Aber wie konnte er wissen, ob die Frau auch wirklich tot war? Mit Sicherheit erst nach Sonnenuntergang.
Der Gedanke erfüllte ihn mit neuer Unruhe. Wieso musste jede neue Frage an der Antwort auf die vorherige zweifeln lassen?
Er dachte darüber nach, während er eine Dose Tomatensaft trank. Er hatte sie sich aus dem Laden geholt, vor dem er parkte.
Ja, wie konnte er sicher sein? Schließlich war es unmöglich, dass er auf die Frau aufpasste, bis die Sonne hinter den Häusern versank.
Nimm sie doch mit nach Hause, Idiot!
Wieder schloss er die Augen und ärgerte sich über sich selbst. Heute fiel ihm nie gleich das Nächstliegende ein. Jetzt musste er den ganzen Weg zurückfahren und sie holen, dabei wusste er nicht einmal genau, wo ihr Haus war.
Er ließ den Motor an und warf, als er vom Parkplatz fuhr, einen Blick auf seine Uhr. Drei. Also genügend Zeit, um nach Hause zu gelangen, ehe sie auftauchten. Er drückte auf das Pedal, und der Wagen schoss vorwärts.
Er brauchte etwa eine halbe Stunde, um das Haus wiederzufinden. Die Frau lag noch in derselben Stellung auf dem Bürgersteig. Neville zog die Handschuhe an, öffnete die Heckklappe des Kombis und hob die Frau hinein. Wieder warf er einen Blick auf die Uhr. Drei. Noch ausreichend Zeit, um ...
Plötzlich riss er die Uhr hoch und drückte sie ans Ohr. Sein Herz klopfte wie verrückt.
Sie war stehen geblieben!
5
Seine Finger bebten, als er den Zündschlüssel drehte, dann klammerten sie sich ans Lenkrad, als er die scharfe Kehre zurück nach Gardena nahm.
Welch ein Idiot er doch gewesen war! Er hatte mindestens eine Stunde zum Friedhof gebraucht, in der Gruft hatte er sich bestimmt ein paar Stunden aufgehalten. Dann die Zeit, die er mit der Frau zugebracht hatte, der Weg zum Parkplatz, wo er in aller Ruhe den Tomatensaft getrunken hatte, und wieder zurück, um die Frau zu holen.
Wie spät es wohl wirklich war?
Idiot! Kalter Schweiß brach ihm beim Gedanken aus, dass sie alle vor seinem Haus auf ihn warteten. Großer Gott, er hatte nicht einmal die Garagentür geschlossen! Das Benzin! Die Ersatzteile - der Generator!
Er stöhnte und trat das Gaspedal voll durch. Der Kombi schnellte vorwärts, die Tachonadel schwang wild, dann kletterte sie zielsicher auf hundert, hundertzehn, hundertzwanzig. Was tun, wenn sie
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