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Ich bin Legende

Ich bin Legende

Titel: Ich bin Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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bereits auf ihn warteten? Wie konnte er ins Haus gelangen? Er zwang sich zur Ruhe. Er durfte jetzt nicht durchdrehen, musste die Selbstbeherrschung bewahren. Er würde schon hineinkommen. Mach dir keine Gedanken, beruhigte er sich. Du schaffst das schon! Er wusste nur nicht, wie.
    Nervös fuhr er sich durchs Haar. Großartig, kommentierte er. Du machst dir all die Mühe, am Leben, wirklich am Leben zu bleiben, und dann kommst du eines Tages einfach nicht rechtzeitig zurück. Hör endlich auf!, fauchte er sich im Stillen selbst an. Aber er hätte sich am liebsten den Hals umgedreht, weil er am Abend zuvor vergessen hatte, die Uhr aufzuziehen. Mach dir keine Mühe, dich selbst umzubringen, sagte er sich, das nehmen die andern dir nur zu gern ab. Plötzlich spürte er auch noch, dass er direkt schwach vor Hunger war. Das bisschen Dosenfleisch, das er sich zum Tomatensaft gegönnt hatte, war nicht genug gewesen, seinen Hunger zu stillen - der ihm allerdings erst jetzt richtig bewusst wurde.
    Die stillen Straßen flogen an ihm vorbei. Ständig wanderte sein Blick von links nach rechts und zurück, um zu sehen, ob sie schon aus den Häusern kamen. Es hatte ganz den Anschein, als würde es bereits dunkel, aber vielleicht bildete er sich das in seiner Angst nur ein. Es konnte doch noch nicht so spät sein! Unmöglich!
    Er war gerade mit kreischenden Reifen um die Ecke Western und Compton Boulevard gebogen, als er den Mann aus einem Haus rennen und ihm etwas zubrüllen sah. Eine eisige Hand schien sich um sein Herz zu krampfen, während der Mann hinter ihm zurückblieb.
    Mehr konnte er aus dem Kombi nicht herausholen. Und jetzt malte er sich auch noch aus, wie ein Reifen platzte, der Wagen ins Schleudern kam, über den Bordstein holperte und in ein Haus krachte. Seine Lippen bibberten. Er musste sie fest zusammenkneifen, damit sie aufhörten. Die Hände ums Lenkrad fühlten sich taub an.
    An der Ecke zur Cimarron-Straße musste er vom Gas gehen. Aus dem Augenwinkel sah er einen Mann aus einem Haus stürmen und versuchen, dem Wagen nachzulaufen.
    Als er dann um die Ecke gebogen war, schnürte sich ihm die Kehle zu.
    Sie warteten alle vor seinem Haus!
    Würgende Angst lähmte ihn fast. Er wollte noch nicht sterben. Er hätte daran denken, ja darüber nachdenken müssen. Aber er wollte nicht sterben. Nicht so!
    Alle wandten sie ihm die weißen Gesichter zu, als sie den Motor hörten. Einige kamen aus der offenen Garage gerannt. Robert Neville knirschte vor hilfloser Wut mit den Zähnen. Welch idiotische, hirnlose Art zu sterben!
    Sie liefen geradewegs auf den Wagen zu, eine ganze Reihe, quer über die Straße. Er durfte nicht anhalten. Er drückte den Fuß aufs Gaspedal. Schon pflügte der Wagen durch sie hindurch und schleuderte drei von ihnen wie Kegel zur Seite. Ein Ruck ging durch die Karosserie, als sie davon abprallten. Schreiende weiße Gesichter flogen an den Fenstern vorbei. Ihre Schreie drehten ihm den Magen um.
    Jetzt waren sie hinter ihm. Im Rückspiegel sah er, dass die ganze Meute ihn verfolgte. Ein plötzlicher Plan nahm Form an. Impulsiv ging er vom Gas, ja bremste sogar, bis die Tachonadel auf fünfzig und schließlich auf dreißig Stundenkilometer herunterging.
    Er blickte über die Schulter, sah, wie sie aufholten, wie ihre fahl weißen Gesichter sich auf den Wagen, auf ihn richteten.
    Da zuckte er erschrocken zusammen. Ein Knurren erklang fast direkt neben ihm. Er warf den Kopf herum und sah das fast tollwütige Gesicht Ben Cortmans neben dem Wagen.
    Instinktiv drückte er einen Fuß auf das Gaspedal, doch der zweite rutschte von der Kupplung. Mit einem halsbrecherischen Ruck hüpfte der Kombi vorwärts und blieb stehen. Der verdammte Motor war abgewürgt.
    Neville brach der Schweiß aus. Er beugte sich vor, drückte fieberhaft auf den Zündknopf. Ben Cortmans Finger schoben sich durch die einen Spaltbreit geöffnete Fensterscheibe herein.
    Knurrend stieß Neville die kalte weiße Hand zurück.
    »Neville! Neville!«
    Wieder griff Ben Cortman herein. Seine Hände waren wie aus Eis gehauene Klauen. Wieder schob Neville die Hand zurück und fummelte an der Zündung. Er zitterte hilflos am ganzen Körper. Den aufgeregten Schreien nach zu urteilen, waren nun auch die anderen bereits ganz nah.
    Mit einem Aufheulen sprang der Motor wieder an, während Cortmans lange Nägel über seine Wange kratzten.
    »Neville!«
    Vor Schmerz ballte seine Hand sich fast wie von selbst zur harten Faust und donnerte in Cortmans

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