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Ich bin Legende

Ich bin Legende

Titel: Ich bin Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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musste es nicht mehr anhören. Am meisten freute er sich, dass er Ben Cortmans »Komm raus, Neville« nicht mehr zu hören brauchte.
    Es hatte ihn viel Zeit und Arbeit gekostet. Zuerst einmal hatte er sich einen neuen Wagen beschaffen müssen. Das hatte sich als weit schwieriger erwiesen, als er gedacht hatte.
    Dazu hatte er bis nach Santa Monica fahren müssen, wo sich der einzige Willys-Händler befand, von dem er wusste. Die Willys-Kombis waren die einzigen Wagen, mit denen er Erfahrung hatte, und gerade jetzt schien ihm nicht die richtige Zeit zu sein, mit anderen herumzuexperimentieren. Aber zu Fuß konnte er nicht bis Santa Monica gehen, also hatte er die in der Nachbarschaft geparkten Wagen ausprobiert. Die meisten funktionierten aus dem einen oder anderen Grund nicht: Bei einem war die Batterie leer, beim anderen die Benzinpumpe verstopft, beim dritten kein Sprit im Tank und beim vierten waren die Reifen platt.
    In einer Garage, eineinhalb Kilometer vom Haus, fand er endlich einen Wagen, dessen Motor ansprang und mit dem er nach Santa Monica fahren konnte. Er wählte das gleiche Kombimodell aus, das er zuvor gehabt hatte, schloss eine neue Batterie an, füllte den Benzintank und fuhr heim. Mehr als eine Stunde vor Sonnenuntergang kam er an.
    Darauf hatte er genau geachtet.
    Glücklicherweise war der Generator noch betriebsfähig. Die Vampire hatten offenbar keine Ahnung, wie wichtig er für ihn war. Sie hatten lediglich ein paar Drähte herausgerissen und offenbar mit ihren Keulen ein paarmal auf ihn eingeschlagen. Gleich am Morgen nach dem Angriff hatte er ihn reparieren können. Darüber war er sehr froh, weil er dadurch seine Gefrierkost noch hatte retten können. Sich neue zu beschaffen wäre unmöglich gewesen; alles war verdorben, seit es keinen Strom mehr in der Stadt gab.
    In der Garage wieder Ordnung zu schaffen, war harte Arbeit. Zersplitterte Glühbirnen lagen herum, Sicherungen, ein Durcheinander von Kabeln und Drähten, Stecker, Lötzinn, Ersatzteile aller Art, alles gut mit Rasensamen vermischt, von dem er einmal - er konnte sich nicht einmal erinnern, wann - einen ganzen Sackvoll in die Garage gestellt hatte.
    Die Waschmaschine hatten sie völlig auseinandergenommen, sie war nicht mehr zu reparieren. Aber sich eine neue zu beschaffen, war nicht schwierig. Das Schlimmste war, das Benzin aufzuwischen, das sie aus den Reservekanistern geschüttet hatten. Da haben sie wirklich ganze Arbeit geleistet, dachte er gereizt, während er den Scheuerlappen auswrang.
    Im Haus hatte er den Wandverputz erneuert, wo er abgebröckelt war, und dabei war ihm die Idee gekommen, noch eine zweite Wandseite mit einer Fototapete zu verschönern, die dem Zimmer ein völlig neues Aussehen verlieh.
    Als er einmal damit angefangen hatte, machte ihm die Arbeit regelrecht Spaß. So brachte all die Wut, die immer noch in ihm brannte, in Energie umgewandelt sogar noch Nutzen. Es war eine konstruktive Abwechslung zum täglichen Einerlei, wie dem Leichenbeseitigen, dem Reparieren und Erneuern der Fensterbeschläge und dem Zubereiten und Aufhängen der Knoblauchketten.
    Während dieser arbeitsreichen Tage trank er nur wenig. Bis zum Abend kam er gewöhnlich ohne einen Drink aus, und selbst nach dem Abendessen trank er nur zur Entspannung, nicht um im Alkohol Vergessen zu suchen. Er entwickelte einen gesunden Appetit, nahm zwei Kilo zu und verlor, dank der harten Arbeit, seinen Bauchansatz. Er konnte jetzt sogar tief und fest schlafen, ohne quälende Träume.
    Eine Weile hatte er mit der Idee gespielt, in eine luxuriöse Hotelsuite umzuziehen. Aber als er daran dachte, wie viel Arbeit es kosten würde, sie bewohnbar zu machen, kam er schnell davon ab. Nein, er war in seinem eigenen Haus gut aufgehoben.
    Jetzt saß er im Wohnzimmer und lauschte Mozarts Jupiter-Symphonie. Er überlegte dabei, wie und wo er mit seinen Nachforschungen anfangen sollte.
    Er kannte ein paar Einzelheiten, aber die waren höchstens Anhaltspunkte für das fortgeschrittene Stadium, auf die Ursache wiesen sie nämlich nicht hin. Die Antwort lag anderswo. Vielleicht in einer Tatsache, derer er sich zwar bewusst war, die er aber möglicherweise nicht richtig einschätzte - in etwas, das er noch nicht mit dem Gesamtbild in Einklang gebracht hatte.
    Aber was war es?
    Fast reglos saß er in seinem Sessel, mit einem Glas Whisky on the rocks in der Rechten und den Blick auf die neue Fototapete gerichtet. Sie stellte eine kanadische Landschaft dar: ein tiefer

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