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Ich bin Legende

Ich bin Legende

Titel: Ich bin Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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goldene Kreuz, als sie erwachte und bei seinem Anblick verstört zurückzuckte. In einem Koma hatte sie also nicht gelegen, war das Einzige, was er denken konnte.
    »Wa-as machst du?«, fragte sie verängstigt.
    Es fiel ihm schwer, ihr zu misstrauen, wenn sie sprach. Der Klang einer menschlichen Stimme hatte nun eine Macht über ihn wie nie zuvor.
    »Ich ... nichts«, antwortete er schließlich.
    Verlegen machte er ein paar Schritte rückwärts und lehnte sich an die Wand. Er betrachtete sie eine Weile stumm, ehe er fragte: »Woher kommst du?«
    Sie blickte ihn nur ausdruckslos an.
    »Ich fragte, von wo du kommst«, versuchte er es noch einmal.
    Wieder antwortete sie nicht. Die Haut spannte sich über seine Wangen, und er stieß sich mit den Ellbogen von der Wand ab.
    »Ing-Inglewood«, sagte sie hastig.
    Er blickte sie einen Augenblick lang kalt an, dann lehnte er sich wieder an die Wand.
    »Aha. Hast du dort - allein gelebt?«
    »Ich war verheiratet.«
    »Wo ist dein Mann?«
    Sie schluckte. »Tot.«
    »Seit wann?«
    »Vergangene Woche.«
    »Und was hast du gemacht, nachdem er starb?«
    Sie biss die Zähne in die Unterlippe. »Ich bin davongelaufen.«
    »Willst du damit sagen, dass du die ganze Zeit herumgeirrt bist?«
    »J-ja.«
    Er starrte sie wortlos an, dann drehte er sich abrupt um. Seine schweren Stiefel klackten auf dem Linoleum, als er in die Küche stapfte. Er öffnete die Küchenschranktür und holte eine Handvoll Knoblauchzehen heraus. Diese legte er auf einen Teller und zerquetschte sie. Der scharfe Geruch stieg ihm in die Nase.
    Sie hatte sich auf die Ellbogen gestützt, als er zurückkam. Ohne Zögern schob er ihr den Teller unter die Nase.
    Mit einem leisen Schrei wandte sie das Gesicht ab.
    »Was soll das?«, fragte sie hustend.
    »Weshalb drehst du dich um?«
    »Bitte ...«
    »Weshalb wendest du dich ab?«
    »Es stinkt abscheulich!« Sie begann zu schluchzen. »Nimm es weg! Mir wird übel!«
    Noch näher schob er den Teller an ihr Gesicht. Mit einem würgenden Laut wich sie zurück. Sie zog die Knie an und drückte den Rücken an den oberen Holzteil des Bettes.
    »Hör auf! Bitte! «, flehte sie ihn an.
    Er zog den Teller zurück und sah, wie sie am ganzen Körper zuckte und ihr Bauch sich offenbar verkrampfte.
    »Du bist eine von ihnen«, sagte er gefährlich leise.
    Plötzlich sprang sie auf und rannte an ihm vorbei ins Badezimmer. Sie schlug die Tür hinter sich zu, und er hörte, wie sie sich übergab.
    Die vollen Lippen fast zu Strichen zusammengepresst, stellte er den Teller auf den Nachttisch. Er schluckte.
    Sie war infiziert, daran bestand wohl kein Zweifel mehr. Schon vor einem Jahr hatte er festgestellt, dass vom Vampiris -Bazillus befallene Systeme allergisch gegen Knoblauch waren. Wurde das System Knoblauch ausgesetzt, sensibilisierte das stimulierte Gewebe die Zellen, die Folge war eine abnorme Reaktion, wann immer sie Knoblauch auch nur nahe kamen. Deshalb hatte er keine große Wirkung erzielt, als er Knoblauch in die Blutbahn gespritzt hatte. Sie mussten den Knoblauch riechen. Sein Geruch erzeugte die ungewöhnliche Wirkung.
    Er ließ sich schwer auf das Bett fallen. Die Frau hatte auf verräterische Weise reagiert.
    Nach einer Weile runzelte Neville die Stirn. Wenn es stimmte, was sie gesagt hatte, war sie eine ganze Woche herumgewandert. Daher musste sie erschöpft und geschwächt sein. Unter diesen Umständen konnte der Knoblauchgeruch ihr durchaus den Magen umgedreht haben.
    Er hieb mit der Faust auf die Matratze. Also konnte er immer noch nicht absolut sicher sein. Objektiv gesehen, hatte er kein Recht, ohne ausreichende Beweise ein Urteil zu fällen. Das hatte er auf die harte Weise gelernt. Er würde also keine vorschnellen Schlüsse ziehen.
    Er saß noch auf dem Bett, als sie die Badtür aufsperrte und herauskam. Einen Augenblick blieb sie in der Diele stehen und blickte ihn an, dann ging sie ins Wohnzimmer. Er erhob sich und folgte ihr. Als er das Wohnzimmer betrat, saß sie auf der Couch.
    »Zufrieden?«, fragte sie.
    »Nicht so sarkastisch!«, mahnte er. »Dein Status muss festgestellt werden, nicht meiner.«
    Wütend blickte sie hoch, als wollte sie etwas sagen, doch dann sank sie in sich zusammen und schüttelte resigniert den Kopf.
    Einen Moment lang empfand er Mitleid mit ihr, denn sie wirkte so hilflos mit den schmalen Händen im Schoß. Sie achtete nicht mehr auf ihr zerrissenes Kleid. Er blickte auf die schwache Wölbung ihrer Brust. Das Mädchen war überschlank,

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