Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich bin Legende

Ich bin Legende

Titel: Ich bin Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
Vom Netzwerk:
fast ohne Rundungen. So gar nicht, wie er sich die Frau seiner Träume vorgestellt hatte. Vergiss es, mahnte er sich. Das spielt jetzt keine Rolle mehr.
    Er setzte sich in seinen Sessel ihr gegenüber. Sie erwiderte seinen Blick nicht.
    »Hör mir zu!«, sagte er. »Ich habe jeden Grund anzunehmen, dass du infiziert bist, vor allem nun, da ich gesehen habe, wie du auf Knoblauch reagierst.«
    Sie schwieg.
    »Hast du denn gar nichts dazu zu sagen?«, fragte er.
    Sie hob die Augen.
    »Du hältst mich für eine von ihnen«, sagte sie.
    »Ich denke, dass du eine von ihnen sein könntest «, antwortete er darauf.
    »Und was ist damit?« Sie hielt das Kreuz am Kettchen hoch.
    »Das hat nichts zu bedeuten.«
    »Ich bin wach«, gab sie zu bedenken. »Ich liege nicht im Koma.«
    Er schwieg. Dagegen fand er kein Argument, auch wenn es seinen Zweifel nicht beschwichtigte.
    »Ich war oft in Inglewood«, sagte er schließlich. »Wieso hast du meinen Wagen nie gehört?«
    »Inglewood ist ziemlich groß.«
    Er betrachtete sie nachdenklich, während er mit den Fingern auf die Sessellehne trommelte.
    »Ich - ich möchte dir gern glauben«, gestand er.
    »Wirklich?« Erneut verkrampfte sich ihr Magen. Sie biss die Zähne zusammen und beugte sich vornüber.
    Robert Neville fragte sich, weshalb er nicht mehr Mitleid mit ihr empfand. Lang vergessene Gefühle aufzuwecken war offenbar gar nicht so leicht. Vielleicht hatte er sie auch längst alle aufgebraucht und war nun leer und zu keinem mehr fähig.
    Nach einer Weile blickte sie auf. Ihre Augen waren hart.
    »Ich habe mein Leben lang einen schwachen Magen gehabt«, sagte sie. »Ich musste mit ansehen, wie mein Mann vorige Woche umgebracht - in Stücke gerissen wurde. Die Seuche nahm mir meine zwei Kinder. Und seit einer Woche wanderte ich nur herum, verkroch mich des Nachts und aß nicht viel mehr als ein paar Bissen. Und die Angst ließ mich nicht mehr als hin und wieder ein paar Stunden schlafen. Dann höre ich plötzlich jemanden brüllen, und du jagst mich durch die Wiese, schlägst mich, zerrst mich zu deinem Haus. Und wenn mir übel wird, weil du mir einen Teller voll stinkenden Knoblauchs unter die Nase hältst, sagst du gleich, ich sei infiziert!«
    Die Hände in ihrem Schoß zuckten.
    »Was erwartest du eigentlich?«, fragte sie schließlich wütend.
    Sie sackte wieder zusammen und schloss die Augen. Nervös zupften ihre Finger am Kleid und sie bemühte sich, den zerrissenen Stoff hochzuziehen, aber er hielt nicht, und sie schluchzte vor Wut.
    Er beugte sich im Sessel vor. Trotz seiner Zweifel und seines Misstrauens regte sich das schlechte Gewissen in ihm. Er konnte nicht dagegen an. Er hatte vergessen, dass Frauen weinten und schluchzten. Schwer hob er eine Hand zum Bart und zupfte verwirrt daran, während er sie beobachtete.
    »Würdest ...«, begann er und schluckte, »würdest du mir gestatten, eine Blutprobe von dir zu nehmen?«, fragte er. »Ich könnte ...«
    Sie stand plötzlich auf und schwankte zur Tür.
    Er sprang auf.
    »Was hast du vor?«
    Sie antwortete nicht. Unbeholfen versuchte sie den Sperrbalken hochzuheben.
    »Du kannst jetzt nicht hinaus«, sagte er erstaunt. »Es wird gleich draußen wimmeln von ihnen.«
    »Ich bleibe nicht hier!« Sie schluchzte. »Was macht es denn schon aus, wenn sie mich umbringen?«
    Er legte die Hände auf ihren Arm. Sie versuchte ihn zurückzuziehen.
    »Lass mich in Ruhe!«, schrie sie. »Ich hab dich nicht gebeten, mich hierherzubringen! Du hast mich einfach hergezerrt! Warum lässt du mich nicht in Frieden?«
    Mit hängenden Schultern stand er neben ihr. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Du kannst jetzt nicht hinaus«, wiederholte er deshalb.
    Er führte sie zur Couch zurück. Dann trat er an die Bar und schenkte ihr einen kleinen Whisky ein. Es ist ja egal, ob sie infiziert ist oder nicht, dachte er resigniert.
    Er streckte ihr das Glas entgegen. Sie schüttelte abwehrend den Kopf.
    »Trink!«, forderte er sie auf. »Es wird dich beruhigen.«
    Verärgert blickte sie hoch. »Damit du mir wieder Knoblauch vor die Nase halten kannst?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Trink«, bat er.
    Nach einer kurzen Weile nahm sie das Glas und trank einen kleinen Schluck, auf den sie furchtbar husten musste. Sie stellte das Glas auf die Couchlehne und atmete tief ein.
    »Warum willst du denn, dass ich hierbleibe?«, fragte sie unglücklich.
    Er blickte sie an, ohne dass er wirklich wusste, was er darauf antworten sollte. Schließlich sagte

Weitere Kostenlose Bücher